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132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
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kleinen Gesichter geschrieben. »Ich brech ihnen den Hals, wenner nich sofort rauskommt!«
    Honeybutt sah Aruula resignierend an, und diese nickte knapp. Sie traten beide hinter der Deckung hervor, die Waffen gesenkt. Honeybutt versuchte eine möglichst lockere Körperhaltung anzunehmen, um nicht den Eindruck zu erwecken, sich zur Wehr setzen zu wollen. Doch sie war einzige gespannte Aufmerksamkeit, bereit, den Driller hochzureißen und zu feuern, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
    »Ich hab sie!«, brüllte der Hillbii. Offenbar glaubte er, seine Genossen wären noch am Leben.
    »Deine Kumpane können dich nicht hören«, sagte Aruula mit Grabeskälte in der Stimme. »Die haben gerade ein Treffen mit Krahac.«
    (Krahac: der Totenvogel in der Mythologie der meisten Barbarenstämme)
    Sie setzte die Schwertspitze auf den Boden und stützte sich auf den Griff.
    »Ihr lügt!«, schrie der Blonde. Und in die Runde: »Honk! Monk! Donk! Kommt her, ihr Arschgesichter!«
    Ungewollt musste Aruula lachen. »Und wie heißt du?«, fragte sie. »Bonk?«
    Der Muskelmann war verblüfft. »Woher weißte das? Die Namen hat uns Maam gegebn. Sin gute Namen!«
    »Aber sicher«, konterte Aruula. »Wenn wir Zeit dafür hätten, würden wir sie auch auf eure Grabsteine schreiben.«
    »Du veraascht mich!«, erkannte der Blonde. Er hob Faathme leicht über den Boden, wozu er seinen Würgegriff verstärken musste. Die Augen der Zwergin schienen aus den Höhlen quellen zu wollen.
    »Setz sie sofort wieder ab«, verlangte Honeybutt. »Du tötest sie sonst!«
    »Ers wech mitten Waffen!« Er hob auch Saad an. Der Zwerg würgte krampfhaft.
    »Okay! Okay…«, rief Honeybutt und legte den Driller vor ihre Füße.
    »Weiter wech!«
    Mist. Sie kickte die Waffe mit dem Fuß an. Sie schlitterte etwa drei Meter weit, ehe sie gegen einen größeren freiliegenden Stein prallte, sich einmal um ihre Achse drehte und dann liegen blieb.
    »Ich lege mein Schwert erst zur Seite, wenn du die beiden frei lässt«, forderte Aruula.
    »Nix! Das Schwert wech, oda sie sin tot!«
    »Meerdu!«, fluchte Aruula, schleuderte aber ihre Klinge von sich. Sie hatte es wenigstens versucht…
    »Ich werd jetz von hier verschwinden«, sagte Bonk.
    Allmählich begann er wohl zu begreifen, dass seine Brüder tatsächlich nicht mehr unter den Lebenden weilten, und allein auf sich gestellt schien er sich nicht sehr wohl zu fühlen.
    »Lass die beiden frei, dann werden wir dir nicht folgen!«
    Honeybutt sah bestürzt, dass Faathme begonnen hatte, im Würgegriff des Muskelmannes apathisch ins Leere zu starren.
    Sie schien resigniert und mit ihrem Leben abgeschlossen zu haben.
    »Einen könnter ham. Den andern nehm ich mit, bis ich im Boot bin. Un wenner mir folgt, isser tot!« Der Hillbii nickte heftig zur Bestätigung seiner Worte.
    ***
    Faathme wurde von Panik beherrscht. Die Pranke des Hillbiis lag um ihren Hals, und sie konnte seit Minuten nur mühsam atmen. Einmal hatte sie ums Haar das Bewusstsein verloren, als der Muskelmann sie am Hals in die Höhe gehoben hatte, doch sein Griff hatte sich gerade noch rechtzeitig wieder gelockert.
    »Einen könnter ham. Den andern nehm ich mit, bis ich im Boot bin…«, sagte der Muskelmann in diesem Moment.
    - Mutter -, hörte sie gleichzeitig eine Stimme und blinzelte verwirrt. Erst dann drang die Bedeutung dieses Wortes in ihren Verstand vor. Sie versuchte zu antworten, brachte aber nur ein Krächzen hervor.
    - Nicht reden, Mutter. -
    Die Stimme erklang in ihrem Kopf, so als unterhielte sie sich auf mentalem Wege mit einer anderen Frau ihres Volkes.
    Aber da war keine Telepathin in ihrer Nähe!
    Wie konnte das sein? Verlor sie jetzt wirklich den Verstand, wie Saad und die anderen es schon lange behaupteten?
    - Ich bin es, Mutter. -
    Es gab nur eine Erklärung…
    - Baby? -, dachte sie.
    - Ist das mein Name? Baby? -
    - Du… du hast keinen Namen. Noch nicht. -
    »Wir haben deine Bedingung erfüllt«, sagte die Frau namens Aruula zu dem Hillbii. »Also verschone die beiden.«
    - Wieso ist der Mann böse, Mutter? -
    - Ich weiß es nicht. -
    - Hast du Angst? -
    - Ja. -
    - Ich auch. Ich verstehe jetzt, was Angst ist. -
    - Wieso kannst du verstehen? Du bist noch so klein. -
    - Wir müssen Vater helfen. Der Mann will ihn über die Grenze befördern. -
    - Du meinst, ihn töten? -
    - Er will Vater töten. -
    - Aber er hat versprochen, uns zu verschonen, wenn er ungehindert gehen kann. -
    - Nein. Er will Vater töten, das weiß ich. -
    - Woher? -
    -
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