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1354 - Höllenflucht

1354 - Höllenflucht

Titel: 1354 - Höllenflucht
Autoren: Jason Dark
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abgereist«, stellte ich fest.
    »Genau. Nicht offiziell.«
    »Sondern?«
    Rose schaute auf ihre Hände, die sie knetete. »Lilian ist einfach verschwunden. Spurlos. Sie war praktisch von einem Augenblick zum anderen weg.« Sie hob die Schultern. »Und jetzt sind sie an der Reihe.«
    »Weg«, murmelte ich und schaute auf meinen Freund Godwin, der sein Besteck hatte sinken lassen und auch nichts sagte. »Wieso weg?«
    »Das kann ich auch nicht sagen.«
    »Hatte Lilian das denn vor?«
    Rose hob die Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Gesprochen hat sie nicht mit mir darüber. Eigentlich hatten wir uns heute noch treffen sollen, aber daraus wird wohl nichts. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll.«
    Godwin und ich schauten uns an. Niemand sagte mehr ein Wort.
    Wir hingen unseren Gedanken nach. Normal war das nicht, wenn man Rose glauben sollte, aber es hatte keinen Sinn, wenn wir blieben und anfingen, nach Lilian zu suchen. Sie war eine erwachsene Person, die ihren Weg allein ging und keinen Aufpasser haben musste.
    Ich dachte auch daran, dass sie mal erwähnt hatte, den Ort des Schreckens zu verlassen, und das so schnell wie möglich. Genau dies teilte ich Rose auch mit.
    »Das mag wohl stimmen«, gab sie mir Recht. Dabei schaute sie noch immer auf ihre Hände. »Aber mich wundert es, dass sie verschwunden ist, ohne sich von mir zu verabschieden.«
    »Vielleicht kommt sie ja wieder zurück«, meinte Godwin.
    Rose schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Und was macht Sie so sicher?« Sie deutete auf ihren Busen. »Ich fühle es. Ich spüre genau, dass etwas nicht stimmt.«
    »Sie haben also keine Beweise?«
    »Nein.« Schnell sprach sie weiter.
    »Aber Lilian und ich sind in der kurzen Zeit, in der wir uns kennen, so etwas wie Freundinnen geworden. Und wenn man dann wegfährt, verabschiedet man sich doch von seiner Freundin. Oder sehen Sie das anders?«
    »Nein«, sagte ich leise.
    »Tja, das macht mich eben misstrauisch.«
    Unser Schweigen dauerte nicht lange an, denn Godwin hatte eine Frage.
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Rose. »Wenn ich ehrlich sein soll, fühle ich mich überfordert. Und ich habe Angst, das gebe ich gern offen zu.«
    »Aber es gibt keinen Kapitän Navarro mehr.«
    »Das weiß ich.«
    »Und auch seine Helfer sind vernichtet worden.«
    Diesmal antwortete Rose nicht. Sie zuckte nur mit den Achseln und blickte ins Leere.
    »Wann haben Sie Ihre Freundin Lilian denn zum letzten Mal gesehen?«, fragte ich.
    Sie blies die Luft aus. »Wenn ich das genau wüsste. Also heute nicht mehr. Es ist gestern gewesen. Am Nachmittag und natürlich vor dem Dunkelwerden.«
    »Wie hat sich Lilian verhalten?«
    Rose dachte über meine Frage nach. Sie legte den hoch gestellten Zeigefinger gegen ihre Lippen. »Entspannt war sie nicht«, sagte sie schließlich. »Sie wirkte sehr nervös. Oder sagen wir es anders. Ich hatte das Gefühl, dass sie unter starker Angst litt.«
    »Und vor wem sollte sie Angst gehabt haben?«
    »Keine Ahnung, John. Es ist möglich, dass es vor der allgemeinen Lage gewesen ist.«
    »Aber die war doch geklärt.«
    »Weiß man das?«
    Godwin räusperte sich kurz und sagte: »So kommen wir nicht weiter, Rose. Sie müssen nun schon etwas Konkretes auf den Tisch legen, damit wir damit etwas anfangen können. Alles andere müssen wir vergessen. Ein vager Verdacht allein reicht nicht aus.«
    »Klar, das kann ich mir denken. Ich habe es Ihnen auch nur sagen wollen«, erklärte sie. »Schließlich mache ich mir große Sorgen.«
    »Denken Sie daran, dass wir jetzt bei Ihnen bleiben und nach Lilian Dexter suchen sollen?«
    »Nein, das nicht.«
    Godwin und ich wussten, dass sie mit ihrer letzten Antwort nicht die Wahrheit gesagt hatte. Natürlich wäre es ihr lieber gewesen, wenn wir uns um Lilian gekümmert hätten, aber dies auf einen bloßen Verdacht hin zu tun, wobei der Fall des Zombie-Kapitäns zudem gelöst war, das kam für uns nicht in Frage. Außerdem mussten wir uns um das Gold kümmern. Es musste so schnell wie möglich weggeschafft werden.
    Rose lachte plötzlich auf. Es klang nicht ehrlich. Dann meinte sie:
    »Ich habe es Ihnen nur mitteilen wollen. Wahrscheinlich hat sie einen Rappel bekommen und ist gefahren. Nur eben ohne Motorrad und ihr Gepäck. Und dies steigert mein Misstrauen.«
    Es war verständlich, und wir überlegten wirklich, wie wir uns verhalten sollten.
    Godwin machte mir einen Vorschlag. »Wenn du willst,
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