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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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verflucht.«
    »Und weiter?«
    Julius Cameron schaute nicht mich an, sondern sein Bein. »Es war die Hölle«, flüsterte er, »die verfluchte Hölle. Ihr glaubt gar nicht, was ich durchgemacht habe. Ich bin in meine Wohnung gegangen. Ich habe mich verkrochen. Ich wollte mit mir allein sein und von allem nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Trotzdem habe ich das Falsche getan, denn die Hölle ist geblieben. In mir und um mich herum. Ich kam mit meinem Leben nicht mehr zurecht, und schließlich bin ich durchgedreht. Es war so schrecklich. Ich habe alles verloren. Ich konnte nicht mehr. Es war aus, versteht ihr? Das war kein Leben für mich. Ich konnte mich nicht auf die Straße trauen, auch wenn ich eine Hose trug, die mein Bein verdeckte, und mir blieben nur zwei Möglichkeiten.«
    »Welche?« fragte ich.
    Er schaute mich aus rot umränderten Augen an. »Entweder Selbstmord oder Durchdrehen!«
    »Das kann ich nicht so nachvollziehen«, gab ich zu.
    »Stimmt. Das kann niemand. Mich selbst zu töten, war ich zu feige. Aber der verfluchte Druck blieb. Und so habe ich mich für die Alternative entschieden. Ich drehte durch.«
    »Bewusst?«
    »Nein. Es ging plötzlich los. Da ist irgendwas in meinem Kopf zusammengebrochen. Also habe ich meine Knarre genommen und geschossen. In die Luft, wohlgemerkt, denn ich wollte keinen Menschen töten. Ich musste meinen Frust einfach loswerden und habe dabei alles verflucht, was mir in den Sinn kam. Die Hölle, den Teufel, die Dämonen - alles…«
    »Sie haben Glück gehabt.«
    »Ja, ich weiß. Es gab keine Toten. Und darüber bin ich verdammt froh. Das können Sie mir glauben.«
    »Was war mit dem Tod?«
    »Ich habe gespielt. Ich habe verloren, aber es gibt immer noch eine zweite Chance im Leben. Kann sein, dass ich sogar als alter Zocker noch Glück habe und mein normales Bein wieder zurückbekomme. Das zu sehen, wäre das Größte überhaupt.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Suko, der fuhr, aber sehr gut zugehört hatte.
    »Dann will ich krepieren.«
    Ich schaute ihn noch immer an und sah, dass er die letzte Antwort ernst gemeint hatte. So zu leben, danach stand ihm nicht der Sinn.
    Ich setzte mich wieder normal hin und schaute durch die Scheibe gegen den Himmel. Er hatte sich mittlerweile verändert und zeigte nun eine schmutzige schiefergraue Farbe. In ihr malten sich noch die Ränder der Wolken ab, die allerdings blasser geworden waren, denn das allmähliche Eintreffen der Dämmerung hatte seinen Preis.
    Es war schwül geworden. Die Menschen auf den Straßen und Gehsteigen waren lässig gekleidet.
    Lichter gaben einen kalten und auch warmen Schein ab. Die Themse war zu einem funkelnden Strom geworden, über den die Lichter der Schiffe glitten.
    Suko hatte sich zuvor anhand der Karte informiert. Wir kannten den alten Friedhof nicht. Es war eine neue Leichenhalle gebaut worden, und der alte Pokerplatz sollte bald abgerissen werden.
    Um diese Zeit atmete auch die Millionenstadt an der Themse allmählich aus. Die Lautstärke ging zurück. Es wurde immer leiser, und die Geräusche kamen uns jetzt vor, als stammten sie aus einer anderen Welt.
    »Sie waren nicht der einzige Mensch, der mit dem Tod Poker gespielt hat - oder?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Es gab eine ganze Gruppe.«
    »Dann müssen wir also davon ausgehen, dass es noch andere Menschen gibt, die mit einem ähnlichen Problem herumlaufen wie Sie.«
    »Das denke ich auch.«
    »Aber Sie haben keinen Ihrer Leidensgenossen getroffen, denke ich mal.«
    »Bestimmt nicht. Dann hätte ich Ihnen davon berichtet. Es kann aber sein, dass wir heute welche treffen. Er zieht seine Spiele immer durch. Er macht den Menschen etwas vor und nutzt ihre Gier aus. Er ist einfach schrecklich, aber er kennt sich aus. Vielleicht hat er die Menschen sogar studiert.«
    »Das könnte sogar sein. Er weiß, wie gierig die Leute sind. Nach dem großen Jackpot will doch jeder greifen.«
    Julius Cameron schwieg. Möglicherweise dachte er jetzt über seinen Fehler nach.
    Wir fuhren weiter. Vorbei an dem Fußball-Stadion, das um diese Zeit leer war.
    »Eine Frage noch, Mr. Cameron.«
    Er lachte blechern. »Sie können mir auch zehn Fragen stellen. Das ist mir egal.«
    »Sie haben immer vom Tod gesprochen, mit dem sie spielten. Sie haben ihn uns auch als Skelett beschrieben, aber kennen Sie keinen anderen Namen? Hat er sich nicht vorgestellt?«
    »Ja, das hat er!«
    »Sie kennen den Namen?«
    »Für mich ist er der Tod!«
    Ich drehte wieder meinen Kopf und
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