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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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jetzt, dass er verloren hatte. Er hätte die Karten am liebsten auf den Tisch geschleudert und wäre geflohen, doch das traute er sich nicht. Er saß nicht mit Freunden am Tisch, sondern mit Konkurrenten, die bereits gespürt hatten, was es heißt, zu verlieren. Sie machten weiter, um wieder ihre normale Gestalt zurückzubekommen.
    Hätten sie das nicht getan, wären sie keine Pokerspieler gewesen.
    »Aufdecken!«
    Longo nickte. Er schämte sich fast, sein Blatt auf den Tisch zu legen, und als er es tat, starrten ihn seine Mitspieler an. Nicht mal hämisch, sondern eher mitleidig, denn für sie stand schon jetzt fest, dass Kid verloren hatte.
    »Jetzt bin ich noch an der Reihe!«, flüsterte der Knöcherne und nickte in die Runde.
    Er senkte seine gelblichen Klauen. Er legte sie auf den Tisch, und sehr langsam drehte er sein Blatt um.
    Vier Karten - vier Mal das Ass!
    Es war still geworden. Kid Longo schloss die Augen. Er wollte nicht hinsehen. Er stellte sich auch nicht die Frage, ob alles mit normalen Mitteln zugegangen war, er wusste nur, dass er verloren hatte, und dass diese Tatsache schon vor dem Spiel festgestanden hatte. An etwas anderes konnte er überhaupt nicht denken.
    »Dann steht der Verlierer fest«, erklärte Almendo.
    Er hatte nur diesen einen Satz gesprochen, der jedoch war Kid Longo vorgekommen wie ein Urteil.
    Er kam da nicht mehr raus. Er konnte keine weiteren Karten kaufen. Er hatte verloren und dabei blieb es. Daran gab es nichts zu rütteln.
    »Einer muss verlieren«, erklärte Almendo, und Longo wünschte sich, dass er seine Weisheiten für sich behielt. Er hatte verloren, und er würde den Preis bezahlen müssen.
    »Pech, Kid!«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ach. Meinst du?«
    »Was ist mit dem Jackpot?«
    »Um den spielen wir später. Darauf sind auch deine Mitspieler scharf, und wir wollen ihnen doch die Chance geben. Jetzt ist einzig und allein wichtig, dass es hier einen Verlierer gegeben hat, und das bist du. Der Verlierer wird zahlen müssen, aber diesmal ist es kein Geld, sondern etwas anderes.«
    Irgendwie hatte Kid Longo auf eine derartige Bemerkung gewartet. Er hatte sie auch gebraucht, sie war so etwas wie ein Startsignal für seine Aktion. Plötzlich konnte er sich wieder bewegen. Er sprang vom Stuhl, um die Flucht zu ergreifen. Es war nicht zu weit bis zur Tür. Das konnte er ohne weiteres schaffen.
    Almendo war schneller. Sein rechter Arm schnellte hoch. Zugleich hatte er sich gedreht, und dann erhielt Longo einen Schlag gegen den Nacken. Da er sich in einer leicht nach vorn gebeugten Haltung befand, wäre er zu Boden gefallen, was die Gestalt hinter ihm jedoch nicht zuließ. Sie griff mit der Klaue härter zu, und Longo überkam das Gefühl, eine Harke mit gekrümmten Zinken im Nacken zu spüren.
    Es war die Knochenhand, die sich hart festklammerte und Longo wieder zurück auf seinen Platz riss. Dort blieb Kid starr sitzen. Er dachte nicht mehr an Flucht. Er konnte sich auch nicht mehr bewegen. Äußerlich und auch innerlich war er völlig starr geworden.
    »Nein, ich bestimme, wer dieses Leichenhaus verlassen darf und wer nicht, mein Freund!«
    Die anderen drei Spieler schauten Kid nur an. Es würde niemand auf die Idee kommen, ihm zu helfen. Sie alle standen unter dem Druck und der Kontrolle des Unheimlichen.
    Die Klaue drehte ihn so herum, dass er wieder auf den Tisch mit dem Filz schauen musste. Der Kopf blieb weiterhin nach vorn gedrückt, und hinter sich hörte Kid die Stimme des Unheimlichen.
    »Alles wird sich regeln, Kid. Ich werde dir das gleiche Schicksal zuteil werden lassen wie den anderen Spielern hier. Es ist nicht leicht, an den Jackpot zu gelangen, denn mit einem Spiel kann man es nicht schaffen. Man muss schon mehr einsetzen, aber das solltest du als Spieler doch wissen.«
    Longo wollte eine Antwort geben, aber der Druck verstärkte sich, und sein Kopf sank wieder tiefer, sodass er mit der Stirn beinahe den grünen Filz berührte.
    »Bleib sitzen, Kid…«
    Longo stöhnte.
    Er hörte die anderen Spieler flüstern, ohne dass er verstand, was sie sagten. Aber jetzt kam es sowieso nur auf ihn an und damit auf sein Schicksal.
    Vom Nacken her spürte er den kalten Schauer, der über seinen Rücken rann. Es war anders als die Reaktion auf irgendein Ereignis, das ihm Furcht einjagte. Dieser Schauer besaß einen Startpunkt, und der befand sich dort, wo die verdammte Klaue seinen Nacken berührte. Sie sandte diese ungewöhnliche Kälte ab, die auch in der Lage war, die
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