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1354 - Höllenflucht

1354 - Höllenflucht

Titel: 1354 - Höllenflucht
Autoren: Jason Dark
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der glatten Oberfläche des Baumstumpfs ab.
    Den Schrei konnte sie nicht zurückhalten. Es war ein Laut der Verzweiflung. Sie schüttelte sich, sie schnappte nach Luft und musste sich das kalte Lachen des Mannes im Nachen anhören.
    »Hör zu!«, sagte er dann grinsend.
    »Was wollen Sie denn?«
    Die meisten Menschen hätte diese gequält ausgesprochene Frage gerührt, van Akkeren nicht. Er lachte auf und sagte: »Es ist ganz einfach. Ich will Antworten.«
    »Ich weiß nichts.«
    Der Grusel-Star schnippte mit den Fingern. »Du kannst es dir aussuchen. Entweder redest du oder bist still. Solltest du dich für die zweite Möglichkeit entscheiden, wartet der Sumpf auf dich. Und der wird dich nie mehr hergeben.«
    »Bitte… was … ich kann nicht.«
    »Doch, du kannst.«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
    »Du bist im Moment wichtig für mich. Ich habe nur das Pech gehabt, etwas zu spät gekommen zu sein, aber das lässt sich alles regeln, da ich mich umhören konnte und dich beobachtet habe.«
    Lilians Füße hatten wieder die blanke Fläche des Baumstumpfs gefunden. So ging es ihr etwas besser.
    Van Akkeren schaute hin und lächelte. Er war zufrieden, denn er hatte die Frau genau dort, wo er sie hatte hinhaben wollen.
    »Wir werden uns in Ruhe unterhalten«, erklärte er. »Und du wirst mir alles sagen, was ich wissen will.«
    »Ja… ja …«, erklang die gestöhnte Antwort. »Aber bitte binden Sie mich los.«
    »Gut«, erklärte van Akkeren lächelnd. »Ich werde dir den Gefallen tun. Du brauchst keine Sorgen zu haben. Ich kann mir denken, was du fühlst. Aber manchmal ist das Leben so. Vor allen Dingen dann, wenn man Erfolg haben will.«
    Der Grusel-Star stakte noch einmal die Stange in die trübe Brühe, damit sich der Nachen in Bewegung setzen konnte. Nur ein kleines Stück musste er sich vorschieben. Mit der Mitte seiner Bugseite prallte er leicht gegen den Baumstumpf.
    Lilian hing in einer schrägen Lage. Ihre Füße hielten den Kontakt mit dem Stumpf.
    Der Grusel-Star war zufrieden. Er kletterte vom Nachen aus auf die glatte Fläche und zog ein Messer unter seinem dunklen, bis zu dem Kniekehlen reichenden Mantel hervor.
    Wenig später wischte die Klinge so dicht vor dem Gesicht der Frau in die Höhe, das Lilian erschrak. Sie glaubte, den kalten Stahl in ihrem Hals zu spüren, aber die Klinge traf nicht ihren Körper. Sie säbelte an ihren Fesseln entlang.
    Zwei Rucke reichten aus.
    Dann war Lilian frei!
    Sie sackte in die Knie und fiel zugleich nach unten. Es trat genau das ein, was sie befürchtet hatte. Mit den rechten Ellenbogen schlug sie auf dem Rand des Nachens, und mit der Hüfte schrammte sie darüber hinweg. Da war nichts, was ihr einen Halt gegeben hätte.
    Mit den Füßen zuerst erreichte sie Oberfläche, und dann reagierte der Sumpf wie ein gieriges Tier.
    Zuerst glitt sie in die Masse hinein wie in normales Wasser. Dann merkte sie, wie wenig tief es war. Sofort war der gierige Grund zur Stelle und umschlang sie.
    So etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben erlebt. Unzählige weiche Hände schienen sich mit ihren Beinen zu beschäftigen. Sie waren überall, weich und trotzdem unnachgiebig.
    Sie sank tiefer und wartete darauf, dass auch ihr Kopf in der trüben Wasserbrühe verschwand.
    Zum Glück trat das nicht ein.
    Etwas stemmte sich von unten her gegen ihre Füße und gab ihr den schon nicht mehr für möglich gehaltenen Halt. Das Sinken in dem Sumpf wurde gestoppt. Lilian stellte fest, dass sie bis zur Brust im Morast stand. Sie schaute gegen die Bordseite des Nachens, der sich jetzt schaukelnd bewegte, weil van Akkeren ihn wieder betreten hatte.
    Van Akkeren schaute sie an. Wieder lächelte er mit dieser eisigen Kälte.
    »Nun? Habe ich mein Versprechen gehalten? Ich habe dich losgeschnitten.«
    »Ja, das weiß ich.« Lilian erkannte die eigene Stimme kaum wieder. Sie hätte jetzt die Arme aus der Masse ziehen müssen, um den Rand des Nachens zu erreichen. Dann hätte sie möglicherweise noch eine Chance gehabt. Sie schaffte es nicht. In den Armen und auch in den Händen gab es kein Leben mehr.
    »Ich will hier raus…«
    Van Akkeren nickte. »Kann ich mir denken. Mir würde deine Lage auch nicht gefallen.« Er leckte über seine Lippen hinweg. »Ich überlege mir wirklich, ob ich dich hier herausholen soll. Aber wenn ich das mache, musst du mir ein paar Fragen beantworten.«
    »Jede, jede – bitte.«
    Van Akkeren grinste zufrieden. »Was ist mit Sinclair und seinen Freunden?«
    Lilian
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