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1354 - Höllenflucht

1354 - Höllenflucht

Titel: 1354 - Höllenflucht
Autoren: Jason Dark
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irgendwann erscheinen und sie aus dieser Lage befreien?
    Wenn ja, was geschah dann? Ein Schnitt reichte, um die Fesseln an den Händen zu lösen. Dann war der Halt über ihr an diesem noch recht starken Ast verschwunden. Sie würde in den Sumpf fallen, dessen gierige Hände sie in die Tiefe zerren würde.
    Lilian Dexter hatte geweint. Sie hatte geschrien. Sie hatte sich sogar hektisch bewegt und so versucht, für ein Brechen des Astes zu sorgen. Es war ihr nicht gelungen. Der Ast über ihr war zu stark und auch noch zu gesund.
    Und jetzt?
    Es war schrecklich, auch wenn sie die Füße gegen den alten Baumstumpf stemmen konnte und so ab und zu einen entsprechenden Halt bekam. Doch dieser Halt war so trügerisch wie die gesamte Umgebung, die sie als eine einzige Todesfalle ansah.
    Niemand hatte ihr gesagt, wie lange sie hier in dieser Lage hängen bleiben würde. Und ob überhaupt noch jemand kam, um sie zu befreien. Hier in dieser Einsamkeit würde sie niemand finden. Welcher Mensch traute sich schon in den Sumpf hinein? Und es gab auch keine Menschen, die sich um ihr Schicksal kümmerten. Sie gehörte nicht zum Ort. Sie und Orry waren Fremde gewesen, die sich nur einquartiert hatten. Also würde sie hier sterben können, ohne dass es irgendeinem auffiel.
    Irgendwann würde Schluss sein und auch ihre Kraft nachlassen.
    Dann war sie am Ende.
    Wieder sackte sie in die Knie. Es war Lilian schon lange nicht mehr möglich, die Beine ausgestreckt zu halten, doch die Fesseln sorgten dafür, dass sie sich nicht hinknien konnte. So blieb sie weiterhin in ihrer Haltung und konnte nur auf das Ende warten.
    Auf den Tod!
    Auf ein Ende, wie sie es sich nie in ihrem Leben hatte vorstellen können. Und ihr kam immer öfter der Gedanke, wie es wohl sein würde, wenn sie erstickte?
    Diese Vorstellung allein war schrecklich. Sie wollte auch nicht daran denken, aber die Gedanken, getrieben von Angst, ließen sich nicht einfach zur Seite schieben.
    So wartete sie weiter. Ausgelaugt, völlig fertig und mit ihren Nerven am Ende.
    Das Umfeld sah ganz anders aus. Es dunkelte ein. Zu viel Zeit war bereits verstrichen. Die Umrisse – durch den Dunst sowieso nicht klar hervorstechend – mischten sich allmählich zu einer grauen Masse zusammen. Die Welt war nicht mehr die Gleiche. Alles blieb hinter diesem Vorhang zurück.
    Dafür kam die Angst.
    Sie war das schleichende Gift. Dieses unheimliche Grauen, das sich nicht stoppen ließ. Wie ein Brandmal hatte sie die Furcht erfasst und sorgte dafür, dass sie kaum noch Luft zum Atmen bekam. Lilian hatte das Gefühl, würgen zum müssen, was sie letztendlich auch tat. Aber sie schaffte es nicht, sich zu erbrechen.
    Die Schwankungen ihres Körpers verstärkten sich. In immer kürzeren Abständen traten sie auf. Da half es auch nichts, wenn sie die Füße auf dem Baumstumpf abstemmte. Er bot ihr eine nur sehr trügerische Sicherheit und nicht mehr.
    Wieder rannen ihr Tränen aus den Augen. Sie war nicht mehr dazu in der Lage, etwas zu sagen. Die Kehle saß zu. Die Schwäche verstärkte sich in ihrem Körper, und manchmal hatte sie sogar das Gefühl, wegzufliegen und wie ein Engel über die Oberfläche zu gleiten, bis tief hinein in andere Welten, die ihr Rettung versprachen.
    Der Sumpf meldete sich weiter. Dass Gurgeln und Schmatzen unter ihren Füßen hörte nicht auf. Sie sah die Blasen, die sich an der Oberfläche gebildet hatten. Sie stiegen hoch und zerstoben mit platzenden Lauten. Der faulige Geruch umschwebte ihre Nase. Er wehte an ihrem Mund entlang. Sie atmete ihn ein, wenn sie die Lippen öffnete, aber das machte ihr schon alles nichts mehr aus. Sie hatte sich daran gewöhnt.
    Immer dann, wenn sie aus ihrem Zustand herausgerissen wurde, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Dann schnellte ihr Kopf in die Höhe, und sie öffnete auch wieder die Augen. Es war der Reflex darauf, dass sie aus dem Dämmerzustand gerissen worden war.
    Wie auch jetzt!
    Als hätte man ihr ein säuberndes Wasser in die Augen geträufelt, war es ihr plötzlich möglich, etwas zu erkennen. Vor ihr lag der Sumpf in einer seltenen Klarheit. Selbst der Nebel schien sich zurückgezogen zu haben, und so sah sie den Mann und das Boot!
    Eine Täuschung!, dachte Lilian. Das ist eine verdammte Täuschung. Man macht mir etwas vor. Man will mich fertig machen.
    Man will mir noch mal den Himmel zeigen, bevor die Hölle richtig zuschlägt.
    Aber sie drehte den Kopf nicht weg, und sie sah, dass sie tatsächlich Besuch
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