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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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hielt es nicht mehr aus. Jetzt drehte er den Kopf nach rechts, sah und stellte fest, dass sein realer Albtraum noch eine Steigerung erlebt hatte…
    ***
    Almedo war kein Mensch mehr. Neben ihm hatte ein lebendes Skelett Platz genommen!
    Kid Longo wusste nicht, was er dachte. Er fragte sich, ob er überhaupt noch denken konnte. Er spürte, dass sich seine Augen weiteten. Zugleich hatte er das Gefühl, dass sie langsam aber sicher aus den Höhlen quellen würden, denn es war ungeheuerlich, schrecklich und grotesk zugleich.
    Das Skelett war nicht nackt. Es hatte sich tatsächlich gekleidet wie ein Mensch, denn über den knochigen Oberkörper hatte es ein helles Jackett gestreift. Es trug auch eine Hose, aber kein Hemd. Aus dem Kragen ragte ein dünner Halsknochen vor, auf dem ein Kopf saß, der nur aus gelblichem Gebein bestand und weder einen Fetzen Haut noch ein Haar aufwies. Die Knochen waren völlig blank. Das Licht aus dem halbrunden Lampenschirm spiegelte sich auf dem Gebein.
    Aus den Jackenärmeln schauten die Hände hervor, die ebenfalls nicht mehr normal waren.
    Knochenklauen mit überlangen Fingern. Das zumindest meinte der noch immer geschockte Betrachter. Die Finger bewegten sich. Sie krümmten sich, wurden gestreckt, sie bildeten wieder eine halb geschlossene Faust, und sie ragten im nächsten Augenblick wieder über den Kartentisch hinweg, um auf das Spiel zu deuten.
    Es gab den Vergleich, bei dem das Herz eines Menschen bis zum Zerspringen klopft. So kam sich Kid Longo vor. In diesem Augenblick hasste er sein Zockerleben, aber er wusste zugleich, dass er aus dieser Falle nicht mehr herauskam.
    Skelette haben leere Augen!
    Kid wusste nicht, wie er darauf kam. Es war plötzlich in seinem Kopf, den er jetzt drehte.
    Zugleich hatte auch Almedo seinen Knochenschädel gedreht, und so schauten sie sich an.
    Longo erschrak erneut. Der Blick in die Augen hatte dafür gesorgt. Er empfand ihn als schlimm.
    Das waren keine leeren Augen, sondern gefüllte. In ihnen verteilte sich eine Schwärze, wie er sie so dunkel und tief noch nie zuvor gesehen hatte. Es war die Schwärze ohne Ende. Eine Tiefe, die man nicht beschreiben konnte. Grauenvoll, verloren und zugleich unheimlich.
    Wenn dieser Almedo tatsächlich schon so lange lebte, dann hatte diese Schwärze alles gesehen oder erlebt. Das große Grauen, das es in den letzten Jahrhunderten auf der Welt gegeben hatte. Es stand für ihn fest, dass die Augen sehen konnten und ihnen wirklich nichts verborgen blieb. Einfach furchtbar. Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie die Augen des Teufels aussahen, aber so ähnlich mussten sie sein. Vielleicht noch mit dem Widerschein des Höllenfeuers darin.
    Kid wollte nicht tot sein, aber er wünschte sich sehr weit weg.
    Die Schwärze der Augen ließ ihn nicht los. Sie brannte sich in ihm fest, sie brachte das Grauen, und er spürte einen Schauer nach dem anderen über seinen Rücken gleiten.
    Und dann begann Almedo zu sprechen. »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Kid, denn nun sind wir komplett und fangen mit unserer Runde an…«
    ***
    Hundertprozentig überzeugt, dass wir richtig lagen, waren wir nicht. Aber es gab für uns keine Alternative, und so mussten wir uns auf Julius Cameron verlassen.
    Wir hatten den Rover genommen, und Cameron saß auf dem Rücksitz. Trotz seines linken Skelettbeines war er fast normal eingestiegen. Er konnte es in der Kniebeuge bewegen. Er zog es an, er streckte es, es gab für ihn keine Probleme.
    »Wissen Sie, was mein Problem ist?« sagte er und lachte dabei.
    »Nein.«
    »Dass ich noch lebe!«
    Ich saß auf dem Beifahrersitz und drehte den Kopf, um ihn anzuschauen.
    »Ist das für Sie wirklich ein Problem?«
    »Ja, das ist es.«
    »Warum?«
    Er lachte wieder. »Fragen Sie das nicht. Schauen Sie mich doch an, verdammt! Warum sollte einer wie ich noch leben? Einer, der nur ein rechtes normales Bein hat? Das linke besteht aus Knochen, weil dort die Haut und alles andere abgefallen ist. Und könnt ihr mir sagen, wo das Blut geblieben ist?«
    »Nein«, gab ich ehrlich zu. »Das ist auch nicht möglich, denn keiner von uns war dabei, als es passierte.«
    »Freut euch«, flüsterte er, »freut euch. Es war der reine Horror. Ich hatte verloren, meine Karten waren schlecht, und mein Gegenüber hat nur gelacht. Dann sah ich, wie die Haut auf meinem Bein verschwand. Sie löste sich einfach auf. Die Sehnen und das Fleisch ebenfalls. Auch Blut war nicht mehr zu sehen. Nicht mal zu riechen,
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