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1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
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Auch sie hatten sich von Orru faszinieren lassen. Als lebender Mensch musste er wirklich ein mächtiger Zauberer gewesen sein, sonst hätte er es nicht geschafft, das Jenseits als Geist zu verlassen.
    Er war nicht nur gekommen, um sich zu zeigen. Seine Rückkehr hatte etwas zu bedeuten. Davon ging Naomi aus. Er wollte Rache nehmen, aber sie wusste den Grund nicht.
    Der Geist tanzte in den Flammen. Sie taten ihm nichts. Er durchdrang sie, und sie durchdrangen ihn.
    Bong…
    Irgendwo in der Dunkelheit des Hintergrunds schlug jemand eine Trommel an.
    Es war ein weich klingender und auch leiser Laut gewesen, aber er war zugleich der Anfang für eine Musik, die folgte. Der Trommelklang blieb, nur wurde er nicht hektisch. Hände schlugen in bestimmten Abständen gegen die Haut des Instruments, und gerade diese Langsamkeit, zudem verbunden mit den dumpfen Echos, die die Ohren der Anwesenden erreichten, gab dieser Melodie eine sehr düstere und auch unheimliche Botschaft.
    Adam hatte den Klang ebenfalls gehört. Er wusste ihn auch zu deuten, wie Naomi sehr bald feststellte, denn Adam gab einen jammervollen Laut von sich.
    »Was hast du?«
    »Ich kenne den Klang.«
    »Was bedeutet er denn?«
    »Es ist die Begleitmusik des Todes…«
    »Für uns?«
    »Ja, nur für uns…« Er holte tief Luft und zitterte noch immer. »Er wird uns auf dem Weg ins Jenseits begleiten. Damit musst du rechnen. Ich kenne ihn. Es gibt für mich einfach keine andere Lösung. Es tut mir so Leid, verdammt…«
    Orru gefiel der Klang, denn der im Feuer schwebende Geist bewegte sich in dessen Rhythmus. Er zuckte hin und her, und seine Fratze mit den dunklen Augen nahm stets einen anderen Ausdruck an.
    Es war beinahe so, wie Naomi es in ihrem Spiegel gesehen hatte. Es gab noch das eine Gesicht, aber es befand sich bereits in der ersten Phase der Auflösung.
    Und wieder hörte sie die Trommeln. Diesmal wurden die Schläge lauter geführt, als wollte der Trommler endlich zu einem Finale gelangen. Der Geist des Orru zuckte von einer Seite zur anderen.
    Hin und wieder schwang er auch nach vorn, dann sah er aus, als wollte er sich vor seinen Dienern verneigen, und plötzlich schienen drei lange Messer zugeschlagen zu haben, denn Orru teilte sich in drei Teile.
    Drei Gesichter schwebten um und neben dem Feuer. Gleich aussehende Gesichter, aber mit verdrehten Augen, sodass sie trotzdem anders aussahen.
    »Das gibt es doch nicht!« flüsterte Naomi. »Wie hat er sich teilen können…?«
    Sie hatte die Frage sich selbst gestellt und wunderte sich deshalb, dass man ihr eine Antwort gab.
    »Er ist der Gott. Er ist der Götze. Er ist der Zauberer. Drei Teile sind eins. Er will uns damit zeigen, dass er vollkommen ist. Man hat ihn drei Mal verflucht, als man ihn ins Jenseits schickte, aber man hat nie daran gedacht, wie mächtig er ist. Drei Mal verflucht, aber drei Mal so stark zurück, so lautet sein Credo, das ihm die Hölle mit auf den Weg gegeben hat. Auf seinen Körper konnte er verzichten, ihn hat man vor einer alten Kirche verbrannt, doch der Geist konnte nicht zerstört werden. Er wurde wieder beschworen, und er hat seine Anhänger gefunden, der voye lamò ist zurück.«
    »Was will er?«
    »Rache.«
    »Warum?«
    »Menschen haben sich gedacht, ihn reinlegen zu können, aber sie haben nicht mit seiner Stärke gerechnet. Menschen haben um seine Gunst gefleht, haben ihn angebetet oder zu ihm gebetet. Sie haben ihm Opfer gebracht, aber sie vergaßen dann, als er sie erhörte und ihnen ein gutes Leben ermöglichte, sich dankbar zu zeigen.«
    Die Erklärung hatte Naomi fasziniert. »Wie denn dankbar?« fragte sie mit leiser Stimme.
    »Er gab nichts umsonst.«
    »Und das haben andere vergessen.«
    »Ja.«
    »Aber ich nicht, verflucht. Nein, ich habe…« Sie verstummte, weil die Gestalt neben ihr den Kopf gedreht und zugleich gesenkt hatte, um sie anzuschauen.
    Sie wich dem Blick der dunklen Augen nicht aus, und sie erkannte darin etwas, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie wusste nicht, was es war und konnte es auch nicht genau deuten, aber es steckte eine Botschaft darin, die für sie bestimmt war und sie erzittern ließ.
    »Oder doch?« hauchte sie.
    Die dicken Lippen, die vom Weiß des übrigen Gesichts abstachen, zeigten plötzlich ein wissendes Lächeln. Es trieb wieder die Angst in Naomi hoch, und sie traute sich nicht, eine entsprechende Frage zu stellen.
    Der Voodoo-Diener nickte.
    »Aber was habe ich getan?«, fragte Naomi.
    »Nicht du
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