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132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
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aus ihrem Gefängnis. Es kostete sie viel Anstrengung, sich mit Faathmes zusätzlichem Gewicht nach oben zu ziehen; außerdem war die Klinge an ihrem Hals kein angenehmes Gefühl, und bei jeder hastigen Bewegung befürchtete sie, es könnte ihre letzte sein.
    »Mach dir keine Sorgen«, versicherte die Zwergin, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. Aber natürlich hat sie das, schließlich ist sie eine Telepathin! »Ich habe keinerlei Interesse daran, dir ein Leid zuzufügen oder dich gar zu töten. – Wenn du mich nicht dazu zwingst«, fügte sie schnell hinzu, als ihr bewusst wurde, dass das Messer ansonsten nicht funktionierte.
    Aber sicher!, dachte Honeybutt ärgerlich. Was wir hier tun, ist doch ein nettes und gemütliches Beisammensein! Laut sagte sie: »Du könntest mich aus Versehen verletzen. Nimm die Klinge wenigstens von meinem Hals.«
    »Später«, antwortete Faathme. »Wenn ich dir…«
    »Ich weiß – wenn du mir alles erklärt hast«, seufzte Honeybutt und ergab sich in ihr Schicksal.
    »Jetzt geh zu dem Tier und steig in den Sattel«, verlangte Faathme.
    Es war nicht leicht, mit der kleinwüchsigen Frau auf dem Rücken beim Aufsteigen das Gleichgewicht zu halten, aber Honeybutt schaffte es.
    »Jetzt rutsch weiter nach vorne!«, verlangte die Zwergin, als sie fest im Sattel saß.
    Honeybutt tat, wie ihr geheißen, und Faathme glitt von ihrem Rücken hinter sie. Unwillkürlich atmete die Rebellin auf.
    Ihr Hals war nun nicht mehr in unmittelbarer Gefahr – dafür bohrte Faathme ihr die Klinge in die rechte Seite, während sie sich mit der Linken in Honeybutts Pelzmantel verkrallte.
    »Und jetzt flieg los! Ich gebe dir die Richtung an!«
    Honeybutt straffte die Zügel, und sofort erhob sich die Androne in die Lüfte.
    ***
    Noch während Aruula darüber nachdachte, was es mit dem
    »ungeheuerlichen Vorfall« wohl auf sich haben könnte, kam einer der Dorfbewohner auf sie zu. Er streckte ihr seine kleine Hand entgegen und sagte lässig: »Ich heiße Shachar – den restlichen Namen werde ich dir ersparen.« Dabei verzog er seine wulstigen Lippen zu einem Grinsen.
    Aruula beugte sich ein wenig nach unten und ergriff die dargebotene Hand. »Aruula. Was willst du von mir, Shachar?«
    Sie war gespannt, ob sie durch diese überraschende Gelegenheit weitere Informationen erhalten konnte.
    Der Zwerg straffte sich und ließ ihre Hand erst nach einer ganzen Weile wieder los. »Wir haben hier nicht oft Besuch. Eigentlich fast nie. Weißt du, dass du ziemlich groß gewachsen bist, Ara’ula?«
    »Aruula, vom Volk der dreizehn Inseln«, verbesserte sie ihn, was den kleinen Kerl zu einem leichten Auflachen animierte.
    »Du scheinst fast so versessen auf deinen Namen zu sein wie die meisten hier in der Siedlung«, sagte er. »Sie zitieren bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ihre taratzenschwanzlangen Namen und legen unendlichen Wert darauf, der ›Sechste‹ zu sein oder der ›Siebte‹, am besten gar der ›Zehnte‹.« Shachar schüttelte den Kopf. »Ich halte das für Unsinn.«
    »Was willst du von mir?«, wiederholte Aruula ihre Frage.
    Sie verspürte angesichts Honeybutts ungewissem Schicksal keine Lust auf eine ausufernde Diskussion über Nebensächlichkeiten.
    »Man sagt, du hast Abn el Gurk gekannt. Erzähle mir von seinem Schicksal. Er war ein guter Freund.«
    Alle hier scheinen mit Gurk befreundet gewesen zu sein, dachte Aruula, sprach es jedoch nicht aus, als sie einen Anflug von düsterer Trauer in den großen Augen Shachars wahrnahm.
    »Er lebte lange Jahre in dem Tunnel, der hierher nach Britana führt«, begann Aruula – und stellte Shachar zuliebe Abn el Gurks Ende weniger blutig dar.
    »Er suchte seinen Sohn…«, murmelte der Kleinwüchsige, als sie geendet hatte. »Darum also stieß er nicht wieder zu uns. Es ist ein hartes Schicksal, seinen Sohn zu verlieren.«
    »Das ist es«, sagte Aruula bitter und dachte an ihr eigenes ungeborenes Kind, das ihr von einem Monster aus dem Kratersee entrissen worden war. Ihre Züge verhärteten sich unwillkürlich, was dem Kleinwüchsigen vor ihr nicht entging.
    »Unsere Kinder bedeuten uns sehr viel«, sagte Shachar und trieb den Stachel damit noch tiefer in Aruulas Herz.
    »Lass uns über etwas anderes reden«, stieß sie hervor. Über irgendetwas, das nicht so sehr schmerzt.
    »Nun bist du an der Reihe!«, sagte sie. »Erzähle mir, was in dieser Siedlung geschehen ist und über das alle nur geheimnisvolle Andeutungen machen.«
    Shachar versteifte
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