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132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
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ihren Körper… Fast erschauerte sie unter den Erinnerungen an die überraschenden Wonnen, die er ihr damals bereitet hatte.
    »Es war eine hässliche Geschichte«, sagte Aruula kühl.
    »Sein Sohn wuchs unter Taratzen auf, und er fiel ihnen letztlich wie auch sein Vater zum Opfer.«
    Die Klagende unterbrach ihr Lied. »Wie sind sie gestorben?«, fragte sie.
    Für eine Sekunde überlegte Aruula, ob die Geschichte in den Ohren der Kleinwüchsigen nicht zu unglaubhaft klingen würde, doch dann entschied sie sich, nichts zu beschönigen, sondern einfach bei der Wahrheit zu bleiben. Das war in der Regel die beste Strategie.
    »Wie gesagt: Gurks Sohn, er hieß Tarman, wuchs unter den Taratzen auf, die ihn entführt und seine Mutter getötet hatten«, berichtete sie. »Gurk hat Jahre lang versucht, ihn zu befreien – doch erst mit unsere Hilfe – ich war damals mit meinem Gefährten Maddrax unterwegs – konnte er weit genug in ihr Nest vordringen. Dort musste er erkennen, dass sein Sohn keineswegs der Gefangene der Bestien war, sondern sich zu ihrem König aufgeschwungen hatte. Durch einen grünen Kristall in der Haupthöhle der Taratzen war er mutiert, hatte gewaltige Geisteskräfte entwickelt…«
    »Der Junge?«, entfuhr es Ambra. Sie schien überrascht, forderte Aruula dann aber auf, weiter zu erzählen.
    »Nun, wir drangen also in die Höhle vor, und erst schien es, als wollte uns Tarman vernichten. Doch als er Gurk sah, erinnerte er sich wohl an seine Herkunft – und bot Maddrax und mir die Möglichkeit zur Flucht.«
    »Und sie selbst…?«
    »Durch den Ausbruch seiner Geisteskräfte brach die Decke ein und das Wasser spülte sie alle hinweg. Wir konnten nur mit knapper Not aus dem Tunnel entkommen.«
    Für ein, zwei Minuten schwieg die Zwergin. Dann nickte sie knapp und begann wieder zu singen, und diesmal noch lauter als zuvor.
    Noch ehe sie ihre Klage beendet hatte, öffnete sich die Tür der Hütte, und der Zwerg, der Aruula vor wenigen Minuten abgewiesen hatte, trat ein. Er beachtete weder sie noch Mr. Hacker, sondern stimmte in den Trauergesang mit ein.
    Einen Trauergesang mit sehr vielen Strophen, der nicht enden wollte.
    Aruula nutzte die Gelegenheit, in ihre Umgebung zu lauschen. Die Chance, dass Honeybutt sich tatsächlich in dieser Siedlung aufhielt, mochte verschwindend gering sein, doch sie wollte nichts unversucht lassen.
    Was Aruula entdeckte, veranlasste sie aber, schnell und erschrocken ihren Versuch abzubrechen. Erstaunt erkannte sie, dass die Kleinwüchsige vor ihr ebenfalls über telepathische Fähigkeiten verfügte! Das konnte keine Eigenart ihres Volkes sein, denn weder der neu eingetretene Nachbar noch damals Abn el Gurk waren Telepathen gewesen. Und die telekinetischen Kräfte von Gurks Sohn Tarman waren eine Folge der Kristallstrahlung gewesen, der er lange Jahre ausgesetzt war.
    Endlich fand das Lied ein Ende.
    »Du bist willkommen«, sagte die Kleinwüchsige, »und dein Begleiter mit dir.«
    Der Nachbar nickte. »Es tut mir Leid, dass ich dich nicht in meine Hütte eingelassen habe, aber ich wusste nichts von deiner Begegnung mit Abn el Gurk. Bitte verzeih mir, dass ich die Regeln der Gastfreundschaft so sehr verletzt habe. Auch der Überbringer schlechter Nachrichten wird mit offenen Armen empfangen.« Unterwürfig verneigte er sich vor Aruula.
    Diese nahm erstaunt zur Kenntnis, was geschah. »Ich vergebe dir«, sagte sie unsicher.
    Die Miene des Mannes hellte sich auf. Mit dem Handrücken fuhr er sich über seine dicke Knollennase und schnäuzte dabei geräuschvoll. Dabei erzeugte er einen seltsam jubilierenden Ton. »Sagt uns, was euch in unsere Siedlung führt.«
    »Womöglich das, was du einen ungeheuerlichen Vorfall nanntest«, meinte Aruula.
    Erschrocken führte der Kleinwüchsige die Hand vor den Mund. »Darüber können wir nicht reden!« Wieder schnäuzte er, doch diesmal klang es leicht entrüstet. Es schien sich dabei um eine Eigenheit dieses Völkchens zu handeln, Gefühle auszudrücken.
    »Keinesfalls!«, stimmte die Hausherrin zu.
    »Gebietet es nicht die Gastfreundschaft, offen zu sein?«, versuchte Mr. Hacker die beiden aus der Reserve zu locken.
    »Nicht in diesem Fall, o nein!« Die Kleinwüchsigen sahen sich an und schüttelten heftig den Kopf. Mehr schienen sie zu diesem Thema nicht sagen zu wollen.
    »Dürfen wir uns in eurem Dorf frei bewegen?«, fragte Aruula.
    »Aber natürlich«, entgegnete Ambra beinahe entrüstet.
    »Dann möchte ich mich gern hier
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