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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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Knochen zu vereisen. Etwas Schlimmes passierte. Kid spürte es. Das Rieseln erreichte seine Arme.
    Sie wurden so verflucht schwer, sodass er Mühe hatte, sie zu bewegen. Aber er wollte sie anheben.
    Er strengte sich an. Die Bewegungen waren kaum zu kontrollieren, doch irgendwie wusste er, dass er jetzt nicht stoppen durfte.
    Unter ungeheurer Anstrengung schaffte er es schließlich, seine Arme über die Kante zu schieben und auf den Tisch zu legen. Er schaute sich seine Hände an, weil er mit dem Schlimmsten rechnete.
    Das allerdings war nicht eingetreten, und trotzdem durchschoss es ihn wie ein kalter Guss, als er die Hände betrachtete.
    Da war kein Fleisch von den Knochen gefallen, und trotzdem sahen sie nicht mehr normal aus. Sie waren bleich geworden und schließlich auch starr. Halb gekrümmt lagen sie auf dem Tisch, und wenn er einen Vergleich finden sollte, dann dachte Kid dabei an die Hände von Schaufensterpuppen. So sahen auch seine Hände jetzt aus. Die Finger lagen aufeinander, sie blieben gekrümmt, denn er war nicht in der Lage, die Hände zu strecken. Er konnte sie überhaupt nicht bewegen und merkte, dass er kein Gefühl mehr darin hatte.
    Ähnlich wie ihm musste es auch Nick ergehen. Nur war bei ihm die rechte Hand in Mitleidenschaft gezogen worden, bei Kid aber hatte es gleich beide erwischt.
    Er wusste nicht, was er denken sollte. Er saß auf seinem Platz und hatte das Gefühl heulen zu müssen. Es überfiel ihn wie ein innerer Sturmwind. Die Angst hatte sein Inneres schon jetzt vereisen lassen. Es war ihm auch nicht möglich, sich zu erheben. Sein eigenes Körpergewicht kam ihm drei Mal so schwer vor.
    Den Blick konnte er nicht mehr von seinen Händen lassen, und so schaute er zu, wie etwas Grauenvolles geschah. Seine Hände verloren ihr normales Aussehen und verwandelten sich allmählich in zwei knochige Klauen…
    ***
    Da verschwand die Haut, als wäre sie von unsichtbaren Zangen abgezogen worden. Kid schaffte es nicht mehr, die Bewegungen seiner Arme zu lenken. Er musste hinsehen, was passierte und schaute zu, wie die Fingernägel verschwanden.
    Sie zogen sich vom Nagelbett her in die Höhe. Er hätte bei diesem Vorgang vor Schmerzen schreien müssen, um anschließend bewusstlos zu werden, wenn es zu schlimm wurde.
    Das trat nicht ein.
    Er schrie nicht, weil er keine Schmerzen spürte. Es lief ab wie bei fremden Händen, die sich daran zu schaffen machten. Es war einfach gar nichts vorhanden, was ihm den Vorgang hätte erklären können. Kid Longo dachte auch nicht mehr. Er starrte auf seine Hände, bei denen nicht nur die Fingernägel verschwunden waren, sondern von nun an auch die Haut in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie rollte sich auf, sie löste sich ab.
    Kein Blut! Keine Schmerzen! Kein Fleisch, keine Haut in Fetzen. Einfach gar nichts.
    Aber es war trotzdem etwas anders. Wenn er genau hinschaute, dann sah er über seinen Händen den leichten Nebel oder den hellen Dampf, der dort liegen blieb und sich auch nicht bewegte.
    Es musste eine Vereisung sein, aber auch die war nicht normal. Hier wurde ein Mensch zum Monster gemacht, und damit konnte sich Longo nicht abfinden, obwohl es ihn persönlich betraf.
    Er begann zu zittern, aber er sah, dass seine Hände ruhig blieben. Die Haut schälte sich weiterhin ab, und sie löste sich in dem hellen Nebel auf. Blut tropfte nicht. Es waren keine Sehnen zu sehen, keine Adern, nur die beiden Knochenhände, die sich bis zu den Handgelenken hinzogen, denn ab dort war alles normal.
    »Der Verlierer muss zahlen, der Verlierer hat gezahlt«, hörte er die Flüsterstimme dicht neben seinem Ohr, denn Almendo konnte seinen Triumph nicht unterdrückten.
    Und Kid, der Zocker, war nicht fähig, ihm eine Antwort zu geben, obwohl das starre Gefühl aus seinem Körper verschwunden war, und er wieder normal reden und sich auch normal bewegten konnte, nur eben mit diesen Knochenklauen.
    Almendo berührte ihn nicht mehr. Longo konnte sich auf seinem Stuhl nach hinten lehnen und spürte den Druck der Lehne in seinem Rücken, was ihm gut tat, weil es wieder ein Teil der Normalität war. Sein Körper reagierte wie immer. Er war nicht starr geworden und hatte auch keine Veränderung durchlebt.
    Zum ersten Mal nach einer gewissen Zeit gelang es ihm wieder, den Blick zu heben. Er schaute über den Tisch hinweg und sah die Gesichter der drei anderen Mitspieler.
    Nick lächelte und nickte ihm leicht zu.
    Josh bewegte seine Augen, als wollte er ihn beruhigen.
    Und Emilio,
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