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132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
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die Mauer des Schweigens, auf die sie hier getroffen waren, nicht so leicht zu durchbrechen.
    »Eine Geschichte gegen eine andere ist kein gutes Geschäft«, fuhr der Zwerg da jedoch fort. »Lass uns feilschen.«
    Und so kam es, dass Collyn Hacker sich verpflichtete, drei Geschichten zum Besten zu geben, um endlich das Geheimnis zu erfahren.
    Er begann von Mr. Black zu berichten, vom schurkischen Weltrat und von dem heldenhaften Kampf der Running Men.
    Bei diesem Thema musste er sich selbst zügeln, um nicht zu ausufernd zu werden.
    Die Andronen kauten, der Zwerg staunte, und Hacker redete – darauf hoffend, dass das alles die Mühe Wert war.
    ***
    Honeybutt bemerkte, dass die Flugandrone am Ende ihrer Kräfte angelangt war. »Wir müssen jetzt endlich eine Pause einlegen!«, forderte sie ihre Entführerin zum wiederholten Male auf.
    »So weit ich weiß, sind Andronen zähe und ausdauernde Reittiere.«
    Honeybutt spürte unvermittelt einen kurzen, stechenden Schmerz in ihrer Seite, als die Spitze des Dolches durch den Fellmantel drang. »Nicht bei diesen Temperaturen!«, widersprach sie eindringlich. »Wenn sich das Tier nicht erholen darf, wird es früher oder später völlig entkräftet abstürzen.«
    »Also gut.« Faathme schwieg einen Moment, dann fügte sie hinzu: »Siehst du die kleine Insel dort unten?«
    Sie näherten sich einem zugefrorenen See, in dessen ungefährer Mitte sich eine winzige Insel mit spärlichem Baumbewuchs befand, nicht länger und breiter als zwei mal zwei Speerwürfe. An ihrem Rand ragte eine Holzhütte auf und im Zentrum die verfallene Ruine eines alten Gemäuers. Dabei schien es sich um das ehemalige Lustschlösschen eines reichen Britaniers zu handeln.
    »Ein geeigneter Rastplatz«, stimmte Honeybutt zu.
    »Du wirst direkt neben der Hütte landen.«
    Honeybutt lenkte das Tier in die gewünschte Richtung. Die Landung war unsanft und ruckartig. Die Riesenameise knickte in den Beinen ein. »Es war allerhöchste Zeit. Die Androne verfügt kaum noch über Kraftreserven.«
    »Wir gehen in die Hütte!« Ehe Honeybutt absteigen konnte, saß Faathme schon wieder auf ihren Schultern.
    Die Tür war unverschlossen, die Hütte menschenleer. Im Inneren herrschte stickige Luft, als sei seit Monaten nicht mehr gelüftet worden – was durchaus der Wahrheit entsprechen konnte. Dicke Holzläden verschlossen die Fenster, nur durch dünne Ritzen fiel etwas Tageslicht.
    Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, gewöhnten sich Honeybutts Augen allmählich an das düstere Zwielicht.
    Die Konturen der spärlichen Möblierung schälten sich aus der Dunkelheit.
    »Du wirst mir jetzt sagen, wie deine Waffe funktioniert«, verlangte Faathme, nach wie vor auf Honeybutts Schultern sitzend und die Klinge des Dolches unter ihr Kinn haltend.
    »Da gibt es nicht viel zu erklären«, sagte Honeybutt missmutig. »Man krümmt den Finger und es macht ›Bumm‹! Ein ziemlich großes ›Bumm‹ übrigens – das ist eine Explosivwaffe. Ich rate dir, sie nicht hier drinnen auszuprobieren.«
    Faathme glitt gewandt von ihren Schultern, landete federnd auf beiden Füßen und richtete die Waffe auf Honeybutt. Hätte die Rebellin erkennen können, dass der Driller noch gesichert war – dies wäre die Chance gewesen, Faathme zu überrumpeln.
    Aber dieses Risiko ging sie nicht ein. Wenn die Zwergin an der Waffe herumgespielt und den kleinen Hebel umgelegt hatte, wäre das ihr Ende.
    Lieber wollte sie warten, bis der Driller, der in den Händen der Kleinwüchsigen grotesk groß wirkte, Faathme zu schwer wurde. Sobald sie ihn ablegte oder einsteckte…
    »Öffne die Fenster!«, befahl die Kleinwüchsige.
    Honeybutt versuchte die schweren Läden aufzustoßen. »Es geht nicht.« Außen mussten Riegel vorliegen. Wind pfiff durch die Ritzen, und es war auch im Inneren der Hütte erbärmlich kalt.
    »In Ordnung«, meinte Faathme. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Danach erkläre ich dir alles. Dann wird auch diese Waffe nicht mehr von Nöten sein.« Die Zwergin ging rückwärts zur Tür, öffnete sie und trat ins Freie. Dann wandte sie noch einmal den Kopf. »Und komm nicht auf die Idee zu fliehen!« Damit schloss sie die Tür.
    Sofort wandte Honeybutt sich dem verbarrikadierten Fenster zu. Mit genügend Kraftaufwand sollte es kein Problem sein, das Holz zu zerbrechen. Sie wartete noch eine Minute, dann nahm sie Anlauf und rammte mit der Schulter gegen den von außen gesicherten Holzladen. Ob ihre Entführerin durch den Lärm
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