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1343 - Manons Feuerhölle

1343 - Manons Feuerhölle

Titel: 1343 - Manons Feuerhölle
Autoren: Jason Dark
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hatte praktisch den Platz der toten Sarah Goldwyn eingenommen. Eine Tatsache, über die ich kaum hinwegkam, sie allerdings akzeptieren musste. Da würde mir die Gewöhnung verdammt schwer fallen.
    Jetzt aber waren die Cavallo und der Schwarze Tod so weit entrückt. Ich beschäftigte mich wieder mit einem »normalen« Fall, auch wenn er objektiv gesehen mehr als ungewöhnlich war.
    »Wir sollten wirklich gehen«, sagte ich zu Manon.
    »Ja, ich will fahren.«
    »Bitte.«
    Sie war kleiner als ich. Ich schaute nach unten und direkt hinein in ihr überraschtes Gesicht.
    »Warum fragst du so was? Ich muss weg. Ich werde in die U-Bahn steigen und fahren.«
    »Wohin?«
    »Raus aus der Stadt. In ein kleines Hotel. Ich will mich dort verstecken.«
    »Kennst du es?«
    »Ja, da habe ich schon gewohnt. Oder mich mehr versteckt.«
    »Und mit der U-Bahn?«
    »Genau.«
    Ich hatte das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Verdammt noch mal, daran konnte ich einfach nicht glauben. Es ging mir gegen den Strich. Nicht, dass ich etwas gegen das Fahren mit der U-Bahn gehabt hätte, ich war schließlich selbst mit ihr gekommen, aber Manon war eine besondere Person mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Das durfte ich auf keinen Fall vergessen. Der Wagen war ein geschlossener Raum. Wenn etwas mit ihr passierte, dann war es möglich, dass zahlreiche Menschen in große Gefahr gerieten.
    Ich wollte sie darauf hinweisen, doch plötzlich übernahm Manon die Initiative. Sie hatte sich einmal entschlossen, und das zog sie auch durch. Ich hatte eigentlich nicht gehen wollen, aber sie war es jetzt, die mich weiterzog.
    »Lass uns weggehen.«
    »Moment, Manon, aber nicht…«
    »Doch, John, doch. Ich muss einfach weg. Verstehst du das? Ich kann nicht hier bleiben. Ich will es auch nicht und…«
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Ich wollte hier auch kein großes Theater machen. Letztendlich war es besser, wenn ich an ihrer Seite blieb.
    Dass es weiterging, hatte bei ihr einige Kräfte frei gemacht. Ich wunderte mich über ihren harten Griff, mit dem sie mein Handgelenk umfasst hielt und mich zur U-Bahn-Station zog.
    Sie hatte sich den Platz gut ausgesucht. Piccadilly Circus war so etwas wie ein zentraler Kreisel. Von hier aus fuhren die Züge in alle Richtungen. Hier trafen sich die Hauptlinien, und man musste nicht noch groß umsteigen, wenn man weite Strecken zurücklegen wollte. Das galt für alle Himmelsrichtungen.
    Auf den ersten Metern stolperte ich Manon nach. Sehr bald hatte ich sie eingeholt und blieb an ihrer Seite. Geradewegs ging sie auf den Einstieg zur Station zu. Sie benahm sich recht hektisch. Zumindest was ihren Atem anging. Sie war jetzt nervös geworden. Sie räusperte sich mehr als gewöhnlich. Sie schaute sich auch um, und sie kam mir gehetzt vor.
    »Weißt du denn, was du tust?«
    »Ja.«
    Jetzt zog ich sie zurück. Wir blieben kurz vor der Treppe stehen und schauten uns an.
    »Bitte, du solltest es dir überlegen. In deinem Zustand ist das gefährlich. Du weißt selbst, was sich in deinem Körper tut und welche Kräfte sich dort ausbreiten. Deshalb bitte ich dich darum, es dir noch mal zu überlegen.«
    Wir hatten uns bisher recht gut verstanden. Jetzt erlebte ich so etwas wie eine Feindschaft bei ihr. Sie wich innerlich vor mir zurück.
    Sie schaute mich mit einem fast hass- oder wuterfüllten Blick an und flüsterte dann mit heiserer Stimme: »Ich werde auf jeden Fall fahren. Mit der Bahn. Und du kannst mich daran nicht hindern. Wenn du es versuchst, werde ich brennen, und nicht nur ich. Ich werde dafür sorgen, dass das Feuer auf andere Menschen überspringt und sie plötzlich als lebende Fackeln hier durch die Gegend laufen.«
    Ich musste passen. Es war ihr ernst. Sie würde es durchziehen.
    Ich glaubte ihr auch die Geschichte mit den beiden Typen in der Imbissbude. Wenn es um ihre Ziele ging, kannte sie kein Pardon.
    »Okay«, sagte ich. »Nehmen wir die Bahn.«
    »Gut, dass du vernünftig bist.«
    »Lass uns gehen.«
    Der Schacht lag vor uns. Menschen kamen hoch, andere gingen hinab, und erst in der Nacht würde der Trubel abnehmen.
    »Darf ich euch begleiten?«
    Neben meinem Ohr hörte ich die Stimme und schrak zusammen.
    An Bill Conolly hatte ich nicht mehr gedacht, aber mein Freund hatte es geschafft und war gerade noch rechtzeitig genug erschienen.
    Dicht vor der ersten Stufe blieb ich stehen. »Aber sicher kannst du mit uns kommen.«
    »Super.« Bill blickte Manon an. »Hi, so sieht man sich wieder.
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