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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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Lucio schneller. Wie ein fließender Schatten glitt er zur Seite. Noch bevor der Stuhl auf den Boden krachte, wusste Bill, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Dann hörte er das Geräusch des Aufpralls und nahm auch ein Splittern wahr, als das alte, jedoch noch sehr stabile Holz zu Bruch ging. Der Stuhl zerbrach in einige Teile, und als Bill auf seine Hände schaute, hielt er nur noch die Lehne in der Hand.
    Lucio griff an. Er lachte dabei. Bill fegte herum, und diesmal war es zu spät.
    Der Brasilianer berührte nicht den Boden. Wie ein dunkles Tier huschte er darüber hinweg und erwischte den Reporter mit einem Schlag gegen die Stirn.
    Bill sah die Sterne in einem geschlossenen Raum. Der Treffer war nicht so hart gewesen, um ihn auszuschalten. Er sorgte aber leider dafür, dass er den Überblick verlor.
    Er merkte nur, wie er zurücktorkelte und sich sein Blickfeld veränderte, denn um die Sterne herum war es dunkel.
    Instinktiv riss er beide Arme hoch, um sich vor dem nächsten Schlag zu schützen, aber er hatte das Falsche getan. Er hätte lieber seinen Oberkörper abdecken sollen.
    Ein Tritt wie von einem Pferdehuf traf ihn oberhalb der Gürtelschnalle. Bill bekam plötzlich keine Luft mehr. Er verlor vollends die Kontrolle und merkte, dass er auch keinen Kontakt mehr mit dem Boden hatte. Er merkte noch, dass er fiel, und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Wieder strahlten die Sterne, wieder verlor er die Übersicht, und ihn erwischte ein starker Druck auf der Brust, als hätte jemand ein großes Stück Eisen darauf niedergelegt.
    Er lag noch nicht rücklings am Boden, doch der Druck auf seiner Brust sorgte dafür, dass er allmählich tiefer sackte und schließlich neben den Kerzenlichtern liegen blieb.
    Nichts mehr passierte. Kein neuer Schlag traf ihn, nur noch der Druck blieb bestehen, und Bill konnte sich vorstellen, dass er ausreichte, um seine Knochen langsam brechen zu lassen.
    Er musste Luft holen. Es klappte, aber es war mit Schmerzen verbunden. In seinem Kopf rauschte es. Hinter den Schläfen schienen sich kleine, spitze Werkzeuge zu bewegen. So wie er fühlte sich jemand, den man durch die Mangel gedreht hatte. Bewusstlos wurde er nicht. Es ging ihm sogar besser, auch wenn die Schmerzen nicht nachließen. Ob das ein Vorteil für ihn war, wagte er nicht zu sagen, jedenfalls hielt er die Augen nicht geschlossen. Er öffnete sie so weit wie möglich. Wie bei einem schlechten Film, der überarbeitet wird, klärte sich ganz allmählich sein Blickfeld, und er sah das Gesicht des Brasilianers über sich. Es sah anders aus als sonst und kam dem Reporter aufgepumpt vor.
    Als er den Blick etwas senkte, um sich seine Brust anzuschauen, das stellte er fest, was den Druck verursachte. Es war kein Stück Eisen, sondern ein Fuß, und der gehörte natürlich Lucio.
    Der »Engel« hatte alles im Griff!
    Da er den Fußdruck etwas lockerte, gelang es Bill, wieder besser durchzuatmen. Die Schmerzen aber blieben.
    Lucio grinste.
    Wie ein Teufel!, dachte Bill. Ich habe mich von dieser verdammten Gestalt fertig machen lassen und…
    Die Worte des anderen zerstörten seine Gedanken. »Jeder hat gesehen, wie schwach der Mensch ist, wenn er sich gegen einen Engel behaupten will. Jeder hier weiß nun Bescheid, dass ich es bin, der hier die Kommandos gibt. Es kommt kein anderer in meine Nähe. Ich lasse es nicht zu. Ich bin besser, denn ich bin mehr als ein Mensch. Habt ihr das verstanden? Ich habe die Kraft der Engel. Ich bin Richter und Vollstrecker zugleich. Die Engel mögen keine Menschen, die sich gegen sie stellen. Genau das hast du getan, wobei ich nicht mal deinen Namen kenne.«
    »Ist auch nicht wichtig«, würgte Bill hervor.
    »Sage ihn trotzdem.« Lucio verstärkte den Druck seines Fußes, der wirklich mit Eisen gefüllt zu sein schien.
    »Conolly… Bill Conolly …«
    »Aha, so heißt du also. Und du hast gedacht, stärker zu sein als ich. Welch ein Irrtum! Welch eine Anmaßung! Aber so habe ich viele Menschen erlebt, bis mir klar wurde, dass ich einen anderen Weg gehen muss, um nicht so zu werden wie sie. Ich habe ihn gefunden. Ich bin göttergleich, und ich werde die Stufen immer höher hinaufschreiten, um zu meinem endgültigen Ziel zu gelangen.«
    »Nein, das ist alles nicht wahr…«
    Zuerst konnte Bill es kaum glauben, dass er eine Stimme gehört hatte. Es war die von Phil Griffin, der alles mit angesehen hatte und einfach nicht zulassen konnte, was hier mit seinem Bekannten geschah; er hatte ihn
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