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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte ich.
    Cameron lachte nur. »Sie haben keine Ahnung, Mr. Sinclair. Das können Sie auch nicht. Aber sie sind da. Das spüre ich.«
    Wir hörten ein hartes Ratschen, dann Sukos Lachen, der es geschafft hatte. Der Zugang war offen, und wir konnten uns die Kletterei über das Tor sparen, was auch für den Mann mit dem Skelettbein von Vorteil war.
    »Und wie geht es weiter?«, fragte ich.
    »Es gibt einen Weg, Mr. Sinclair, aber den muss man kennen. Kommen Sie, ich gehe vor.«
    Er durchschritt das Tor. Wieder wunderte ich mich darüber, wie schnell er sich trotz seines anderen Beins bewegte. Wahrscheinlich waren auch Hass und Rache eine Antriebsfeder, die ihn zu diesen, für ihn extremen Leistungen trieben.
    Ein Weg war zunächst nicht zu sehen. Als hätte Cameron geahnt, dass ich bereit war, meine kleine Leuchte hervorzuholen, drehte er sich um. »Wir dürfen kein Licht machen. Verlassen Sie sich auf mich. Ich kenne den Weg.«
    Ich ließ die Lampe wieder los und reckte den Kopf. Es war verdammt dunkel um uns. Fast wie in der tiefsten Nacht. Die wild wuchernde Natur umgab uns.
    Gerüche aller Art umwehten uns, aber die Vögel hatten sich längst zur Ruhe begeben und ließen sich auch durch uns drei Gestalten nicht stören, denn kein Vogel flatterte in die Höhe.
    Als Julius Cameron stehen blieb, stoppten auch wir. Er deutete schräg nach vorn. »Da sehen Sie die Leichenhalle. Zumindest das Dach.«
    Suko, der rechts von uns einige Zweige zur Seite gebogen hatte, um sich einen besseren Blick zu verschaffen, sah noch mehr. »Es schimmert sogar Licht«, flüsterte er.
    Julius Cameron kicherte. »Wie ich es mir gedacht habe«, sagte er leise. »Sie haben sich zu einem Spielchen getroffen.«
    »Ja«, bestätigte ich, »und wir sind die Joker…«
    ***
    Der Tod hielt den Kartenstapel in seinen knöchernen Klauen. Kid Longo, der neu war und als Einziger auch normal, konnte sich kaum vorstellen, dass er es schaffte, die Karten mit derartigen Händen zu mischen, aber er hatte sich getäuscht. Die knochigen Klauen waren ebenso geschmeidig wie die Hände eines normalen Menschen, und in der bedrückenden Stille war plötzlich ein Klatschen zu hören, als die Karten zwischen den Händen durch die Luft glitten.
    Almedo war der perfekte Mischer. Mit ihm waren sie zu fünft, eigentlich einer zu viel, aber daran dachte Almedo nicht. Er teilte auch nur vier Karten pro Person aus.
    Das wunderte Kid. Er protestierte. »Gehören nicht fünf Karten pro Spieler dazu?«
    »Es sind meine Regeln«, flüsterte der Tod. »Du bekommst deine Karte noch, wenn du willst.«
    »Gut.« Longo nickte. Er wollte nicht aufsässig sein, nahm seine vier Karten hoch, drehte sie aber noch nicht um, sondern schaute zu, was die anderen taten.
    Nick schaute sich sein Blatt an. In seinem Gesicht bewegte sich dabei nichts. Er hatte das perfekte Pokerface aufgesetzt.
    Von Josh war nur ein Schnaufen zu hören. Das konnte man deuten wie man wollte. Zu einer weiteren Reaktion ließ er sich nicht herab.
    Emilio schaute gegen sein Blatt und lächelte. Er wirkte etwas versonnen oder verträumt, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Willst du dir deine Karten nicht ansehen, Kid?«
    »Ja, doch.«
    »Dann bitte.«
    Kid Longo hob die Karten langsam hoch. Vier Karten, das war verrückt, aber er musste sich dem Spiel beugen.
    Zwei Könige, eine Sieben, eine Acht. Kein gutes Blatt, aber es war ausbaufähig, wenn er auf die Könige setzte und hoffte, noch einen dazu zu bekommen, damit es ein Drilling wurde.
    Almedo war und blieb Chef in der Runde. Seine Stimme drang aus den Tiefen der Knochenbrust, als er fragte: »Wer will kaufen?«
    Die Spieler dachten nach. Sie schauten sich gegenseitig an, aber keiner von ihnen bewegte sich.
    »Was ist mit dir, Kid?«
    »Ja, ich kaufe.« Er hatte den Tod bei der Antwort nicht aus den Augen gelassen. Es kam ihm vor, als hätte dieses Knochengesicht sogar gegrinst. Longo schwitzte noch immer. Zugleich ärgerte er sich über seine Antwort. Er hätte nichts sagen, sondern einfach nur bluffen sollen, wie es die anderen Spieler getan hatten.
    »Wie viele Karten?«
    »Ich will mein Blatt auffüllen. Ich nehme nur eine.«
    »Sehr gut.«
    Die Finger der Knochenhand griffen zu und schoben die eine gewünschte Karte über den glatten Filz auf Kid Longo zu. Kid beobachtete Almedo genau, doch eine Regung war in seinem starren Gesicht nicht zu erkennen. Die Karte lag jetzt mit der unteren Seite vor ihm,
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