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1310 - Unternehmen Götterschrein

Titel: 1310 - Unternehmen Götterschrein
Autoren: Unbekannt
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Bewußtsein, daß ich gegen einen der fundamentalen Grundsätze verstoßen hatte, die für Mitglieder eines Parateams im Einsatz gelten.
    Den Grundsatz, unter keinen Umständen aufzufallen.
    Ich hatte gegen ihn verstoßen, auch wenn bisher vielleicht noch niemand wußte, was ich getan hatte.
    Aber wenn jemand unter so dramatischen Umständen wie Jerishal Koipel starb, würde auf jeden Fall eine Obduktion stattfinden - und noch vorher würde seine sterbliche Hülle von einem Medoroboter gründlich untersucht werden.
    Es war gar nicht zu vermeiden, daß noch während des Fluges herauskommen mußte, daß jemand dem Sterbenden die Schmerzen genommen hatte und daß es sich bei dem Mittel, das dies bewirkt hatte, um Gemochliitrakt gehandelt hatte, ein Analgetikum, das für gewöhnlich nur von Extremweltlern wie Oxtornern, Ertrusern, Epsalern und Überschweren genommen wurde - beispielsweise gegen Zahnschmerzen oder gegen Wetterfühligkeit bei Hyperstürmen.
    Und ich war der einzige Mensch von einer Extremwelt, der sich so nahe bei dem Sterbenden befunden hatte, daß er ihm die Injektionskapsel verabreichen konnte: ich, die Oxtornerin Tinta Raegh.
    Nicht, daß meine Hilfe etwas Ungesetzliches gewesen wäre, aber ich würde gehört und mein Name würde registriert werden - und wenn es die Seele des Big Black Holes wollte, dann gefährdete ich dadurch unter Umständen meinen Einsatz und das Leben der anderen Mitglieder unseres Parateams.
    Das alles schoß mir blitzartig durch den Kopf, während sich zwei Stewardessen um Jerishal Koipel kümmerten und ein Medoroboter mit hektisch blinkendem Blaulicht und schrillen Pfeiftönen aus dem Mitteldeck-Schcitt hervorgeschossen kam. Außerdem sah ich zwei Shantträger von einer seitwärts gelegenen Sitzreihe herankommen, einen terranischen Panish und einen Shan vom Volk der Überschweren.
    Das konnte heiter werden - nur nicht für mich.
    Dennoch wußte ich, daß ich mein Verhalten niemals bereuen würde. Es war unmöglich für mich gewesen, ein intelligentes Wesen so grauenhaft leiden zu sehen, auch wenn es ein Feind gewesen war. Ich würde wieder so handeln müssen, falls das Ereignis sich irgendwann und irgendwo wiederholte.
    Das war kein Widerspruch zu meiner Mitgliedschaft in der GOI, denn wenn ich eine andere Einstellung hätte, wäre ich niemals dieser galaxisweiten Organisation beigetreten.
     
    *
     
    Unterdessen war der Medoroboter bei Jerishal Koipel angekommen, hatte den schlaffen Körper mit einem Greiffeld angehoben und auf seine ausgefahrene Trage gelegt. Sein Pfeifen verstummte, während er ungefähr ein Dutzend Sensoren ausfuhr und den Zustand des Patienten mit allen Raffinessen überprüfte.
    Das hektisch blinkende Blaulicht erlosch, als er den Exitus feststellte. Aber natürlich teilte er uns seine Diagnose nicht mit. Der Tod eines Passagiers während des Fluges war für alle Mitpassagiere immer ein traumatisches Erlebnis, das man ihnen nach Möglichkeit ersparte. Dementsprechend waren Medoroboter an Bord von Passagierschiffen programmiert.
    Für den Panish und den Shan traf das nicht zu. Ihnen wurde wahrscheinlich nicht einmal bewußt, daß sie gegen die elementarsten Regeln der Rücksichtnahme verstießen, als sie sich in die Untersuchung einmischten.
    „Der ist hinüber", stellte der Panish nach einem Blick in Jerishal Koipels Augen und einem Griff nach seinem Puls fest. „Es ist nur seltsam, daß er so schnell stumm wurde. Die ersten Symptome waren typisch für die Wirkung von Imorgladin, aber dieses Gift läßt seine Opfer länger leiden."
    „Zurücktreten, bitte!" mischte sich eine andere Person ein. „Der Fall fällt in meine Kompetenzen."
    Ich war überrascht, daß es eine weibliche Menschenstimme war, die das sagte, denn sie verriet unverkennbar Autorität. Aber ich rief mich sofort wieder zur Ordnung, denn ich wußte genau, daß es sich bei der Ansicht, im Solsystem wären die Frauen noch immer unterprivilegiert, lediglich um ein auf Oxtorne bestehendes Vorurteil handelte, das noch aus der Zeit stammte, als die oxtornischen Frauen längst die volle Gleichberechtigung besaßen, während auf anderen Menschenwelten noch das männliche Geschlecht sich für das stärkere gehalten hatte.
    Frau Kapitän!" erwiderte der Panish mit einem Unterton von Arroganz. „Ich will dir nicht widersprechen, aber bei einem solchen Fall kann ich mich nicht heraushalten."
    Ich musterte die „Frau Kapitän".
    Sie war eine schlanke Terranerin mit schmalem Gesicht und dem
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