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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel
Autoren: Jason Dark
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stimmt, was wir angenommen haben. Sie gehören zu Harriet. Sie könnten ihre Nachfolgerin werden. So kann man es sehen.«
    Lorna war wieder voll konzentriert. Das bewies sie mit der nächsten Frage, auch wenn es ihr schwer fiel, sie zu stellen. »Wenn das so ist, John, warum hat dieser Lucio meine Schwester dann getötet? So wertvoll kann sie doch nicht für ihn gewesen sein. Was man liebt, das tötet man doch nicht. Oder habe ich da eine falsche Einstellung?«
    »Nein, das haben Sie nicht. Ich gebe Ihnen im Prinzip Recht. Aber wissen wir, was zwischen den beiden vorgefallen ist? Niemand kann das sagen, auch wir nicht. Es könnte auch sein, dass Harriet nicht mehr wollte. Dass sie sich aus Lucios Bann befreien wollte.«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, weil ich es mir auch nicht vorstellen kann.«
    »Warum nicht?«
    »Ich halte ihn für zu stark. Für mich ist er kein Mensch mehr. Er ist für mich ein… ein … ich weiß es auch nicht genau. Eine Mischung aus Mensch, Geist und Engel. Etwas, das existiert und zugleich einfach grauenhaft ist.«
    »Das könnte zutreffen.«
    »Wollen Sie trotzdem warten?«
    »Ja.«
    Lorna schaute auf ihre tote Schwester. Es war zu sehen, dass sie fror. Es lag an der innerlichen Kälte, die sie durchströmte. Ich konnte nur hoffen, dass wir hier nicht grundlos warteten. Ich wollte auch nicht in der Laube bleiben, sondern mich draußen umschauen.
    Möglichweise war ich in der Lage, ihn zu sehen, wenn er durch das Gelände schlich oder auch flog, denn das war nicht so unwahrscheinlich wie es sich anhörte.
    Ich öffnete die Tür und setzte einen Schritt über die Schwelle.
    Hinter mir stellte Lorna eine Frage, auf die ich aber nicht achtete, denn es meldete sich mein Handy…
    ***
    Es war still geworden am ovalen Tisch. Lucio, das Medium, war in tiefe Trance gefallen. Dass noch andere Personen in seiner Nähe saßen, kümmerte ihn nicht. Er hielt den Kopf nach vorn gebeugt und hatte beide Handflächen gegen die Außenseiten der silbernen Pyramide gelegt, als könnte er aus ihr die nötige Kraft schöpfen.
    Allein durch diese Geste hatte er es geschafft, die Teilnehmer in seinen Bann zu ziehen. Eine Ausnahme gab es. Der Reporter Bill Conolly blieb cool, denn er wollte herausfinden, was tatsächlich hinter diesem Schauspiel steckte. War es der reine Ernst, oder wollte der Guru die Menschen nur an der Nase herumführen?
    Noch war es nicht möglich, dies herauszufinden. Was immer auch als Ergebnis letztendlich herauskam, nichts wies darauf hin, dass hier etwas wirklich Übersinnliches passierte. Es war nicht mit den Schauerrunden irgendwelcher Tee-Kränzchen zu vergleichen, wenn man versuchte, Tische zu rücken oder Gläser wandern zu lassen. Eine gewisse angespannte Atmosphäre herrschte schon, und es tanzte keiner aus der Reihe. Selbst Phil Griffin, der Initiator nicht.
    Er war ebenso gespannt und gefesselt wie seine Gäste.
    Bill Conolly sah die Dinge lockerer. Er war der Ansicht, dass allmählich mal etwas passieren musste, denn zu lange konnte die Spannung auch nicht aufrecht erhalten werden.
    Der Reporter hatte einen guten Platz. Lucio saß am anderen Ende des Tisches vor ihm. Wenn er seine Haltung veränderte und sich bequemte, den Kopf anzuheben, dann würde er Bill zwangsläufig sehen müssen, falls er die Augen offen hielt.
    Im Moment war das der Fall. Noch war er still und in sich versunken. Durch seine Haltung hatte er auch seinen Körper klein werden lassen, sodass Kopf und Rücken eine Rundung bildeten. Er stierte auf die Pyramide, die er nicht losließ. Auch weiterhin fuhren seine Hände streichelnd über das Metall hinweg.
    Für Bill war es unmöglich, dass ein Mensch so lange seinen Atem anhielt, aber Lucio schien es zu schaffen. Er saß auf seinem Stuhl, als wäre er tot oder würde darauf warten, dass man ihn bald hochnahm und in ein Grab legte.
    Nur Griffin schaute Bill hin und wieder an. Das Gesicht des Medien-Mannes war zur Hälfte durch den Schein einer Kerze erhellt, deshalb wirkte die Haut auch so rot. Der Schweiß schimmerte auf seinem Gesicht wie Regentropfen auf einem Farn. Er stand unter Druck. Bill wunderte sich darüber, dass Phil Griffin dies passierte, gab er sich sonst doch immer wie der große Zampano, dem nichts passieren konnte.
    Es lag auch an der Atmosphäre. Eben weil nicht gesprochen wurde und das sanfte Licht der Kerzen eine Beleuchtung abgab, die auch zu einem Begräbnis gepasst hätte.
    Da Bill nicht auf seine Uhr geschaut hatte, wusste
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