Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt!
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
aus.
    Honeybutt rührte sich nicht.
    »Komm zu dir!«, drängte Aruula. Den Rest der Entfernung rollte sie über den Boden und stieß Honeybutt mit dem Kopf in die Seite.
    Diese zuckte zusammen und schlug die Augen auf. Und schloss sie sofort wieder, als ein offensichtlicher Schmerz sie durchzuckte. Ihre Stirn legte sich in Falten, und ihr ganzer Körper krümmte sich. Sie stöhnte leise.
    »Wir müssen hier weg«, machte ihr Aruula klar. »Wudan weiß, was sie sonst mit uns anstellen.«
    »Wie – wie werden wir die Fesseln los?«
    Aruula bewunderte Honeybutts zielgerichtete, effektive Denkweise – sie handelte, wie eine Kriegerin in Gefangenschaft handeln musste.
    Alle in den letzten Minuten gewachsene Hoffnung zerbrach, als sich in diesem Moment die Tür der Hütte wieder öffnete.
    »Sie kommen zurück«, zischte Aruula. »Wir müssen sie austricksen, das ist unsere einzige Chance!«
    Doch die Tür ging nur einen Spalt weit auf und wurde dann gleich wieder geschlossen. »Aruula!«, hörte sie eine zaghafte Stimme.
    »Saad!« Aruula drehte sich erleichtert zu dem unverhofft aufgetauchten Zwerg um. »Du bist ein Retter in höchster Not«, fügte sie unnötigerweise hinzu, doch sie vermutete, dass ihm dieser Zuspruch Mut machen würde. So wie sie sein Volk kennen gelernt hatte, legte es großen Wert auf ein gewisses Pathos.
    »Wenn Zeit dafür wäre, würde ich ein Heldenlied singen, doch wir müssen uns beeilen«, sagte Saad in einem ungewohnten Anfall von Effektivität.
    »Im Türrahmen steckt ein Messer! Hol es und schneide unsere Fesseln durch!«
    Saad blickte suchend umher – und Aruula stellte frustriert fest, dass das Messer des Muskelmanns zu hoch in das Holz gerammt worden war. Der Zwerg konnte es nicht erreichen.
    Doch noch ehe Aruula etwas sagen konnte, griff sich Saad einen Stuhl und schob ihn vor den Türrahmen. Er kletterte ungelenk hinauf und zerrte an dem Messer, das offenbar fester steckte, als sie gedacht hatte.
    Saad murmelte irgendwelche exotischen Flüche vor sich hin. Er umklammerte krampfhaft den Griff des Messers, und an seinem Hals trat eine Ader dick hervor. Schweiß stand ihm auf der Stirn, doch schließlich gab die Klinge nach und Saad wäre fast rücklings vom Stuhl gefallen. Er verwandelte den Sturz jedoch in einen Sprung. Dabei glitt ihm das Messer aus den Händen und landete mit der Spitze voran dicht neben seinem Fuß.
    Saad starrte mit geweiteten Augen einen Moment lang darauf, nahm die Klinge dann an sich und eilte auf die beiden Gefesselten zu.
    »Zuerst meine Hände«, forderte Aruula. Als diese befreit waren, nahm Aruula das Messer und zertrennte ihre Fußfesseln mit einem Ruck. Dann befreite sie Honeybutt.
    »Raus hier, bevor die Kerle zurück kommen.« Saad deutete auf die Tür. »Sie sind im Dickicht verschwunden, um Faathme und mich zu suchen. Wenn sie meine Frau finden, werden sie sie töten!«
    »Bring du Faathme in Sicherheit. Aruula und ich lenken die Kerle ab«, schlug Honeybutt vor.
    »Wir werden einen Bogen schlagen und mein Schwert holen!« Aruula war voller Tatendrang. »Wir sind vorhin bei der Ruine in der Mitte der Insel gelandet; dort habe ich es versteckt.«
    »Wo ist mein Driller?«
    »Einer der Hillbiis hat sie an sich genommen«, sagte Saad.
    »Hillbiis?«, fragte Aruula.
    »So nennen sich die Kerle.«
    Aruula nahm es zur Kenntnis. Honeybutt öffnete derweil vorsichtig die Tür und lugte hinaus. »Niemand zu sehen«, meldete sie.
    Sie traten zu dritt ins Freie. Saad beschrieb, wo er Faathme versteckt hatte, dann trennten sie sich, in der Hoffnung, sich später lebend wieder zu sehen.
    Aruula und Honeybutt waren gerade im Gebüsch angelangt, als sie ein Knacken im Unterholz hörten, nicht weit von sich entfernt. »Sie kommen!«
    »Bleib stehen und rühr dich nicht. Sie dürfen uns nicht entdecken«, flüsterte Honeybutt.
    »Zumindest nicht, bevor ich mein Schwert zurück habe.«
    »Und ich meinen Driller.«
    Das Geräusch der sich nähernden Hillbiis wurde lauter.
    Aruula konnte sogar Wortfetzen verstehen. »Wo sin… Halben hin?« – »… gleich abmurksen…« – »… scheiß Jammerei…«
    Aruula und Honeybutt duckten sich hinter den schneebeladenen Zweigen. Aruula sah, wie sich auf Honeybutts Stirn trotz der Kälte kleine Schweißtröpfchen bildeten. Ihre Augen fixierten die näher kommenden Gegner.
    Die Muskelmänner konnten höchstens noch vier Schritte entfernt sein. Aruula duckte sich noch weiter hinunter. Die hellen Mäntel, die sie beide trugen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher