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128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

Titel: 128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko
Autoren: Larry Brent
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»mag ich besonders gern. Die weiße, knackige Haut hat
es mir angetan. Dein Ghul, Clair, ist schon da. Du brauchst nicht nach einem
ändern Ausschau zu halten .«
    »Laß den Unsinn !« fuhr sie ihn an. »Mir ist nicht zum Scherzen, Herbert. Da ist wirklich etwas.
Schau hin! Sage mir, ob du das gleiche siehst - oder ob ich träume .«
    Es war etwas in ihrer Stimme, das ihn veranlaßte,
die nächste scherzhafte Bemerkung, die ihm schon auf den Lippen lag, zu
unterlassen.
    »Ich werde verrückt«, stieß er hervor als er
es auch sah.
    Der Sarg, zum Teil noch bedeckt mit krumiger
Erde, schwebte etwa drei Meter über dem Boden, beschrieb einen Kreis, drehte
sich mehrmals hart und schnell um seine eigene Achse - und stieg dann
blitzschnell in die Höhe!
    Die beiden jungen Menschen in dem einsamen,
zum Abbruch bestimmten Haus wurden von dem unglaublichen Ereignis völlig
überrumpelt.
    Wie ein Geschoß jagte die Totenkiste auf das
schwach beleuchtete Fenster - und damit auf sie zu.
    »Runter !« brüllte
Herbert Neumann, packte geistesgegenwärtig seine Frau am Arm und riß sie mit
scharfem Ruck zu Boden.
    Keine Sekunde zu früh.
    Es krachte, und der dunkelbraune Sarg sauste
mit der Schmalseite durchs Fenster. Scherben flogen durch die Luft, das
Fensterkreuz barst auseinander wie bei einer Explosion.
    Carla schrie gellend auf, während sie zu
Boden ging, Holz- und Glassplitter auf sie niederprasselten, und sie
unwillkürlich schützend die Hände über sich hielt, um Verletzungen am Kopf und
vor allem an den Augen zu vermeiden.
    Schützend warf sich ihr Mann über sie und
preßte sie an die Wand.
    Mit dem Bersten und Splittern kam ein
ungeheurer Luftzug. Er strich über sie hinweg, und sie fühlten die eisige
Kälte, die ihnen schier die Luft abstellte. Sie sahen, wie sich ihr Atem vor
ihren Mündern als Hauch niederschlug.
    Der Sarg überschlug sich und drehte sich wie
ein Kreisel um sich selbst. Der Deckel, der nur noch lose an einem einzigen
langen Nagel hing, kippte seitlich herunter und schleifte über den Boden.
    Carla Neumann schrie markerschütternd auf,
als die Leiche aus dem Sarg flog. Die vermoderte Totenkleidung flatterte wie
eine Fahne um die pergamentartig vertrocknete Leichenhaut und knatterte in dem
kalten Wind, den die Totenkiste mitgebracht hatte und der sich zu einem
mittleren Orkan entwickelte.
    Staub und Dreck wurden aufgewirbelt. Das
Gepäck und der bereits aufgerollte Schlafsack flogen wie welke Blätter kreuz und
quer durch die Luft. Die Taschenlampen fielen um. Eine erlosch. Beide rollten
über den Boden und wurden von einem Ende des Zimmers zum anderen getrieben.
    Es schien, als hätte sich im Unsichtbaren ein
Tor geöffnet, aus dem das gräßliche, ohrenbetäubende Fauchen und der eisige
Wind kamen.
    Die Leiche flog mit dem Dreck und dem Gepäck
durch den Raum und drehte sich wie in einem Wirbel immer im Kreis.
    Der leere Sarg war jetzt genau über ihnen.
    Herbert Neumann merkte den ungeheuren Sog,
der sich auf ihn auswirkte. Er stemmte sich dagegen.
    Seine Haare wurden emporgezogen, so stark war
der Sog. Dann hatte Neumann das Gefühl, von einer riesigen, unsichtbaren Faust
gepackt und in die Höhe gerissen zu werden.
    Er mußte Carla, die endgültig die Nerven
verlor, loslassen. Die junge Frau kreischte wie am Spieß und krallte ihre Hände
in den losen Verputz. Mit schreckhaft geweiteten Augen sah sie, wie ihr Mann
wie ein Luftballon in die Höhe schwebte, und er erinnerte mit seinen rudernden
Arm- und Beinbewegungen an einen Astronauten, der sich in schwerelosem Zustand
in seiner Raumkapsel befand.
    »Herbert!« Carla >Clairs< Schrei gellte
markerschütternd durch den Raum, in dem das Inferno entfesselt war.
    Ihr Partner klatschte in den offenen Sarg,
und der Deckel flutschte herum, als der Sarg abdrehte und durch das zerstörte
Fenster wieder in die Tiefe stieß, aus der er gekommen war.
    Die junge Frau raufte sich die Haare, kam
taumelnd wie in Trance in die Höhe und krallte ihre Fingernägel so heftig in
die hölzerne Fensterbank, daß die Nägel brachen.
    »Herbert!« Mit weit aufgerissenem Mund stand
sie am Fenster und starrte verzweifelt dem Sarg nach, der davonflog und in der
Dunkelheit des großen Friedhofes verschwand.
    »Ich bin verrückt, ich träume. Ich will
aufwachen !« Abgehackt kamen die Worte über ihre
zitternden Lippen.
    Sie preßte sich mit dem Rücken zur Wand und
zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Tränen rollten über ihre Wangen, und
mit leeren Augen starrte
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