Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1306 - Hexenbalg

1306 - Hexenbalg

Titel: 1306 - Hexenbalg
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vernahm.
    »Lass es sein, John…«
    Jane Collins hatte sich herangeschlichen. Sie schob sich an meine Seite und nickte in Richtung Sarg. »Genau das ist es. Genau das ist das Wesen, von dem mir der Geist der Mutter berichtete. Antonia hat es gesagt, sie konnte keine Ruhe finden. Ihr Geist hat unter diesem Horror gelitten.«
    »Ist sie auch jetzt noch in deiner Nähe?«, fragte ich flüsternd.
    »Ich hoffe es.«
    »Aber du spürst sie nicht mehr, oder?«
    »Nein. Es kann auch sein, dass sie mich nicht mehr braucht, weil wir das Kind gefunden haben. Und ich stelle mir vor, dass sie mich als einen Katalysator benutzt hat, um ein Ziel zu erreichen.«
    »Hat sie das?«
    »Ja. Es ist gefunden.« Jane hatte sehr überzeugend gesprochen.
    »Antonia hat jemanden wie mich gesucht. Und als sie mich fand, da nahm sie Kontakt auf. Sie hätte es auch mit anderen tun können, aber sie hat mich gewählt, weil sie weiß, dass ich nicht auf der Seite der Hölle stehe, aber in mir noch etwas vorhanden ist, das auch sie spürte. So, denke ich, muss man es sehen.«
    »Soll ich dir das Feld überlassen, Jane?«
    »Bitte.«
    »Und was hast du vor?«
    »Reden, John. Ich werde versuchen, mit diesem Balg zu reden. Ich werde ihm einen Gruß von der Mutter bestellen, und ich bin gespannt, wie das Kind darauf reagiert und ob es überhaupt zu einer Reaktion kommt oder es sich nur abwendet.«
    »Das könnte auch sein.«
    Jane hatte mich überzeugt. Um ihr einen besseren Platz zu schaffen, trat ich zur Seite und zurück. Erst jetzt drehte ich mich herum und schaute über den Friedhof hinwg.
    Er war leer oder fast leer. Nur am Eingang standen noch einige Trauergäste zusammen. Unter ihnen befand sich der Polizist, und auch den Pfarrer sah ich. Sie sprachen auf die Bewohner ein. Hin und wieder schauten sie zu uns herüber.
    Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel wie ein gleißendes Auge, das alles beobachtete. Der Schnee blendete. Ich hatte die Sonnenbrille nicht dabei und kniff deshalb die Augen zusammen, als ich einen weiteren Rundblick riskierte.
    Einer war nicht da. Der Mann mit dem schwarzen Hut, der auf den Namen Theo Thamm hörte. Wohin er sich verdrückt hatte, wusste ich nicht. Möglicherweise hatte er sich versteckt und beobachtete aus einer sicheren Position heraus, was passieren würde.
    Einen direkten Beweis, dass er hinter diesem unheimlichen Wesen steckte, hatte ich nicht. Ich argwöhnte jedoch, dass dieser Holzschnitzer nicht so harmlos war, wie er sich gab.
    Janes Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie sprach mit dem Kind als wäre es völlig normal und auch schon älter, damit es die Worte auch verstand.
    »Ich bin gekommen, um dir einen Gruß von deiner Mutter zu bestellen, Edita…«
    Es war auch für mich spannend geworden. Ich hielt mich zwar zurück, aber ich lauerte auf eine Reaktion des hässlichen Balgs, die leider nicht erfolgte.
    Das Ding blieb auf dem Sarg hocken und schaute Jane an, mit leicht nach hinten gelegtem Kopf.
    »Hast du mich gehört, Edita…?«
    Das Kind knurrte.
    Gut, es zeigte, dass es verstanden hatte. Zwar wäre uns eine Antwort lieber gewesen, aber die konnte ja noch kommen, und Jane gab auch nicht auf. Sie versuchte, die Bindungen, die es zwischen der Mutter und ihrem Kind gab, zu aktivieren, zog dabei selbst ein trauriges Gesicht, als sie meinte: »Deine Mutter macht sich große Vorwürfe. Sie kann keine Ruhe finden. Ihr Geist irrt umnher. Sie möchte nichts anderes als eingehen in die Ewigkeit, aber das ist ihr nicht möglich, denn du versperrst ihr den Weg. Sie weiß, dass sie vieles falsch gemacht hat, und das bereut sie jetzt. Sie möchte auch, dass du einen anderen Weg gehst und somit deine Kräfte nicht auf andere Menschen überträgst. Tu es ihr zu Gefallen, Edita. Nur dann kann sie eingehen in die Ewigkeit und dort ihre wirkliche Ruhe finden.«
    Edita hatte Jane verstanden. Das wurde uns auch bald bewiesen, denn der Balg schüttelte den Kopf. Kratzende und keuchende Laute drangen zugleich aus seinem breiten Mund,, aber Jane gab nicht auf.
    »Deine Mutter hat einen Fehler gemacht, das sieht sie ein. Sie ließ sich mit jemandem ein, dessen Name schrecklich ist. Du bist das Produkt. Man hat dich als Hexenkind bezeichnet, aber deine Mutter wollte keine Hexe sein. Sie war das Produkt unglückseliger Umstände. Sie hat dafür mit ihrem Tod büßen müssen, nachdem man dich aus ihrem Bauch geholt hat. Es ist schon jemand gestorben, und zu einem zweiten Mord soll es nicht kommen. Du kannst ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher