Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verhindern und deiner Mutter die ewige Ruhe wiedergeben.«
    Jane versuchte es im Guten. Wie sie den Knoten durchschlagen wollte, das wusste ich auch nicht. Es war nur wichtig, dass dieses kleine Wesen mithalf.
    Das tat es nicht.
    Es stand auf.
    Sehr schnell konnte es sich bewegen. Plötzlich stand es auf seinen krummen Beinen, und der Schrei, der aus seinem Mund drang, hörte sich schrill und überzüchtet an.
    So war keine Kontaktaufnahme zwischen uns möglich. Genau das wollte der Balg auch nicht. Aus dem Schrei wurde ein Krächzen, und dann reagierte das Kind.
    Wir hatten schon damit gerechnet, dass es den Sarg verlassen würde. Das tat es auf eine andere Weise als wir gedacht hatten. Es sprang zur Seite. Im hohen Bogen flog es über die Grube hinweg und landete im Schnee. Wir brauchten einige Sekunden, um uns von dem Schrecken zu erholen. Da hatte das Wesen schon einen gewissen Vorsprung erhalten. Es wieselte auf seinen kurzen Beinen durch den Schnee, huschte über Gräber hinweg und hatte sich ein Ziel ausgesucht. Es war ein kleines vergittertes Seitentor mit genügend großen Lücken, um sich hindurchschieben zu können.
    Wir hatten das Nachsehen, aber wir waren auch schneller als dieses Wesen. Wir hätten es vor dem Friedhof einholen können, wenn es sich nicht versteckt hätte.
    Das ließen wir trotzdem bleiben. Es geschah auf meine Initiative.
    Jane, die mich mitziehen wollte, schüttelte den Kopf, als ich mich nicht von der Stelle rührte.
    »Verdammt, willst du den kleinen Bastard denn nicht fangen, John?«
    »Nein!«
    »Und warum nicht?«
    »Keine Sorge, ich lasse Edita schon nicht entkommen.«
    Jane zog die Brauen zusammen. »Das hört sich an, als wüsstest du Bescheid, wo man den Balg finden kann.«
    »Genau.«
    »Und wo müssen wir hin?«
    »Lass dich überraschen…«
    ***
    Sich einschließen. Fenster und Türen verrammeln. Am liebsten hätte sich Theo Thamm so verhalten, aber das wäre aufgefallen. Er musste sein Leben möglichst normal weiterführen und noch darauf warten, dass Edita ihren Weg zu ihm fand.
    Er war vom Friedhof her nicht zu schnell, aber doch recht zügig zu seinem Haus gegangen. Und er war nicht auf dem Hauptweg geblieben, sondern hatte Nebenstrecken genommen. Zwar waren diese mehr vereist und dort lag der Schnee auch höher, aber da konnte er sicher sein, nicht von irgendwelchen Leuten gesehen zu werden, denen sein Verhalten aufgefallen wäre. Er hatte seinen Triumph einfach hinauslassen müssen. Er hatte gelacht, gekichert, des Öfteren in die Hände geklatscht, als er an die Panik dachte, die Edita unter den Trauergästen verursacht hatte. So etwas war noch nie vorgekommen. Die Leute hatten sich überhaupt nicht vorstellen können, dass ein derartiges Wesen existierte. Umso überraschter waren sie dann gewesen, so etwas vor sich zu sehen.
    Furchtbar. Das warf all ihre Pläne durcheinander. All ihr Denken und all ihr Wissen. Ein Anblick wie dieser sorgte dafür, dass Urängste in die Höhe getrieben wurden, und genau so sollte es auch sein. Angst haben, Angst bringen und später als Sieger dastehen.
    Noch lag dies in der Zukunft. In einer sehr nahen, davon ging er aus. Das Kind würde den Weg zu ihm finden. Er und es bildeten eine Einheit. So weit waren sie schon. Und er hätte auch zufrieden sein können, wäre ihm auf dem Friedhof nicht etwas widerfahren, das er nicht so richtig hatte einordnen können.
    Es ging da um einen Mann und um eine blonde Frau. Beide hatte er noch nie gesehen. Sie wohnten nicht in Fischen, und sie sahen auch nicht wie Touristen aus. Obwohl der Friedhof so voll gewesen war, hatte er sie sehr schnell entdeckt, und genau das bereitete ihm schon Probleme. Zudem hatten die beiden keine Angst gezeigt. Alle waren geflohen, er selbst auch.
    Die beiden waren geblieben. Sie hatten sogar die Abgebrühtheit besessen, in Richtung Grab und Sarg zu gehen, wo sich der kleine Bastard aufhielt.
    Dies in eine logische Reihenfolge zu bringen, war für ihn nicht einfach. Hinzu kam noch etwas anderes, und da achtete er genau auf sein Gefühl.
    Ihm waren sie als Jäger vorgekommen. Oder auch wie Agenten, die aus einem besonderen Grund hier im Ort erschienen waren. Er konnte sich vorstellen, dass sie sich um den Mordfall Vinzenz Schwaiger kümmern wollten. Dass die Bullen aufgegeben hatten, daran glaubte er nicht. Wahrscheinlieh hatten sie zwei Profiler geschickt. Das war seit einiger Zeit bekanntlich modern.
    Genau deshalb fühlte er sich nicht wohl. Ein gewisses Unbehagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher