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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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Wenn Leute da waren, dann Fremde. Stadtstreicher, die bei kaltem Wetter ein Dach über dem Kopf haben wollten. Und trotzdem ließ sich die Natur nicht zurückhalten. Ich sah noch die Blüten der letzten Magnolienbäume, und auch die Zweige der Kirschbäume zeigten bereits eine Blütenpracht. Apfelblüten schimmerten in einem hellen Weiß. Wo der Wind sie bereits abgeweht hatte, lagen sie auf dem Boden wie Schnee.
    War ich hier richtig?
    Immer mehr stellte ich mir die Frage. Nur traute ich mich nicht, sie an Lorna Peel weiterzugeben. Auch wenn ich mir leicht an der Nase herumgeführt vorkam, wollte ich wissen, wo alles endete.
    Bei einer Laube.
    Sie bog in einen schmalen Weg ein, der praktisch am Ende des Grundstücks und schon dicht am schrägen Bahndamm sein Ende fand.
    »Gleich sind wir da, John.«
    »Zum Glück.«
    Ich hörte sie leise lachen. Dann drehte sich Lorna nach rechts.
    Dort lag eine kleine Parzelle, auf der ein ebenfalls kleines Haus stand. Eine Bretterbude, nicht viel mehr, aber sie sah noch recht gepflegt aus. Vor einer schmalen Holztür blieb Lorna stehen. Sie drehte sich um und schaute mir entgegen.
    Ich legte die letzten Schritte über Betonplatten zurück, die eine grünliche Patina bekommen hatten.
    »Hier war ich oft«, sagte sie.
    »Bei den Großeltern?«
    »Ja.«
    »Sieht aus wie ein Versteck.«
    Ihr leichtes Zusammenzucken bewies mir, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. »Das ist für mich auch eines gewesen. Immer wenn ich hier war, konnte ich der normalen Welt entfliehen.« Sie lächelte verloren. »Der Garten hier hat mir Trost gegeben. Er war immer mein Fluchtpunkt vor dem Lauern im Dunkeln.«
    Da war der Begriff schon wieder gefallen, und ich fragte mich, was er zu bedeuten hatte. Lorna sah mir wohl an, dass ich mir darüber Gedanken machte und vertröstete mich auf später.
    »Aber was sollen wir in der Laube?«, fragte ich sie.
    »Das werden Sie sehen.«
    Die letzten Worte hatte sie sehr ernst gesprochen, damit ich mich auf gewisse Dinge einrichten konnte, wobei ich nicht überlegte, was wir in der Laube entdeckten. Ich hatte einen Zustand erreicht, an dem ich mich überraschen lassen wollte.
    Eigentlich rechnete ich damit, dass die Tür verschlossen war. Ich irrte mich. Sie sah so aus wie abgeschlossen, aber Lorna Peel kannte den Trick. Sie drückte zwei Mal gegen verschiedene Stellen der Tür.
    Dann hörte ich ein Kratzen, als sie über den Boden schabte, und beim dritten Schulterstoß war sie offen.
    Beim Näherkommen vorhin hatte ich die kleinen Fenster in der Laubenwand gesehen. Jetzt stellte ich fest, dass ich mich nicht geirrt hatte. Sie waren tatsächlich klein. Es drang nicht besonders viel Licht in das Innere, sodass der Raum irgendwie schummrig wirkte.
    Möbel gab es nur wenige. Und wenn, dann verteilten sie sich an den Wänden.
    Die Mitte war frei.
    Nein, doch nicht so ganz!
    Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ein scharfer Atemzug verließ meinen Mund. Ich ging schnell näher und schob Lorna zur Seite.
    Bisher hatte ich geglaubt, an der Nase herumgeführt zu werden.
    Das stimmte ab jetzt nicht mehr.
    Vor mir auf dem Boden lag gekrümmt, die Beine angezogen und den rechten Arm vorgestreckt, eine tote Frau. Zwischen Brust und Bauch hatte sich eine Blutlache ausgebreitet, die bereits zu einer Nahrungsinsel für Fliegen geworden war.
    Der Anblick war schlimm genug. Es gab noch einen zweiten Teil, und der traf mich ebenso hart.
    Die tote Frau sah aus wie Lorna Peel!
    ***
    »Musst du da wirklich hin?«, hatte Sheila Conolly ihren Mann Bill gefragt und ihn dabei fast strafend angeschaut.
    »Ich muss nicht.«
    »Dann bleib zu Hause.«
    »Aber ich will.«
    Sheila hatte resignierend abgewinkt und trotzdem noch eine Frage gestellt: »Warum willst du denn dahin?«
    »Weil Lucio ein Phänomen sein soll.«
    »Ach. Und das glaubst du?«
    »Im Moment noch. Aber ich will es herausfinden und werde dann einen Bericht über ihn schreiben.«
    »Okay, dann warte ich mit dem Essen nicht auf dich. Schade. Ich habe von einer Freundin zwei wunderbare Flaschen Rotwein bekommen. Ein perfekter Merlot aus Südafrika.«
    »Toll. Den können wir später trinken.«
    »Wann willst du denn zurückkommen?«
    Bill hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Lippen. »So früh wie möglich.«
    Als Sheila die Augen verdrehte, wusste Bill, dass sie ihm nicht glaubte. Er konnte selbst nicht sagen, wann die Sitzung ihr Ende fand. Jedenfalls sollte es eine Demonstration sein. Lucio war ein Medium, dass in bestimmten
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