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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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die Nachricht lesen zu können, was auch nicht eben leicht war.
    Ich sprach halblaut vor mich hin, was ich schließlich herausfand.
    »Sie wollen… nicht loslassen. Gefährlich. Es sind keine … nennen sich nur so. Brauchen neue … ich will nicht mehr … nein!«
    Das letzte Wort hatte sie zwei Mal unterstrichen. Mir kam es vor wie ein geschriebener Schrei. Ich wollte mich wieder an Lorna wenden, als ich das schräge Gekrakel entdeckte. Ich hatte es zwar zuvor gesehen, es jedoch nicht unbedingt als Schrift erkannt. Jetzt drehte ich das Blatt in einem derartigen Winkel zurecht, dass ich lesen konnte.
    Auch nur Fragmente. Die Nachricht allerdings kam mir bekannt vor. »Lauern im Dunkeln«, buchstabierte ich.
    Da ich halblaut gesprochen hatte, waren meine Worte auch für Lorna verständlich gewesen.
    »Das kennen wir doch«, sagte ich.
    Lorna schwieg.
    Ich steckte den Zettel ein. »Okay, Lorna, ich weiß, dass es verdammt schwer für sie sein muss, das hier zu sehen. Ich gehe auch davon aus, dass Sie zu Harriet eine besondere Beziehung hatten, das ist bei Zwillingen in der Regel so, aber wir beide können Ihre Schwester nicht mehr zurückholen. Aber wir können etwas tun, um diese verruchte Tat aufzuklären. Dabei sollten Sie mir helfen.«
    »Kann ich das denn?«
    »Zumindest haben Sie es geschafft, sich an mich zu wenden. Das ist immerhin schon etwas.«
    »Ich habe keine Kraft mehr.«
    »Das kann ich sogar verstehen. Aber jetzt sind Sie nicht mehr allein. Ich bin bei Ihnen. Gemeinsam können wir etwas tun.«
    Lorna Peel gab mir keine Antwort. Sie ging mit kleinen Schritten zu einem weiß gestrichenen Stuhl, der an der Wand stand. Ganz in der Nähe lief ein Rohr von unten nach oben und verschwand in der Decke. Mit einer müden Geste strich Lorna über ihre Stirn.
    »Ich kann nicht mehr…«
    »Aber Harriet hat eine Nachricht hinterlassen.« Ich klopfte auf die Außentasche meiner Jacke. »Dort befindet sich das Papier. Da steht es schwarz auf weiß. Sie wollte nicht mehr, und sie hat noch von denen geschrieben, die im Dunkeln lauern. Das kenne ich von Ihnen.«
    Lorna rieb über ihre nackten Knie. Sie tat, als hätte sie mich gar nicht gehört.
    Ich gab nicht auf. »Und sie schrieb, dass sie nicht loslassen wollten. Gewissermaßen die anderen. Wer sind sie, die nicht loslassen wollten? Was steckt dahinter? Wer steckt dahinter? Welche Macht? Wohin soll das führen?«
    »Ich kenne das Ende nicht.«
    Okay, ich war schon froh, dass sie überhaupt etwas sagte. »Und wer sind die großen Unbekannten?«
    »Die Boten.«
    Jetzt horchte ich auf. »Bitte?«
    »Die Boten.«
    »Welche Boten?«
    »Die Engel. Diejenigen, die den Engeln die Reinheit wiedergeben wollen. Die zu ihnen halten. Die nicht wollen, dass ihre Namen in den Schmutz gezogen werden. Die Freunde der Engel oder der himmlischen Boten, wie immer gesagt wurde.«
    »Und wer hat das gesagt, Lorna?«
    »Bitte nicht.«
    »Doch, es gibt jetzt kein Zurück. Wir müssen am Ball bleiben. Wer sagt so etwas?«
    Sie quälte sich. Es tat mir fast Leid, aber auch nur fast, denn ich wusste, dass ich die Tür aufgestoßen hatte, und ich wollte nicht, dass sie wieder zufiel.
    »ER sagt es!«, flüsterte sie.
    »Gut. Aber wer ist er? Hat er einen Namen? Oder ist er einfach nur ein Begriff?«
    »Er ist der Bote.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Meinen Sie damit den Himmelsboten?«
    »Das kann sein«, flüsterte Lorna. »Wir alle sagen nur Lucio zu ihm. Nur Lucio.«
    Jetzt hatte ich einen Namen. Wunderbar. Damit allein konnte ich jedoch nicht zufrieden sein. Es musste noch mehr geben, und es gab sicherlich auch mehr. Es war nur fraglich, ob mir Lorna da weiterhelfen konnte oder auch wollte.
    »Harriet kannte Lucio, nicht wahr?«
    Sie strich Haare aus ihrer Stirn. »Ich denke schon, dass sie ihn gekannt hat.«
    »Sie auch?«
    So flott wie sie mir vorhin geantwortet hatte, sagte sie jetzt nichts mehr. Den Mund hielt Lorna verschlossen. Sie schaute an mir vorbei und sah aus, als suchte sie noch nach bestimmten Worten.
    Ich half ihr ein wenig auf die Sprünge. »Ihr seid Zwillinge, denken Sie daran. Es gibt zwischen ihnen eine andere Verbindung als zwischen normalen Geschwistern. Man ist sich mehr gleich. Doch das muss ich Ihnen ja nicht extra sagen.«
    »Es stimmt schon. Nur waren wir nicht immer zusammen.« Um den Kern der Antwort drehte sie sich herum.
    Ich gab nicht auf, durch die junge Frau an Lucio heranzukommen. Nur auf einem Umweg eben. »Welche Gemeinsamkeiten haben Sie denn
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