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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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wichtig war. Nur keine zu starke Helligkeit. Nur nichts Grelles.
    Alles musste in einem geheimnisvollen Schleier eingewoben sein.
    Keine Dunkelheit, die Menschen mussten sich noch gut erkennen können, aber das war auch alles.
    Der große Tisch im Raum war nicht rund, sondern oval. Die Stühle hatten hohe Lehnen, damit sich die Benutzer auch mal zurücklehnen konnten, wenn sie etwas erfahren hatten.
    Zwölf Gäste!
    Und doch waren es dreizehn, denn Lucio hatte bereits seinen Platz eingenommen. Er saß an einem Ende des Tisches und hatte vor sich ein dunkles Samttuch ausgebreitet, auf dem eine silberne Pyramide stand, die das Streulicht der Kerzen funkelnd zurückwarf und von Reflexen bedeckt war, die immer aufzuckten.
    Griffin war plötzlich neben Bill.
    »Bitte, nehmen Sie am gegenüberliegenden Ende Platz. Da können Sie am besten alles beobachten.«
    »Danke.«
    Bill schlug trotzdem einen Bogen. Er ging um den Stuhl herum, auf dem das männliche Medium saß. Er wollte sich Lucio anschauen, doch dabei nicht auffallen.
    Natürlich war er ganz in Schwarz gekleidet. Anders hätte es auch nicht gepasst. Bill dachte, dass er über seinen Kopf ein dunkles Tuch gelegt hatte. Das war ein Irrtum, denn er hatte nur seine Haare straff nach hinten gekämmt. Das Licht war leider zu schwach, um ihn ganz genau zu erkennen. Bill sah ihn beim Näherkommen zwar von vorn und wenig später auch im Profil und machte sich auf dem Weg zu seinem Platz so seine eigenen Gedanken über das Medium.
    Lucio war ein männlicher Name. Seiner Ansicht nach hätte die Gestalt auch Lucia heißen können, denn ihm war er mehr vorgekommen wie eine Mischung aus Mann und Frau. Er hätte wirklich beides sein können, und möglicherweise mischte sich bei ihm auch das Weibliche und das Männliche.
    Ein Zwitter? Ein Hermaphrodit?
    Bill schoss einiges durch den Kopf, aber er wollte nach Möglichkeit objektiv bleiben und verscheuchte die Gedanken aus seinem Hirn. Sein Stuhl war tatsächlich noch frei geblieben. Es hatte sich niemand getraut, seinen Platz dort einzunehmen.
    Bill konnte sich den Grund denken. Wenn Lucio seinen Blick hob und ihn über den Tisch schickte, dann schaute er automatisch auf die Gestalt, die ihm am anderen Tischende gegenübersaß, und diesen Blickkontakt konnte nicht jeder vertragen.
    Bill ließ sich auf dem Stuhl nieder. Dass die Sitzfläche gepolstert war, hatte er zuvor nicht gesehen. Jetzt nahm er dies als eine angenehme Tatsache hin.
    Bill Conolly war nicht der letzte Gast, der sich gesetzt hatte. Zwei Frauen ließen sich noch nieder und zum Schluss auch Phil Griffin, der rechts von Lucio in seiner Nähe saß.
    Bill lehnte sich zurück und wartete darauf, dass die Seance begann. Er rechnete damit, dass Griffin einige einleitende Worte sagen würde, und hatte richtig getippt.
    Der Mann schlug zwei Mal mit dem Fingerknöchel auf den Holztisch und bekam die Aufmerksamkeit, die er brauchte.
    »Es war nicht einfach für mich, und ich bin sehr froh, dass es mir gelungen ist, Lucio zu uns in diese illustre Runde zu holen. Wie sicherlich bekannt ist, stammt er aus einem fernen Land, aus Brasilien, aber ich behaupte auch, dass bei seinen geistigen Kräften eine Entfernung keine Rolle spielt und sei sie noch so groß. In gewissen Kreisen bezeichnet man Lucio als ein Phänomen. Man sieht ihn nicht mal als Mensch an, sondern einfach nur als jemanden, der sich zwischen den Ebenen bewegen kann. Der seinen Geist geöffnet hat, der mehr sieht als wir Menschen und der sich seiner Kräfte so bewusst ist, dass er sie für die Menschen einsetzen kann, um ihnen zu helfen. Wer ihn fragt, der wird von ihm selbst hören, dass er sich als Philantrop bezeichnet, als Menschenfreund also, und das kann ich nur unterstreichen.«
    Bill hörte zu. Die Lobeshymnen rissen nicht ab. Wer jetzt noch nicht von den Kräften des Mannes überzeugt war, musste es einfach nach Griffins Worten sein.
    Bill Conolly saß ebenso still wie die anderen Personen. Aber er bewegte seine Augen. Er wollte sehen, wer oder was sich noch im Raum befand. Oft waren Seancen nichts anderes als der reinste Hokuspokus. Da wurde mit allen Tricks gearbeitet. Vor allen Dingen mit Licht und auch mit verdunkelten Wänden in der Nähe des Mediums, damit niemand erkennen konnte, was sich dahinter tat.
    Wenn dann plötzlich der »Geist« auftauchte und als heller Schemen die Schwärze verließ, waren die Menschen überrascht und manchmal auch geschockt.
    Flüsternde Stimmen drangen oft von
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