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128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

Titel: 128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko
Autoren: Larry Brent
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und
wetterfester Kleidung waren sie auch solchen Situationen gewachsen.
    Der Truckerfahrer ließ Carla, die in
hautengen Jeans und einem nicht minder knappen Pulli steckte und antworten
wollte, erst gar nicht zu Wort kommen.
    »Ich durchfahre die Stadt bloß. Mein Etappenziel
ist Fresno, und dann geht es noch in der gleichen Nacht nach Los Angeles
weiter. Drei Tage später bin ich in Las Vegas, Freunde. Und dann geht es rund,
beim großen Trucker-Treffen mit Wahnsinnsfahrten durch die Wüste. Solltet ihr
euch wirklich nicht entgehen lassen .«
    Herbert Neumann beugte sich nach vorn.
»Schönen Dank für das Angebot!
    Wir würden gern mitfahren. Die Fahrt von
Sacramento bis hierher war wirklich kurzweilig. Aber eine Woche San Franzisko
muß schon sein. Dann ziehen wir weiter. Wenn wir erst mitkommen nach Los Angeles
und Las Vegas, gerät unser Plan durcheinander. Vielleicht treffen wir uns
später noch mal .«
    »Eine Frage, Partner ?« schaltete sich Carla sofort ein.
    »Ja, Mädchen? Schieß los«, reagierte der
Truckerfahrer und wälzte seinen dreifachen Kaugummi auf die andere Seite.
    »Du kennst dich in San Franzisko sicher gut
aus ?«
    »Kann man wohl sagen .. Wie in meiner Hosentasche.«
    »Dann kannst du uns bestimmt einen Tip geben,
wo wir einige Nächte bleiben können, wo es wenig kostet .«
    »Ich denke, ihr habt so gut wie überhaupt
keinen Cent in der Tasche ?«
    »Wir leben von der Hand in den Mund, wenn du
das meinst«, entgegnete Carla Neumann, »je weniger wir für die Übernachtung
hinlegen müssen, desto besser. Am liebsten ist es uns, wenn wir irgendwo für
die Unterkunft unsere Arbeitskraft zur Verfügung stellen könnten. Wir arbeiten
als Tellerwäscher, Tischabräumer, Salatputzer oder Kartoffelschäler in jeder
Hamburger Station .«
    Der Truckerfahrer, der sein langes Gefährt
durch die Van Ness Ave rollen ließ, schüttelte den Kopf. »In San Franzisko weiß
ich da nichts, Freunde. Aber wo ihr kostenlos nächtigen könnt, kann ich euch
trotzdem sagen .«
    »Solche Tips sind Gold wert, Partner. Wo’s
überhaupt nichts kostet, schlafen wir am liebsten .«
    »In der Nähe vom Friedhof. Wenn es euch da
nicht graust .«
    »Wie kommst du darauf? Die Toten tun einem
doch nichts .«
    »An der Nordmauer steht ein altes Mietshaus.
Es wurde bei dem großen Erdbeben 1906 stark beschädigt, aber von seinem
Besitzer wieder aufgebaut, wie ich erfahren habe. Bis vor fünf Jahren war das
Gebäude noch bewohnt. Dann wurden die Menschen evakuiert. Grund: es zeigten
sich Risse im Haus. Spätere Erderschütterungen, die hin und wieder die Stadt
heimsuchen, haben diesem Haus besonders stark zugesetzt. Es hängt ein Schild
dran: betreten streng verboten! Einsturzgefahr! < Meiner Meinung nach wird
da übertrieben. Ich kenne nämlich Leute, die dort schon übernachtet haben. Sie
sind alle munter und fidel und kehren immer wieder in dem Hotel ein .« Der Trucker zählte einige Namen auf. Es handelte sich um
Leute ohne festen Wohnsitz, die mit den Truckern durchs Land reisten und mal
hier, mal da abstiegen.
    Herbert und Carla Neumann waren sofort dafür.
    Der Trucker fuhr extra einen Umweg und lenkte
sein Fahrzeug in eine dunkle Straße, in der nur wenige Häuser standen. Bäume
flankierten die Allee zu beiden Seiten, direkt vor ihnen breitete sich eine
schwarze Mauer aus, hinter der die Silhouetten hoher Bäume zu erkennen waren.
    Das war der Friedhof, von dem der Trucker
gesprochen hatte. Er fuhr am schmiedeeisernen, um diese Zeit verschlossenen
Eingangstor vorbei, umrundete die Mauer und gelangte auf diese Weise zur
Nordseite.
    Dort stand das Haus.
    Es sah in der Tat mitgenommen aus.
    Ein Teil des Daches war eingebrochen, quer
durch die Frontseite lief ein etwa fünf Zentimeter breiter Spalt, der aussah,
als sei das Gebäude an dieser Stelle aus zwei Hälften zusammengesetzt.
    Die Fenster waren teilweise noch erhalten. In
erster Linie jedoch gähnten den Neumanns leere Fensterlöcher entgegen, die sie
an ausgebrannte Augenhöhlen erinnerten.
    Die Haustür war mit Brettern vernagelt, aber
schon von weitem war zu sehen, daß zwei Bretter nur lose angelehnt waren.
Jemand mußte sie mal herausgerissen haben.
    »Es gibt Räume, die sind noch einwandfrei,
habe ich mir sagen lassen. Solange das Haus steht, erfüllt es für Leute, die
nur mal schnell über Nacht billig ein Dach über dem Kopf brauchen, vollauf
seine Dienste.
    Fließend Warm- und Kaltwasser und
elektrischen Strom gibt es nicht mehr. Inwieweit die Toiletten
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