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1300 - Die Gänger des Netzes

Titel: 1300 - Die Gänger des Netzes
Autoren: Unbekannt
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gebracht, damit ihr ja nichts zustoßen konnte. Aber dann passierte es. „Wer bist du?" fragte Eirene, als der Fremde plötzlich in der Zentrale von ARLIOM-Station auftauchte. Sie behielt von ihm nur die kugelig hervortretenden Augen, die von tiefem Blau und starr waren, und seine melodiöse Stimme in Erinnerung. „Ich bin dein Beschützer", sang der Fremde. „Dein Diener, wenn du nur willst. Du solltest wollen, Idinyphe."
    „Warum nennst du mich so?"
    „Das ist dein Kosmokratenname. Hör mir jetzt gut zu.
    Was ich dir sage, wirst du wieder vergessen, vermutlich für eine lange Zeit, aber eines Tages wirst du dich wieder erinnern, und das wird sein, wenn du erkannt hast, was deine Bestimmung ist. Es gibt nur zwei Wege, Idinyphe. Den Weg mit den Mächten der Ordnung und jenen, den die Chaosmächte beschreiten. Einen Dritten Weg gibt es nicht. Du bist eine Kosmokratin. Deine Mutter will es zwar nicht wahrhaben, aber du wirst es selbst erkennen, wenn die Zeit reif ist. Und auch Gesil weiß in ihrem Innersten, wohin du wirklich gehörst... Sie hat ein Geschenk für dich, das deiner würdig ist."
    Die Gedankensprünge des Fremden verwirrten sie. Noch verwirrender waren die Bildfolgen, die nicht chronologisch abliefen, sondern Zeitsprünge nach vorne und hinten in reiner Willkür machten. „Was für ein Geschenk?" fragte Eirene. Im Traum sah sie einen eiförmigen Gegenstand. Er war ein genaues Abbild des Zellaktivators, wie auch Perry einen trug. Dieser war jedoch für sie bestimmt. Gesil hielt ihn versteckt und hatte die Absicht, ihn Eirene zu übergeben, wenn sie ein gewisses Alter und eine gewisse Reife erreicht hatte. Das Bild des Zellaktivators löste sich in Nichts auf. Der Fremde war wieder da. Man schrieb den 15. September 440 NGZ, jener nostalgischen Zeitrechnung, an der die Emigranten aus der Milchstraße festhielten. „Ich werde immer für dich verfügbar sein, kleine Kosmokratin", sagte er. „Du wirst diese Begegnung aus deinem Gedächtnis streichen, keine Erinnerung an mich haben. Aber wenn die Zeit reif ist, werde ich es wissen. Und ich werde da sein."
    Der Fremde ließ von Eirene ab. Aber sie sah ihn weiterhin, wenn auch wie durch einen Nebel. Sie sah ihn zusammen mit Perry, Atlan und Jen. Wie waren sie alle plötzlich nach Arliom gekommen? Eirene gehörte nicht in diese Runde, aber sie konnte sie sehen und hören. Wie in einem Traum innerhalb eines Traumes, als Teil eines viel umfassenderen Traumes... „Das ist der endgültige Bruch, Carfesch", sagte Perry. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Kosmokraten soweit gehen würden, sich an meiner Tochter zu vergreifen."
    „Eirene ist nichts geschehen", sang Carfesch. „Ich wollte dir bloß zeigen, dass sie nicht unantastbar, nicht unerreichbar für die Kosmokraten ist. Sie wird keine Erinnerung an diese Begegnung behalten, keinen Schaden nehmen. Mein Ehrenwort, sie wird in keiner Weise beeinflusst und sich frei entwickeln können. Ich bin zu einem zweiten Versöhnungsversuch gekommen."
    „Wirst du uns von der Ritteraura befreien?"
    „Das Angebot der Kosmokraten bleibt aufrecht, in vollem Umfang. Sie sind weiterhin bereit, euch die Verantwortung über das Nukleotid DORIFER zu übergeben."
    „Dann haben wir nichts mehr miteinander zu schaffen." Eirene wurde aus der Runde ausgeschlossen und fand sich in den Wäldern, fernab von ARLIOM-Station wieder. Sie hatte vergessen, wie sie hierher gekommen war. Als Jen Salik sie zwei Tage später fand und an Perry übergab, wusste sie nichts mehr über das Zwischenspiel mit dem Fremden. Der Aufenthalt auf Arliom wurde für sie später zum Inbegriff von Tristesse und Langeweile. Nur während ihres Panoramatischen Erlebnisses - ein Fiebertraum, durch Filoads Gift hervorgerufen? sah sie ihr Erlebnis aus einer so eigenwilligen Perspektive. Und danach würde sie wieder vergessen, aber etwas davon würde in ihr zurückbleiben. Etwas Unerklärliches, etwas, das sie mit unstillbarer Neugierde, mit einer Art Gier geradezu, zu fassen versuchen trachtete. Sie würde es aper nicht zu fassen bekommen, solange sie nur Hände zum Greifen hatte und ihren Geist nicht zu Hilfe nehmen konnte.
    Das alles konnte Eirene nicht artikulieren. Nur in diesem blitzlichtartigen Traum, auf den sofort wieder das Vergessen folgen würde, sah sie die Dinge klar - und zurück blieb eine nagende Ungewissheit, die sie stets in die Einsamkeit trieb. Ihre innere Zerrissenheit besserte sich, bis die schwarze Flamme in ihr endgültig erloschen war,
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