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1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan

Titel: 1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan
Autoren: Unbekannt
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Lage, die Melodie mit Akkorden zu begleiten. Er schloß seine Sehorgane, so daß das Bild der Umgebung verschwand und er sich ganz und gar auf den Gesang des Hauri konzentrieren konnte.
    Er spürte, wie eine Resonanz entstand. Die Ausstrahlung des Hauri, die in den Worten des Liedes verborgen lag, brachte einen Strang seines Bewußtseins zum Schwingen. Immer stärker, immer deutlicher wurde der Widerhall.
    Und plötzlich begann er, Worte zu verstehen. Es waren nicht Worte im akustischen Sinn. Die Botschaft des Hauri war nicht in den Lauten seiner Sprache, sondern in psionischen Impulsen enthalten, die unvermittelt in Salaam Siins Bewußtsein materialisierten. „Der Herr Heptamer wacht am Rand des Loches der Ewigkeit!"
    Der Gesang verstummte. Teng-Wu hatte die Wiedergabe abgeschaltet. Salaam Siin öffnete die Sehorgane. „Ich habe deine Worte gehört", sagte Teng-Wu. „War das die Botschaft, die du hörtest?"
    „Das war sie", antwortete der Ophaler. „Was bedeutet sie?"
    Teng-Wu gab ein zischendes Geräusch von sich. Die Frage schien seine Heiterkeit zu erregen. „Ich weiß es nicht", sagte er. „Der Herr Heptamer ist in der Glaubenshierarchie der Hauri dicht unter den Göttern angesiedelt. Vom Loch der Ewigkeit sprechen die Verlorenen von Tarkan des öfteren. Aber was man sich darunter vorzustellen hat, weiß niemand."
    „Die Botschaft ist völlig wertlos?" sang Salaam Siin klagend. „Nein, mein Freund. Nicht völlig wertlos", antwortete Teng-Wu. „Ihr seid auf dem Weg nach Tarkan. Ihr werdet mit den Völkern der Kansahariyya zusammentreffen und auch mit den Hauri. Ihr werdet Informationen sammeln und irgendwann erkennen, was der sterbende Gefangene mit diesen Worten hat sagen wollen. Dessen bin ich sicher."
    Der Verband startete um 08.22 Uhr am 15. Oktober 447.
    Man-Gro verabschiedete seine Gäste mit den besten Wünschen. Er schien nicht überzeugt, daß dem Expeditionskorps der Durchbruch nach Tarkan wirklich gelingen werde. Er gab sich wie einer, der damit rechnete, liebe Freunde in naher Zukunft wiederzusehen. „Solltet ihr nicht den gewünschten Erfolg haben", waren seine Worte zum Abschied, „dann erinnert euch bitte daran, daß ihr im Synguiso-System zu jeder Zeit willkommen seid."
    Die KARMINA nahm den Verband in Simultansteuerung. Er drang in den Hyperraum ein und materialisierte knapp zwei Stunden später in unmittelbarer Nähe jener Ebene, entlang der die Galaxis Hangay wie abgeschnitten erschien.
    Der Anblick, der sich auf den Bildschirmen bot, war beeindruckend. Heckwärts glänzte das Sternenmeer der fremden Galaxis, die eigentlich nicht diesem Universum angehörte.
    Bugwärts dehnte sich Finsternis. Es war nicht die Finsternis des intergalaktischen Leerraums. Von diesem Standort aus wären noch vor achteinhalb Monaten zwar keine individuellen Sterne, aber zahlreiche Lichtflecke weit entfernter Sterneninseln zu sehen gewesen. Es war die Finsternis der fremden Raumzeit, die Hangay mit sich gebracht hatte. Es war die Dunkelheit, die auf die Materialisierung weiterer Teile der Galaxis aus dem sterbenden Universum wartete.
    Der Kontrollraum hatte volle Besatzung. Der Verband bewegte sich im Interflug mit einer Geschwindigkeit von 60.000 km/sec relativ zu dem Fixpunkt, den die Sonne Synguiso verkörperte. Die Grenze der Eigenraumzeit der Galaxis Hangay lag zehntausend Lichtjahre entfernt. Aber so weit wollte man nicht reisen. Das Ziel lag wesentlich näher. „Wir kommen zum letzten, kritischen Augenblick", sprach die Stimme der Virenwolke aus den Empfängern. „Wenn ihr immer noch Zutrauen zu mir habt, will ich das Kommando über den Verband ein letztes Mal übernehmen."
    „Wir vertrauen dir, Vira", antwortete Atlan ohne Zögern. „Bring uns heil nach drüben."
    „Das werde ich tun", versprach die Virenstimme. „Ich verabschiede mich von euch. Meine Aufgabe ist so gut wie getan. Wir werden nichts mehr voneinander hören."
    Im nächsten Augenblick begannen die zwölf Raumschiffe zu beschleunigen. Es kam keine Durchsage von Vira mehr. Nur an den Anzeigen der Kontrollinstrumente war abzulesen, daß der Metagrav-Vortex aufgebaut wurde und sich stabilisierte.
    Julian Tifflor schloß die Augen. Er hatte die Hände um die Armlehnen des Sessels gespannt. Die Muskeln zogen sich zusammen. In sein Schicksal ergeben und doch von jener Art Angst erfüllt, die aus der Ungewißheit hervorging, erwartete er den letzten, den entscheidenden Schritt.
    Er kam mit einer Wucht, die alles organische Bewußtsein
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