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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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schließlich in diese Lage gebracht.
    Jetzt wollte er eingreifen. Er war dabei über seinen eigenen Schatten gesprungen. Lucio würde es nicht akzeptieren, wenn ihn jemand von seiner Tat abhalten wollte. Daran dachte Griffin nicht.
    Er wollte auch daran nicht denken. Er musste seinen Weg gehen.
    Lucio hatte ihn gehört und reagierte auch auf seine Bemerkung.
    »Alles nicht wahr?«, flüsterte er. »Was ist alles nicht wahr? Los, ich will es von dir hören!«
    Griffin blieb neben Lucio und Bill stehen. Er wagte nicht, in das Gesicht des Reporters zu schauen. Er rang seine Hände. Er fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er spürte die Schläge sogar in seinem Kopf. Seine Handflächen waren so feucht, als hätte er sie erst kurz zuvor gewaschen und nicht abgetrocknet.
    Griffin deutete auf Bill. »Er… er … wollte dir nichts.«
    »Was nicht?«
    »Dich angreifen oder so.«
    »Weiter.«
    »Er ist auf meinen Wunsch hin gekommen. Ja, auf meinen Wunsch. Ich habe ihn geholt, damit er über dich und über uns einige Zeilen schreibt. Es sollte ein toller Bericht werden. Ich wollte dich und die Freunde der Engel bekannt machen. Die Menschen sollten erfahren, dass es euch gibt, und ich wünschte mir, dass ihr noch mehr Zulauf bekommt. Es war alles ganz harmlos. Das kann ich schwören.«
    »Harmlos?« Das folgende Lachen klang einfach widerlich.
    »Schau ihn dir an. Da siehst du, wie harmlos es gewesen ist. Es fing bereits mit seinem kleinen Recorder an. Ich denke nicht so naiv wie du. Es hat mehr dahinter gesteckt, das weiß ich. Denn ich habe meine Pyramide verloren. Sie ist zusammengeschmnolzen. Und nicht durch mich, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe damit nichts zu tun. Es war etwas anderes, das dafür gesorgt hat. Kannst du mir die Antwort geben?«
    »Nein.«
    »Soll ich Conolly fragen?«
    »Tu es.«
    »Ja, das werde ich auch. Es kann sein, dass du dich geirrt hast und er gar nicht allein gekommen ist. Möglich ist alles. Vielleicht hat er einen Partner und…«
    »Aber er ist allein gekommen, verdammt. Ganz allein. Oder hast du jemanden gesehen?«
    »Nein.«
    Griffin rang die Hände. Er flehte Lucio nahezu an. »Dann musst du mir einfach glauben.«
    »Das kann und das werde ich nicht.«
    »Was willst du dann tun?«
    Lucio lachte. Diesmal leiser. Es klang auch kichernd. »Ich rechne immer sofort ab. Auch hier. Ich werde deinen Freund töten, und niemand wird mich daran hindern können. Oder hast du das etwa vor, Phil Griffin? Willst du mich hindern…«
    Griffin hatte die Frage zwar gehört, sie aber nicht richtig erfasst.
    Er schaute ins Leere. Hinter seiner Stirn bewegte sich etwas. Gedankenfetzen drangen durch seinen Kopf, und er musste sich als Medienmensch auch klar machen, dass dies hier kein Film war und keine Show, die fürs Fernsehen aufgenommen wurde. Das war alles so verdammt echt, zu echt.
    Lucio schlug Griffin gegen den Hinterkopf. »Antworte. Los, ich habe nicht viel Zeit!«
    Jetzt wusste Griffin, was die Stunde geschlagen hatte. Er griff zum letzten Mittel. Nicht zur Gewalt. Da fühlte er sich unterlegen.
    Aber es gab noch andere Menschen in der Nähe. Nur saßen sie unbeteiligt am ovalen Tisch. Bestimmt hatten sie alles gehört, doch sie getrauten sich nicht, einzugreifen. Die Freunde der Engel wollten leben und waren nicht lebensmüde.
    »Bitte«, flehte Griffin. »Wir müssen gemeinsam etwas unternehmen. Wir können doch nicht zusehen wie…«
    »Lass ihn«, sagte ein Mann, der Bankier war und jeden Tag Entscheidungen treffen musste, mit müder Stimme. »Wir können nichts dagegen unternehmen…«
    Griffin brach zusammen. Nicht nach außen hin, sondern innerlich. Schlagartig wurde ihm klar, wie allein er auf weiter Flur stand.
    Er konnte nichts mehr ändern.
    »Hast du vergessen, dass sie zu mir gehören?«, flüsterte Lucio.
    »Hast du das wirklich?«
    »Nein.« Griffin wusste nicht, woher er den Mut nahm, noch zu widersprechen. »Aber ich habe immer eine andere Vorstellung von den Engeln gehabt. Ich habe sie als gerecht empfunden und nicht als brutale Mörder. Du bist nicht gerecht, du bist…«
    »Doch!«, rief Lucio, »ich bin gerecht. Es ist nur eine andere Gerechtigkeit. Es ist meine Gerechtigkeit, verstehst du das. Es gibt die Gerechtigkeit der Engel, und nur das zählt.«
    »Nicht der Engel, die Michael, Gabriel und…«
    Der Schlag mit dem Handrücken traf Griffins Mund. Die Lippen platzten auf. Er schmeckte Blut. In seinem Kopf rauschte es,
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