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1279 - Insel der Sternensöhne

Titel: 1279 - Insel der Sternensöhne
Autoren: Unbekannt
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retten."
    Dao-Lin-H’ay lächelte.
    „Das Gottesgeschöpf ist für alle da", erwiderte sie freundlich. „Auch für die Tiere da unten."
    Die Assistentin dachte darüber nach, was die Protektorin mit diesen Worten gemeint hatte. Zögernd folgte sie ihr. Dann wurde ihr bewußt, daß Dao-Lin versucht hatte, sie zu trösten und ihr Kraft zu geben, anstatt bei ihr Trost zu suchen.
    Was für eine Frau! dachte sie.
    Gemeinsam mit ihr schwebte sie in dem Schacht nach unten. Zahlreiche Transportmaschinen befanden sich bereits unten. Sie hatten offenbar weitere Spindeln angelockt, Jammur-Trahl-L'agyr sah, daß es tief unter ihr von grauen Körpern wimmelte.
    „Kann dir denn niemand helfen?" fragte sie verzweifelt.
    Die Protektorin schüttelte den Kopf.
    „Das muß ich allein durchstehen. Keine Sorge. Ich werde es schon schaffen."
    Doch daran glaubte die L'agyr nicht. Was Dao-Lin vorhatte, mußte über ihre Kräfte gehen.
    „Worauf wartet ihr?" rief die Kommandantin Jarmin-Vyn zu. „Fangt endlich an."
    Sie schwebte etwa zwanzig Meter von ihrer Assistentin entfernt in der untersten Halle, in die mittlerweile Hunderte von spindelförmigen Tieren eingedrungen waren. Diese Wesen, die sich offenbar mühelos durch das Gestein fressen konnten, waren etwa drei Meter lang und wenigstens dreißig Zentimeter dick. Auf unzähligen kurzen Beinen krochen sie wieselflink über den Boden. Sie stürzten sich auf die Ersatzteile, rissen sie mit ihren Tentakeln an sich und zerfetzten sie zwischen ihren Zähnen.
    „Beeilt euch, verdammt noch mal", brüllte der Chef der Sternsöldner. „Diese Bestien scheinen nur auf uns gewartet zu haben, um vor unseren Augen aufzufressen, was wir dringend benötigen."
    Unersetzliches Material ging zu Bruch. Todesmutig stürzten sich die Söldner in die Halle und zwischen die grauen Spindeln, um die Ersatzteile auf die Transportmaschinen zu schleppen.
    Dao-Lin-H’ay konzentrierte sich so sehr, wie vielleicht noch niemals zuvor in ihrem Leben. Sie versuchte, die Männer vor den Spindeln abzuschirmen und deren Abwehrsysteme zu neutralisieren.
    Mit ihrem Beispiel spornte sie die Männer an. Sie als Kommandantin nahm die schwerste Last auf sich, und keiner der Söldner wollte hinter ihr zurückstehen.
    Jarmin-Vyn-H’ay schrie auf, als eines der Tiere einen der Männer mit seinen Tentakeln packte. Der Söldner schien durch einen Individualschirm geschützt zu sein, doch das Abwehrfeld brach plötzlich zusammen, und der Mann drohte, zwischen den Zähnen zerrissen zu werden.
    In diesem Moment griff die Protektorin ein.
    Sie öffnete sich den in der Spindel gespeicherten Psi-Kräften und ließ sie auf sich überfließen. Unter dem Druck der auf sie einstürzenden Empfindungen, die vor allem von maßloser Freßgier gekennzeichnet waren, brach sie fast zusammen. Sie drängte den in ihr aufsteigenden Ekel zurück und kämpfte mit ganzer Kraft um ihre geistige Gesundheit.
    Sie sah es neben sich aufblitzen, und plötzlich erstarben die Gefühle.
    Sie riß die Augen auf.
    Sie sah den verkohlten Kadaver des Tieres zur Seite rollen.
    „Das kann ich nicht noch einmal", stammelte sie.
    Jarmin-Vyn-H’ay legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie ließ es sich gefallen. Sie wußte, daß er ihr helfen wollte.
    „Das Abwehrfeld dieser Bestie brach zusammen", berichtete der Sternmarschall mit belegter Stimme. „Der Energiestrahl aus meiner Waffe kam durch. Ich habe die Spindel getötet. Unser Mann ist frei."
    „Beeilt euch", flüsterte sie. „Es ist entsetzlich, den Instinkten dieser Wesen ausgesetzt zu sein."
    Da die Söldner ausnahmslos, mit Flugaggregaten ausgerüstet waren, konnten sie den Spindeln weitgehend ausweichen. Immer mehr Ersatzteile schwebten auf Transportmaschinen nach oben, und mehrere Minuten lang schien es so, als werde die gesamte Aktion ohne weitere Störungen ablaufen. Dann aber schrie einer der Männer auf.
    Dao-Lin-H’ay fuhr erschrocken herum. Sie sah, daß ein Söldner von den Tentakeln einer Spindel erfaßt wurde. Der Mann hielt sich an einem anderen fest, doch dieser konnte ihn nicht halten, sondern wurde ebenfalls weggerissen. Dabei prallten sie gegen drei weitere Männer und warfen diese zu Boden. Bevor noch einer der anderen begriffen hatten, was geschah, lagen die fünf Söldner auf dem Boden unter zwei vor Gier geifernden Spindeln.
    Jammur-Trahl-L'agyr schwebte zu Dao-Lin-H’ay.
    Das ist zuviel für sie, dachte sie. Das schafft sie nicht.
    Die Augen der Protektorin waren unnatürlich
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