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1343 - Manons Feuerhölle

1343 - Manons Feuerhölle

Titel: 1343 - Manons Feuerhölle
Autoren: Jason Dark
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das?«
    »Gehen Sie!«
    Einer von ihnen schüttelte den Kopf. »Was habt ihr mit der Kleinen gemacht?« Er sprach Manon jetzt direkt an. »He, Süße, was haben die beiden Kerle mit dir vor?«
    Manchmal dauerte es nicht lange, bis ich die Geduld verlor. Das war hier der Fall. Ich wollte mich auf keine Diskussionen einlassen.
    Der Mann musste weg. Sein Kollege ebenfalls, der sich zum Glück zurückhielt.
    Da machte uns Manon einen Strich durch die Rechnung. Der verdammte Zug fuhr noch immer, und bisher hatte sie sich hart zusammengerissen. Das war jetzt vorbei.
    Mit einer schnellen Bewegung sprang sie auf. Plötzlich stand sie vor ihrem Sitz. Ein schriller Schrei löste sich aus ihrem Mund. Das verzerrte Gesicht mit der geröteten Haut hatte sie hässlich werden lassen. Sie warf sich nach vorn, sie schrie dabei, und sie fiel gegen den Mitfahrer, bevor ich sie zurückreißen konnte.
    Was dann ablief, ging alles rasend schnell. Aus dem Körper der Frau schossen plötzlich kleine Flammen. Sie tanzten im Gesicht und an den Händen über die Haut hinweg, ansonsten hielten sie die Kleidung bedeckt wie ein zittriges Tuch.
    Das passierte in dem Augenblick, als sie gegen den Angetrunkenen gefallen war.
    Der Mann brüllte plötzlich auf.
    Bill Conolly schnellte ebenfalls hoch. Er bekam Manon in den Griff und schleuderte sie weg in die Mitte des Wagens hinein. Sie stolperte rücklings als brennendes Wesen durch den Gang und prallte mit dem Rücken gegen eine Haltestange, an der sie sich festhielt.
    Da brannte sie weiter!
    Um wen sollte ich mich kümmern? Um Manon oder um den brennenden Passagier?
    Das übernahm Bill. Er hatte seine Jacke ausgezogen und warf sich gegen den Mann. Gemeinsam fielen sie zu Boden. Der zweite, der noch stand, war kreidebleich geworden. Er hatte sich zurückgezogen, klammerte sich verzweifelt an einem Griff fest und schien nicht mehr von dieser Welt zu sein, was seinen Blick betraf. Der Mund stand offen. Speichel rann über die Unterlippe.
    Die sitzenden Fahrgäste taten nichts. Sie schrien nicht mal. Die Männer waren erwacht. Sie bekamen nicht richtig mit, was hier ablief, und die Frau mit dem Kind sagte gar nichts.
    Sie war zu einer Statue geworden, die wie im Krampf den Griff des Kinderwagens festhielt. Wenn man ihr Gesicht beschreiben sollte, dann musste man es als blutleer bezeichnen. Selbst ihre blassen Lippen zitterten nicht.
    Mir war klar, dass die brennende Manon Lacre hier im Zug eine Feuerhölle entfachen konnte. Die Flammen würden sich ausbreiten und auf andere Wagen übergreifen. Sie war eine lebendige Fackel.
    Mir war noch etwas aufgefallen. Sie trug kaum noch ihre Kleidung. Das meiste davon war verbrannt. Einige brennende Fetzen segelten durch den Wagen und blieben irgendwo liegen. Ich sah hinter dem Feuerumhang einen fast nackten Körper, der allerdings noch nicht zu einem Opfer der Flammen geworden war.
    Sie schrie nicht. Sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben. Ich sah ihr Gesicht mit den weit geöffneten Augen. Da war nichts verbrannt.
    Die Haut sah aus wie immer, meinte ich zumindest, und ich traute mich, auf sie zuzugehen. Diesmal hielt ich das Kreuz in der Hand.
    Es hatte sich in seinem unteren Teil erwärmt. Als ich einen Blick auf das U warf, erkannte ich die rötliche Färbung.
    Uriel »meldete« sich.
    Wenn normales Feuer brennt, entsteht immer ein Rauschen. Da wurde die Luft angesaugt, da entsteht dichter Qualm. Bis auf einen Rest der brennenden Kleidung war das hier nicht der Fall. Diese Frau brannte, ohne dass sie auf normale Art und Weise verbrannte.
    Sie stand inmitten der Flammen, sodass es mir sogar so vorkam, als würde sie durch diesen Feuermantel geschützt. Was hinter mir passierte, sah ich nicht. Ich hörte es nur. Es waren die Schreie des brennenden Mannes, und ich hoffte stark, dass es mein Freund schaffte, das Feuer zu stoppen.
    Auch jetzt rasten wir noch durch die Dunkelheit.
    Ich musste mich einige Male an den senkrechten Stangen festhalten, um das Gleichgewicht zu behalten, aber ich kam Manon immer näher, die auch nicht mehr weiter zurückwich und sich bereits in der Nähe eines zweiten Einstiegs aufhielt.
    Auch den Passagieren, die weiter entfernt saßen, war aufgefallen, was hier abging. Nur trauten sie sich nicht näher, und das war letztendlich gut so. So war es praktisch eine Auseinandersetzung zwischen Manon und mir, die ich nicht verlieren wollte.
    »Hör zu, Manon!« Ich brauchte nicht mal laut zu sprechen, weil es kein Brausen des Feuers
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