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1300 - Die Gänger des Netzes

Titel: 1300 - Die Gänger des Netzes
Autoren: Unbekannt
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wirst sechzehn Jahre alt nach der eigenartigen Zeitrechnung, die man in diesem Haus betreibt."
    „Und? Sonst nichts?" fragte ich enttäuscht. „Heute", sagte der Autopilot, und seine Stimme klang richtig feierlich, „ist der Tag deiner Initiierung. Heute erhältst du den Abdruck des Einverständnisses. „ „So ist es", bestätigte ich und kam mir dabei recht wichtig vor. „Deswegen bin ich aufgeregt. Ich möchte eine Spazierfahrt machen."
    „Einverstanden.
    Wohin soll's gehen?"
    „Das übliche Ziel", sagte ich. „Ich muss mit Bwimi reden."
    „Bwimi", sagte der Autopilot abfällig. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht so oft mit ihm unterhalten. Der Kerl hat doch nur ein halbes Gehirn im Kopf."
    „Sei still", wies ich ihn zurecht. „Bwimi ist mein Freund."
     
    *
     
    Unter mir lag die Stadt Hagon in ihrer frühmorgendlichen Lichterpracht Hagon war, was man andernorts eine Großstadt genannt hätte. Die Zahl ihrer Einwohner betrug 800000. Viele davon waren schon hier gewesen, als Gesil und Perry auf Sabhal eintrafen. Aber ich wusste von Berichten aus unparteiischer Quelle, dass Perry und seine Freunde kräftig dazu beigetragen hatten, die Siedlung zu vergrößern und neue Siedler nach Hagon zu bringen. Hagon war Zentrum und Heimatbasis der Organisation, die sich DIE GÄNGER DES NETZES nannte und die von heute Mittag an in meinem Leben eine entscheidende Rolle spielen würde. Ich war ein wenig stolz darauf, dass die Stadt ihre jetzige Ausdehnung und Einwohnerzahl nicht zuletzt meinem Vater verdankte.
    Der Verlauf der Straßen war durch schwebende Lampen gekennzeichnet. Es war Spätsommer in Malu. Im Herbst, im Winter und zu Beginn des Frühjahrs würde die nächtliche Straßenbeleuchtung nicht gebraucht werden. Moorga, unsere Sonne, stand am Rand des großen Kugelsternhaufens Parakku. Die Bahn des Planeten Sabhal verlief so, dass während der letzten Monate des alten und während der ersten des neuen Jahres das Sternenmeer Parakkus am Nachthimmel erschien. Dann gab es, was die Helligkeit anbelangte, zwischen Tag und Nacht keinen Unterschied mehr.
    Der Anblick der riesigen Sternmengen war atemberaubend. Ich freute mich auf den Augenblick, an dem Parakku wieder über dem Nachthorizont erscheinen würde.
    Am Strand der großen Bucht endeten die Lichter wie abgeschnitten. Ein paar Molen stachen Hunderte von Metern in das schwarze Wasser hinaus.
    Ihre Beleuchtungen sahen aus wie winzige Perlenschnüre. Der Gleiter nahm Fahrt auf, sobald er die Stadt hinter sich gelassen hatte, und schoss steil in die Höhe. Er wandte sich ostwärts, dem rötlichen Schimmer entgegen, der den nahenden Morgen ankündigte. In 35 Kilometern Höhe schoss ich über die Benda-See dahin. Der Überschallschock, den der Gleiter auslöste, war unten auf Meeresniveau nur noch als halblautes Rumoren zu hören.
    Der Gleiter bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von über 500 km/Std. An der Südostspitze des Kontinents Malu, an dessen Südküste die Stadt Hagon lag, war er auf Nordkurs eingeschwenkt. Der Flug bis zu dem Ort, an dem Bwimi und seine Sippe hausten, würde knapp zwei Stunden dauern.
    Zu meiner Rechten tauchte die Sonne aus dem Meer. Moorgas mächtiger Glutball war ein prächtiges, goldenes Rot. Mittags dagegen, wenn die Sonne in der Nähe des Zenits stand, war sie von schimmerndem Weiß und wesentlich kleiner. Perry hatte mir einmal erklärt, wie der Effekt entstand. Es hatte etwas damit zu tun, wie die Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Atmosphäre fanden, wieviel sie gebeugt wurden und von ihrer Lichtenergie unterwegs verloren. Solche Dinge konnte ich nur schwer behalten. Außerdem gefiel mir unsere Sonne so, wie sie war auch ohne Erklärung.
    Weit im Osten war für kurze Zeit die Küste des Kontinents Faleh zu sehen. Dann lag wieder nur Meer ringsum: der große Nordozean. Ich wurde schläfrig. Das stete, sanfte Summen des Antigravtriebwerks wirkte auf mich wie ein Wiegenlied. Es war warm in der kleinen Kabine. Ich hätte einen Kaffee gebrauchen können. Aber so vornehm, dass er Speisen und Getränke reichte, war mein Gleiter nicht eingerichtet. „Die Küste von Panahan kommt in Sicht", sagte der Autopilot. Ich richtete mich auf und blickte voraus. Panahan war der große Polarkontinent. In Panahan lebten nur Tiere und Pflanzen. Es wurde dort mitunter bitter kalt, und manchmal fiel sogar Schnee; das ist eine weiße; pulvrige Substanz, die aus gefrorenem Wasser besteht. Ich mochte das weite Land, weil es mir das Gefühl
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