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128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko

Titel: 128 - Die fliegenden Särge von San Franzisko
Autoren: Larry Brent
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kleine
Mansardenwohnung. Diese teilte sie mit einem frechen Kater namens >Salomon<
und einem Papagei, der auf den Namen >Captain Jim< hörte.
    Daß Katze und Vogel sich vertrugen, war für
die Nachbarn ein Wunder.
    Nicht für Priscilla Holloway.
    Schon früh hatte >Captain Jim<, der
ältere Rechte besaß, da er bereits seit dreißig Jahren im Haus der Lehrerin
lebte, sich vor der kleinen Katze Respekt verschafft.
    >Salomon<, jung verspielt, war erst
sechs Wochen alt, als er ins Haus kam.
    Mehr als einmal hatte er sich an den Vogel
herangepirscht. >Captain Jim< hatte geschrien wie am Spieß, und das
schrille »Nein, nicht den Vogel, böser Kater !« übernommen,
mit dem Priscilla Holloway von Anfang an zwischen- Lob und Tadel unterschied.
Mit besonders schriller Stimme war die Lehrerin dabei aufgetreten, und der
Kater hatte die Ohren angelegt. Diesen Mißton in der Stimme mochte er nicht.
>Captain Jim<, erfahren und lernfähig, hatte das Geschrei übernommen.
Nachdem einige Male gehörig die Federn und Katzenhaare durch die Wohnung
gewirbelt waren, kehrte schließlich Ruhe ein.
    Die beiden kamen miteinander aus, und heute
gehörte es zum selbstverständlichen Bild, daß der Kater >Salomon< von
Zeit zu Zeit im Vogelkäfig saß und sich die Welt durch die Gitterstäbe betrachtete,
und der Graupapagei auf dem Rand des Futternapfs der Katze, wo er genüßlich die
Körner des Trockenfutters pickte und in seinem Schnabel herumrollen ließ.
    Wegen ihrer Tiere kam Priscilla Holloway nach
Hause. Sie war bei einer Nachbarin gewesen, die nur wenige Häuserblöcke weiter
entfernt wohnte. Die beiden alten Damen trafen sich abwechselnd, mal zum
Kartenspielen, zum Handarbeiten und mal um gemeinsam auszugehen.
    Priscilla Holloway, eine kleine grazile Frau
mit flinken Bewegungen, fingerte schon nach ihrem Hausschlüssel in der
Handtasche, als sie noch drei Schritte vom Eingang entfernt war.
    Die Frau erschrak, als sie in die Nische
huschte und die Tür aufschließen wollte.
    Sie machte instinktiv eine Abwehrbewegung.
Weil sie allein lebte, war sie ängstlich. Außerdem wußte sie aus den Zeitungen,
wie unsicher die Zeiten waren. Da wurden den Leuten von Rowdys die Taschen aus
den Händen gerissen, oder ein alter Rentner wurde wegen einiger Dollars, die er
bei sich hatte, ermordet. Selbst dort, wo viele Menschen zusammen waren,
schreckten kriminelle Elemente nicht vor einem Überfall zurück. Einer
ehemaligen Kollegin Priscilla Holloways war so etwas passiert. Bei einer Fahrt
mit den berühmten Cable-Cars war plötzlich ein junger Mann, der ihr
gegenübersaß, aufgesprungen. Blitzschnell hatte er seine Rechte nach ihrem Hals
ausgestreckt und ihr die wertvolle Perlenkette abgerissen.
    Mehrere Personen wurden Zeugen, aber niemand
griff ein. Der Dieb sprang aus dem fahrenden Cable-Car, tauchte zwischen den
Passanten und in einer der engen Seitenstraßen des Chinesenviertels unter und
wurde nie gefaßt.
    »Was treiben Sie denn hier ?« Priscilla Holloway versuchte ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. Die alte
Frau erkannte sofort, daß es sich um niemanden aus dem Haus handelte.
Instinktiv fühlte sie in der Nähe des Fremden augenblicklich eine Gefahr.
    Ihr Gefühl trog sie nicht. Nur, wie und was
geschah - damit rechnete sie nicht.
    Unwillkürlich ergriff die Frau die Handtasche
fester.
    Ihr Blick fiel in das Gesicht des
Unbekannten.
    »Was soll denn das?! Wieso sind Sie denn
maskiert ?« Mechanisch kamen die Worte über ihre
Lippen.
    Zwei, drei Sekunden sah sie das stahlblaue
Antlitz mit den hellgelb glühenden Augen vor sich.
    Aber das war ja gar keine Maske. Dieses
Gesicht war echt! Haut konnte man färben- aber Augen, die so gelb waren wie
Bernstein - Pupillen wie Augäpfel - ließen sich nicht künstlich herrichten.
    Priscilla Holloway begriff im gleichen
Augenblick, daß sie eine ungeheuerliche Begegnung hatte.
    Zum Schreien kam sie nicht.
    Der Fremde preßte ihr blitzschnell seine
Rechte auf den Mund und zog sie an sich. Mit der Linken entriß er ihr den
Hausschlüssel, ehe sie ihn fallen lassen konnte, und öffnete damit die Tür.
    Der Mann mit den gelben Augen und der blauen
Haut schubste die kleine Frau in den schmalen, dunklen Hausflur und drückte die
Tür hinter sich zu.
    Das alles lief so schnell ab, daß kein
Passant und kein Autofahrer etwas bemerkte. Für einen Außenstehenden, der die
Szene beiläufig beobachtet hatte, stellte sie sich so dar, als würde die alte
Frau beim Betreten des Hauses gestützt.
    Priscilla
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