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134 - Geister im Grand Hotel

134 - Geister im Grand Hotel

Titel: 134 - Geister im Grand Hotel
Autoren: Larry Brent
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er überhaupt nicht recht anwesend.
    »An besonders Unangenehmes kann ich mich
nicht erinnern ...«
    »Es betrifft auch nicht direkt Sie, sondern
Menschen der Familie, aus der Sie stammen. Menschen, die lange vor Ihnen
lebten...«
    »Wunderbar !« freute
sich Angie Roith . »Das habe ich mir schon immer gewünscht.
Ich möchte gern etwas über meine Vorfahren wissen. Woher kamen sie, wie kamen
sie nach Amerika und vor allem, wer waren sie ?«
    »Die letzte Frage kann ich Ihnen zuerst
beantworten, Miß Roith. Ich sehe in das Innere einer Burg .«
    Angie Roith hob die hübsch geschwungenen
Augenbrauen. »Ich werde doch wohl keine verwunschene Prinzessin sein ?«
    Seventus’ Miene blieb ernst. »Die Zeit, in
die ich sehe und die bedeutsam für die Familie ist, von der Sie abstammen,
liegt sehr weit zurück.
    Die Burg ist noch jung. Man schreibt das Jahr
1158... Die Burg steht auf einem Berg, der niedriger als dreihundert Meter ist.
Er ist dicht bewaldet, die Burg ist kaum zu sehen. Sie gehört einem Fürsten,
der den Namen Roland von Aspergen trägt .«
    Eine kurze Pause tritt ein. Man sah Angie
Roith an, daß sie etwas sagen wollte, aber sie unterließ es. Sie war - wie alle
im Raum - gespannt auf das, was Seventus noch »sehen« würde.
    »Er ist im Volk nicht sonderlich beliebt,
obwohl er sich bemüht, gerecht zu sein. Die Bauern murren. Sie sind
unzufrieden, und von Aspergen bemüht sich, die Unruhe zu dämpfen. Es gibt
keinen vernünftigen Grund für den Aufruhr. Abgaben und Steuern sind nicht
übermäßig hoch. Roland von Aspergen vermutet hinter allem einen Rebellen, der
die Bauern gegen ihn aufwiegeln und ihn zu Fall bringen will.
    Der Fürst ist wütend.
    Er sitzt allein in der Kammer. Draußen pfeift
der Wind. Das Herbstlaub fällt und wird durch die Luft gewirbelt.
    Auf dem Tisch steht ein Humpen mit Wein, den
der Burgherr ständig nachfüllt. Der Mann mit dem roten Bart wischt sich mit dem
Handrücken über die Lippen. Aus den Mundwinkeln läuft ihm der Rotwein in den
Bart .«
    Larry warf einen Blick auf Iwan Kunaritschew.
    »Der wird doch nicht dich meinen, Brüderchen ?« flüsterte er kaum vernehmlich. »Die Ähnlichkeit ist
frappierend .«
    »Er spricht garantiert von einem ändern,
Towarischtsch. Rotwein - pfui - da verdirbt man sich ja den Magen. Der ist fast
so schlimm wie saurer Sprudel...«
    Seventus berichtete weiter über seine Sicht
aus der Vergangenheit. »Der Mann ist stark angetrunken und schlägt mit der
Faust auf den Tisch, daß der Kerzenständer zu wackeln beginnt. Dann ruft er
nach dem Dienstmädchen .. Taumelnd erhebt er sich und
winkt sie heran. „ Bring’ neuen Wein aus dem Keller! Die Kanne ist leer!“
    Das Mädchen greift nach der Kanne und tut,
was man von ihm verlangt.
    Als sie zurückkommt, grapscht der Burgherr
nach ihr und der Kanne.
    „Komm, trink mit mir!“ forderte er die
Dienstmagd auf.
    Sie will nicht. Da setzt er ihr die Kanne an
und zwingt sie zum Trinken.
    Ihre Stimmung verändert sich schnell. Sie
fängt an zu lachen, greift nach der Laute an der Wand, singt und tanzt, und der
Burgherr klatscht in die Hände.
    Er läuft dem Mädchen nach. Seine blonden
Zöpfe fliegen, seine Augen glänzen lüstern, und immer wieder entwindet es sich
dem Zugriff des Mannes.
    Aber dann erlahmt der Widerspruch. Der Fürst
entwindet seiner Magd die Laute, wälzt sich mit ihr am Boden und reißt ihr die
Kleider vom Leib. Das Lachen der beiden erfüllt den Raum.
    In dieser Nacht wird die junge Frau
schwanger.
    Ihr Blut und das Blut des Fürsten von
Aspergen fließt in Ihren Adern, Miß Roith .«
    Die charmante Angie begann zu lachen. »Dann
bin ich also durch einen Seitensprung meines Urahn zu meinem wertvollen blauen
Blut gekommen. Nur schade, daß ich die ganze Zeit noch nichts davon wußte. Aber
in der Zwischenzeit ist es ziemlich dünn geworden, Monsieur Seventus. In
achthundert Jahren hat sich da einiges getan. Ich habe dem Seitensprung eines
Adeligen mein Leben zu verdanken ... wer hätte das gedacht ?«
    Sie nahm das alles von der heiteren Seite.
    Seventus - das fiel den Freunden von der PSA
auf - blieb dagegen weiterhin sehr ernst.
    »Eine Burg hat irgendwann bei Ihren Vorfahren
eine besondere Rolle gespielt. Es geschah im dritten Turm jener Burg, die schließlich
bei einem Ansturm der Rebellen dem Erdboden gleichgemacht wurde. Sie haben
wieder mit einer Burg zu tun, wie ich sehe .«
    Angie Roith stand das Erstaunen im Gesicht.
    »Ja, Sie haben recht«, bestätigte sie ihm.
»Es
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