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1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan

Titel: 1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan
Autoren: Unbekannt
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„Aber ich nehme an, er ist sehr beschäftigt."
    „Es handelt sich um eine sehr wichtige Angelegenheit", beharrte der Ophaler. „Du erwiesest mir einen großen Gefallen, wenn du mich mit ihm sprechen ließest."
    Der Kartanin war jetzt sichtlich erstaunt. „Lieber kleiner Freund", sagte er schließlich. „Wenn dir die Angelegenheit wirklich so bedeutsam ist, dann will ich Teng-Wu sogleich rufen lassen."
    Salaam Siin gab einen hellen, freundlich klingenden Akkord von sich. Nur Julian Tifflor wußte in diesem Augenblick, was in den Gedanken des Ophalers vor sich ging. An ihn nämlich hatte Salaam Siin sich gewandt und eine Kopie der Aufzeichnung erbeten, auf der der Gesang des sterbenden Hauri festgehalten war.
     
    *
     
    Es war ein großer, düsterer Raum, in den Teng-Wu den Ophaler führte. „Wer sich in der Gedankenwelt der Propheten des Hexameron auskennen will", erklärte der Kartanin, „der tut gut daran, seine Studien im Dunkeln zu betreiben. Denn dunkel und voller Finsternis ist die Lehre der Sechs Tage, obwohl sie einem ganzen Universum die seligmachende Wirkung des kosmischen Feuers predigt."
    Salaam Siin vermochte nicht abzuschätzen, wie alt Teng-Wu war. Sein Körperpelz war von silbergrauer Farbe, und der Pelzstreifen, den er auf dem Schädel trug, hatte den Glanz des Schnees angenommen.
    Teng-Wu war alt, daran bestand kein Zweifel. Er besaß Weisheit, wie sie nur lange Jahrzehnte der Lebenserfahrung vermittelten. „Ich bin überzeugt", sagte Salaam Siin, „daß der Gesang eine Botschaft enthält. Irgend etwas drang in mein Bewußtsein ein. Ich war weit entfemt. Ich konnte den Gesang nicht wirklich hören. Ich empfing ihn, nehme ich an, mit Sinnen, die nur ein Ophaler besitzt. „ „Die Hauri stecken voll psionischer Energie", erklärte Teng-Wu, während er eine Schaltung vornahm, die es ermöglichen würde, die nach den Normen der terranischen Technik angefertigte Aufzeichnung auf einem kartanischen Gerät wiederzugeben. „Es fällt ihnen leicht, das Bewußtsein anderer zu erreichen und zu beeinflussen. Ich weiß nicht, wer die Ophaler sind, und du sprichst unsere Sprache so, daß ich nicht alles, was du sagst, verstehe. Aber du brauchst nicht zu glauben, daß du mit besonderen Gaben ausgestattet seist. Ein Hauri spricht zu deinen Gedanken auch dann, wenn du keine Extrasinne besitzt."
    „Verzeih", sang Salaam Siin. „Ich habe gedankenlos gesprochen. Ich wollte nicht behaupten, daß die Ophaler unter den Schöpfungen der Natur etwas Besonderes seien."
    „Ich verstehe dich", antwortete Teng-Wu einfach.
    Dann schaltete er die Wiedergabe ein. Die Aufzeichnung lief gut fünf Minuten lang. Salaam Siin vernahm die langgezogenen Worte, ohne sie zu verstehen. Er beherrschte die Sprache der Hauri nicht. In der Aufzeichnung war selbstverständlich nichts von der psionischen Energie mehr vorhanden, mit der der Originalgesang auf ihn eingewirkt hatte. „Das Lied des Hexameron", sagte Teng-Wu, nachdem der letzte Ton verklungen war. „Ich kenne es auswendig. Es ist das Glaubensbekenntnis der Propheten der Sechs Tage." Er war eine Zeitlang sehr nachdenklich. „Es ist den Hauri gegeben", fuhr er schließlich fort, „durch das Absingen gewisser Texte ihre seelischen Kräfte zu stärken. Dieser Laonn tet Veegnar, von dem du sprichst, hat die neugewonnene seelische Energie offenbar dazu benützt, sich selbst zu töten. Die Hauri tun das stets, wenn sie sich in auswegloser Situation befinden. Es bringt sie, so glauben sie, dem Ersten Tag näher. Aber was rede ich?
    Du willst nichts über die Hauri hören. Du willst die Botschaft verstehen, die in diesem Gesang verborgen ist."
    Er sah den Ophaler an. Es dauerte eine ganze Weile, bis er mit seinen Gedanken und sich ins reine gekommen war. „Ich frage mich", sagte er, „ob es dir etwas helfen würde, wenn du das Lied mitsängest. Ich kenne deine Gaben nicht. Ich weiß, daß du die Sprache der Hauri nicht beherrschst. Aber wenn du wenigstens die Melodie und den Rhythmus mitverfolgtest?"
    „Ja, das will ich versuchen", antwortete Salaam Siin voller Eifer. „Deine Idee ist ausgezeichnet. Warum bin ich nicht selber schon darauf gekommen?"
    Teng-Wu gab darauf keine Antwort. Er setzte die Wiedergabe von neuem an, und die Stimme des sterbenden Laonn tet Veegnar erfüllte den düsteren Raum.
    Salaam Siin konzentrierte sich auf die Melodie. Je intensiver er das tat, desto tiefer drang ihm der Gesang ins Bewußtsein. Er begann zu summen. Bald darauf war er in der
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