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1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
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weiß es, und du weißt es auch. Wir gehören zu deinem richtigen Vater, und wir werden den Weg zu ihm auch finden.«
    Edita hatte die Worte wohl verstanden. Sie drehte sogar ihren Kopf, um Theo anzuschauen. Unter seinem Kinn war der Hals noch blutig, und als Edita das sah, leckte sie ihre Lippen mit einem breiten Zungenlappen.
    Auch Thamm war dies aufgefallen. Böse Erinnerungen stiegen in ihm hoch. Die folgenden Worte sprach er mit einer Stimme, die sich gar nicht mehr sicher anhörte.
    »He, du willst doch nicht… denk lieber daran, wer ich bin und dass ich dich befreit habe …«
    Edita gab ihm keine Antwort. Auch nicht durch irgendwelche Zeichen. Sie glotzte nur mit ihren Glitzeraugen in sein Gesicht und öffnete ihren Mund noch weiter.
    Dann biss sie zu!
    Theo Thamm kam nur zu einem kurzen Aufschrei. Er erstickte in einem Gurgeln, weil der verdammte Hexenbalg an seiner Kehle festhing…
    ***
    Es war für uns kein Problem, das Haus des Schnitzers zu finden.
    Jane fragte einen Mann, der damit beschäftigt war, Eis loszuhacken, und von ihm erhielt sie die richtige Antwort.
    Wir mussten auf der Straße in Richtung Langenwang bleiben.
    Nach knapp einem Kilometer lag das Haus auf der rechten Seite.
    Uns wurde noch gesagt, dass es aus hellem Holz gebaut war und dass vor ihm ein geschnitzter Brunnen stünde, bewacht von einem Fabeltier aus den Wäldern in der näheren Umgebung.
    Das war zu finden.
    Und wir fanden es auch.
    Aber die Haustür war verschlossen. In den blanken Fensterscheiben leuchtete das Licht der Sonne. Wir schauten hindurch.
    Eine Bewegung im Innern sahen wir nicht.
    Jane blickte mich fragend an. »Aufbrechen?«
    »Nein, dazu haben wir kein Recht.«
    »Aber es besteht Gefahr für Leib und Leben«, behauptete sie.
    »Für wen? Wir haben auch unsere Freundin nicht gesehen, denke daran.«
    »Dabei bin ich mir sicher, dass Edita hier ist. Sie kann verdammt schnell laufen, das haben wir auf dem Friedhof erlebt.«
    Da hatte sie auch wieder Recht. Es kam mir trotzdem nicht in den Sinn, einfach in das Haus einzubrechen. Wir mussten den Schnitzer hervorlocken und wenn es letztendlich durch ein stürmisches Klingeln passierte, denn es gab eine Schelle.
    »Willst du weiterhin warten, John?«
    »Nein!«
    »Dann sag was!«
    »Wir schauen uns an den Seiten um und auch hinter dem Haus. Danach sehen wir weiter.«
    »Hoffentlich.«
    Jane war ziemlich sauer. Sie fühlte sich der Mutter Antonia auf eine gewisse Weise verpflichtet. Sie wollte ein Ziel erleben, und sie wollte das Kind aus dem Weg haben, das diesen Namen nicht verdiente.
    Es war kein Problem für uns, die Rückseite des Hauses zu erreichen.
    An der Hausseite gab es auch Fenster. Recht klein, viereckig. Wir schauten hindurch, sahen das Innere, erlebten aber nichts, was ein Eingreifen gerechtfertigt hätte. Man konnte annehmen, dass der Bewohner des Hauses nicht da war.
    Jane Collins hatte es eiliger als ich. Sie ging vor mir und wollte zu einem Ergebnis kommen. »Sie ist da«, flüsterte sie, »das spüre ich genau.«
    Ich ließ sie gehen. Immer wieder knirschte der Schnee. Manchmal hörte es sich an, als würde Glas brechen.
    Wir hatten Glück.
    Jane Collins blieb so heftig stehen, dass ich ihr nicht mehr ausweichen konnte. Ich hielt mich an ihren Schultern fest und hörte genau das, was auch sie mitbekam.
    Es waren leise, aber irgendwo auch schreckliche Schreie. Sie klangen ander Hausseite auf, die wir noch nicht untersucht hatten.
    Die nächsten Sekunden verliefen wie im Zeitraffer. Wir kämpften uns bis zur Hausseite hin vor, sahen das Fenster, das nicht mehr heil war. Jemand hatte es von außen her eingeschlagen. Es war trotzdem groß genug, dass es uns beiden Platz genug bot.
    Was wir sahen, hätten wir nicht mal im Traum erwartet. Denn hier traf das Sprichwort zu: Wer den Wind sät, der wird Sturm ernten!
    Theo Thamm hatte hoch gespielt und war nun dabei, sein Leben zu verlieren…
    ***
    Der Balg hing an seiner Kehle. Er hatte sich dort festgebissen und gab um keinen Deut nach. Thamm hatte versucht, ihn abzuschütteln. Es war ihm nicht gelungen.
    Er röchelte seine Angst heraus. Die Laute hörten sich schlimm an.
    Man konnte meinen, er sei dabei, zu ersticken. Er blieb auch nicht auf einer Stelle stehen, sondern tanzte schwankend durch seine Werkstatt und stieß dabei überall an.
    Halten konnte er sich nur mit Mühe. Er riss dann die Arme hoch, als er gegen eine Wand prallte. Mit beiden Händen bekam er den mörderischen Balg zu fassen. Er riss und
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