Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
tagelanger Fußmarsch. Glücklicherweise hatten sowohl Honeybutt als auch Hacker bereits Erfahrungen im Andronenflug gemacht. Als Rebellen waren sie in der Handhabung der unterschiedlichsten Transportmittel geschult, vom Gleitdrachen bis zum Panzer.
    »Die Tiere hab ich mir von den Socks ausgeliehen«, erklärte Aruula. »Sie brauchen noch etwas Ruhe, bevor wir aufbrechen können. Die Kälte machte sie träge.«
    »Da sind sie nicht die Einzigen«, kommentierte Mr. Hacker und rieb sich die klammen Hände. »Ich sehne mich nach einem geheizten Raum und einer ordentlichen Mahlzeit.«
    »Haben dir die Seetang-Variationen der Hydriten etwa nicht geschmeckt?«, spottete Honeybutt.
    »O doch, ja, natürlich«, gab Hacker grinsend zurück. »Vor allem die schleimig grüne war süperb!«
    Aruula trug einen dicken braunen Fellmantel, den Honeybutt mit begehrlichen Blicken bedachte. Er war sicher um einiges wärmender als ihre eigene Kleidung.
    Als habe sie ihre Gedanken gelesen, ging Aruula zu einer der Andronen und holte dort aus einer Satteltasche zwei weitere Mäntel. »Ein Willkommensgeschenk der Community«, meinte sie.
    Bald darauf schwangen sie sich auf die Rücken der drei wieder zu Kräften gekommenen Flugandronen und legten die erste Etappe des Weges nach London zurück. Die verschneite Landschaft zog unter ihnen vorbei. Sie überflogen einige zugefrorene Seen. Alles schien wie ausgestorben; kaum ein Tier verließ bei diesen Temperaturen seine schützende Behausung.
    Honeybutt sah, dass Aruula mit ihrer Androne zur Landung ansetzte. Wie abgesprochen folgte sie ihr und sah sich gleichzeitig nach Hacker um. Der nickte und zwang auch sein Tier hinunter.
    »Wir haben etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt«, meinte Aruula nach der Landung. »Mit etwas Glück wird keine weitere Rast nötig sein, bevor wir unser Ziel erreichen.«
    Sie waren inmitten einer kleinen Lichtung niedergegangen.
    Kahle Bäume umgaben sie, deren Äste sich unter der schweren Schneelast beugten. Irgendwo knackte es vernehmlich.
    Offenbar hatten sie ein größeres Tier aufgestört, das sich nun davonmachte. Tatsächlich sah Honeybutt aus dem Augenwinkel eine huschende Bewegung. Als sie den Kopf drehte, konnte sie gerade noch einen massigen flüchtenden Körper erhaschen.
    »Ich werde die Pause nutzen, um ein kleines… ähm, Geschäft zu erledigen«, verkündigte Collyn Hacker, zog sich in Richtung der Bäume zurück und verschwand hinter einem besonders dicken Stamm.
    »Ich müsste auch mal«, raunte Honeybutt Aruula zu.
    »Tu dir keinen Zwang an«, meinte diese. »Ich bleibe bei den Andronen.«
    Honeybutt durchquerte mit eiligen Schritten die Lichtung, entgegengesetzt zu der Richtung, in die Hacker verschwunden war. Sie machte jedoch nicht schon am Rand der Baumgrenze Halt, sondern drang noch etliche Meter weiter in den Wald ein, bis sie einen geeigneten Platz gefunden hatte. Sie öffnete gerade den Mantel, als sie hinter sich ein knackendes Geräusch hörte.
    Jemand war hier!
    Sie wirbelte herum – und sah etwas Kleines, ungemein Schnelles auf sich zurasen.
    Dann traf sie ein Schlag unters Kinn. Schmerz durchzuckte sie, und sie stürzte rückwärts gegen den Baum. Ihr Hinterkopf prallte mit Wucht dagegen, und als sie am Stamm hinunter rutschte, schwanden ihr die Sinne…
    ***
    Honeybutt stöhnte leise. Sie konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein, denn die Situation hatte sich nicht verändert.
    Rücklings saß sie an den Baum gelehnt, gegen den sie geprallt war, und als sie nun die Augen aufriss, erkannte sie die Spitze eines Speers, die auf ihre Kehle gerichtet war.
    »Keinen Laut!«, zischte ihr eine kleinwüchsige Frau mit übergroßem Kopf entgegen. Hätte Honeybutt nicht gesessen, sie hätte ihr gerade mal bis zur Hüfte gereicht. Dünne schwarze Haare hingen ihr wirr bis auf die Schultern hinab. Der Blick der Fremden huschte unruhig hin und her.
    Honeybutt überdachte ihre Lage. Die Angreiferin schien ihr aufgrund ihrer geringen Größe körperlich deutlich unterlegen, doch mit dem Speer in Händen war sie klar im Vorteil.
    Honeybutt las wilde Entschlossenheit in den Augen ihrer Gegnerin und beschloss, diese nicht zu unterschätzen. Also nickte sie. Sie trug zwar einen Driller bei sich, doch unter diesen Umständen kam sie nicht schnell genug an die Waffe heran. Sie musste abwarten.
    »Wir werden uns von hier entfernen!« Beim Sprechen entblößte die Zwergin schiefe Zähne. Auch sonst war sie nicht gerade ein Ausbund an Liebreiz.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher