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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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präsentierte ich es ihm, und er starrte es auch an, während sich auf seinem Gesicht der Schrecken abmalte.
    Der Anblick hatte ihn für eine kurze Zeitspanne wirklich bewegungsunfähig gemacht.
    Ab jetzt war es mein Spiel. Bevor er sich versah, war ich bei ihm.
    Mit einer gedankenschnellen Bewegung streifte ich die Kette über seinen Kopf. Jetzt hing das Kreuz plötzlich vor seiner Brust.
    Er schrie!
    Mein Talisman leuchtete auf!
    Zugleich unternahm Lucio einen letzten Fluchtversuch. Er stieg in die Höhe, doch es blieb bei dieser Bewegung. Er kam nur eine Handlänge vom Boden weg, dann fiel er wieder herab und brach in den Knien ein. Vor aller Augen landete er auf dem Rücken.
    Das Kreuz hatte sich etwas zur Seite verschoben, aber es lag noch auf seiner Brust. Wahre Engel hätten es bewundert und hätten ihm auch vertraut. In seinem Fall bewies das Kreuz, dass er nicht zu ihnen gehörte, denn mit ihm passierte das Gleiche wie mit Harriet.
    Zahlreiche Augenpaare schauten zu, wie sich der falsche Engel allmählich auflöste. Sein Körper verwandelte sich in Staub. Auch diesmal blieb es nicht bei einem normalen Staub. Die Umrisse des Körpers schienen ab jetzt aus den Blitzen zahlreicher Wunderkerzen zu bestehen. Es war nur kein Laut zu hören.
    Lucio, der Halbengel, starb lautlos.
    Es blieb nichts mehr von ihm übrig. Das Gesicht, die Hände, der gesamte Körper – alles löste sich auf. Es gab nichts mehr, was seinen Körper noch zusammengehalten hätte. Nur dieser auf bestimmte Umrisse begrenzte Funkenwirbel, den ich durchaus als ein himmlisches Feuer ansah und das erst erlosch, als von Lucio selbst nichts mehr übrig geblieben war. Abgesehen von der Kleidung und einem wunderbaren Silber kreuz, das auf ihr lag und das ich jetzt an mich nahm…
    ***
    »Jetzt ist der Tod meiner Schwester gerächt!«, vernahm ich die leise Stimme meines Schützlings. Ich drehte mich zu Lorna um.
    Sie konnte nichts mehr sagen. Sie stand auf der Stelle und weinte lautlos.
    Es gab nicht nur sie, sondern auch meinen Freund Bill Conolly und einen blutenden Mann, der auf dem Boden lag. Bill, der mir verdammt angeschlagen vorkam, war zu dem Mann gekrochen. Er kniete neben ihm. Den Kopf hatte er auf seinen Unterschenkel gebettet.
    »Er lebt noch, John, aber bitte, ruf einen Notarzt an.«
    »Okay.«
    Sekunden später war es erledigt. Ich wusste nicht so recht, was ich noch sagen sollte. Viele Erklärungen zu geben, hatte keinen Sinn, und die Menschen am Tisch waren mir alle fremd. Sie kamen allmählich wieder richtig zu sich.
    Sie sprachen auch. Ob sie alles begriffen hatten, war fraglich. Dafür lächelte ich Lorna zu.
    Obwohl es ihr nicht gut ging, lächelte sie zurück und sagte dann mit leiser Stimme: »Das Lauern im Dunkeln ist jetzt vorbei. Oder wird es noch mal zurückkehren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht, Lorna. Doch auf falsche Engel kann man überall auf der Welt treffen…«
    ENDE
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