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1352 - Die schwarzen Schiffe

Titel: 1352 - Die schwarzen Schiffe
Autoren: Unbekannt
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müssen und so zwangsläufig den Waldrand erreichen. „Hoffen wir, daß sie die Lichtung nicht mit Infrarotkameras beobachten."
    Wido Helfrich kroch voraus. Narktor wußte, daß sich der Gefährte an einem langgestreckten und schwertförmigen Sternzeichen orientierte, dessen Griff ungefähr auf den Nordpol des Planeten wies.
    Zunächst brachten sie die Dünung hinter sich, dann den freien, mit grober Asche angefüllten Zwischenraum zur nächsten Deckung. Von den fremden Schiffen kam keine Reaktion. Narktor glaubte nun fest daran, daß sie ungesehen den Waldrand würden erreichen können. Er hielt sich einfach hinter Wido. „Gleich sind wir raus aus dem toten Gürtel", flüsterte Wido Helfrich von vorn. „Ich fühle schon erste unverbrannte Zweige und ein paar Gräser."
    Narktor gab ihm recht - auch er hielt plötzlich ein kühles, feuchtes Stück Waldboden in Händen. Erleichtert atmete er auf. Sekunden später stieß er gegen einen ersten Baumstamm, und von oben erreichte ihn ein keckerndes, protestierendes Geräusch. Offenbar barg der Baum eine kleine Kolonie der affenartigen Ureinwohner Finisterres in Anlehnung an ihre primitive Sprache Kekkerek genannt. „Ich glaube, daß wir jetzt aufstehen können", sagte Narktor. „Das Kriechen macht wunde Knie, weißt du ..."
    Wido Helfrich gab nur einen zustimmenden Brummlaut von sich. Gemeinsam erhoben sich die Gefährten, und noch immer geschah nichts. Ihre Gestalten gaben gegen den Sternenhimmel schwarze, kaum sichtbare Schatten ab. Als Narktor den Terraner musterte, mit dem er schon so viel erlebt hatte, kamen sonderbare Gedanken in seinen Sinn. Wido sah, im Dunkeln betrachtet, fast aus wie einer der Fremden.
    Die Statur stimmte ungefähr überein, nur die Länge nicht. „Geh du voraus, Wido. Ich halte mich hinter dir."
    „Wie du willst."
    Vorsichtig und gemächlich ertasteten sie sich einen Weg durch den Wald. Es war feucht, und die Stimmen der reichhaltigen Fauna gewannen mit zunehmender Entfernung vom Landeplatz der Fremden an Lautstärke. Narktor wünschte sich eine Kampfkombination herbei. Aber sie hatten nichts am Körper als ihre Alltagskleidung. „Jetzt ist es weit genug", entschied er. Sie hatten vielleicht dreihundert Meter zurückgelegt. Zwischen ihnen und den drei schwarzen Schiffen lag ein Wall aus Baumkronen und Buschwerk. „Zeit, daß wir Licht machen, Wido. Hast du eine Taschenlampe?"
    „Scherzbold", versetzte der hagere Mann mit dem Pferdegesicht. „Als wir angegriffen wurden, war es hellichter Tag, und da kommt man ohne Taschenlampen nicht aus ..."
    „Halt die Luft an, Wido!" Narktor grinste in sich hinein. „Wir brauchen keine Lampe. Ich habe ein Feuerzeug." Er fischte mit spitzen, rußverschmierten Fingern das winzige Gerät aus einer seiner Brusttaschen. „Normalerweise ist das Ding ja für einen anderen Zweck gedacht, aber zum Leuchten geht es auch."
    Ein grelles kaltes Licht glomm auf.
    Wenn die Garantieerklärung nicht übertrieben war, enthielt die Mikro-Zerfallsbatterie Saft genug für ein Dutzend Nächte. „Das hält uns außerdem die wilden Tiere vom Leib", hoffte Narktor.
    Wido Helfrichs Anblick hätte ihn fast zum Lachen gereizt. Über und über mit Ruß bedeckt, ähnelte der Terraner tatsächlich den Fremden, die ihre Station und ein paar Kekkerek-Kolonien dem Erdboden gleichgemacht hatten. Doch eine Ahnung ließ ihn innehalten; er brachte nicht mehr als einen schnaubenden Laut hervor. „Wir müssen uns waschen, Wido."
    Und im Augenblick darauf war es vorbei mit ihrer Einsamkeit. Das Licht hielt wilde Tiere ab - schön und gut. Aber wer es zu deuten wußte, den zog es an. In diesem Fall handelte es sich um fast zwanzig Kekkerek, die, mit primitiven Schlagwerkzeugen bewaffnet, aus den umliegenden Baumkronen fielen.
    Innerhalb einer Sekunde sahen sich Narktor und Wido Helfrich umzingelt. „Verdammt! Wido ... Jetzt kommt alles Waschen zu spät."
    Die Kekkerek hoben ihre Schlagwerkzeuge, und Narktor zweifelte nicht daran, daß sie ihn und seinen Gefährten für die Tragödie vom Vortag verantwortlich machten.
     
    2. Die Querulantin
     
    Nerva-Than hatte es als Springerfrau besonders schwer. Ihr angeborener Dickschädel ließ sie ein ums andere Mal selbst die dicksten Mauern einrennen (was natürlich bildlich gesprochen war), und zuletzt hatte sie sich bei den eigenen Leuten mehr Respekt verschafft, als für eine Frau gut war. „Du wirst nie einen Mann kriegen", warnte eine enge Freundin einmal. „Nicht, wenn du weitermachst
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