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1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
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als Sitzflächen. Auf dem Schreibtisch stand ein mit Zigarrenresten gefüllter Aschenbecher, und dieser Rauchgeruch hing ebenfalls in der Luft.
    »Gut, dass ihr da seid«, erklärte Ngoma und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Es war einer aus Leder und mit einer hohen Rückenlehne. Ein Chefsessel.
    Zwei Lampen standen an den Enden des Schreibtisches wie große Planeten, die ihre Umlaufbahn für einen Moment gestoppt hatten. Sie gaben das Licht ab, das ausreichte und uns auch Ngoma erkennen ließ.
    Er war ein recht hellhäutiger Afrikaner. Bill wusste, dass er von der Westküste des Kontinents stammte, aus dem Senegal, aber er war schon in seiner Kindheit nach London gekommen.
    Dunkles Kraushaar verteilte sich auf seinem Kopf. Ich sah eine kurze, gedrungene Nase, einen mittelbreiten Mund, ein recht energisch wirkendes Kinn, dunkle Augen und zwei übergroße Ohren. Der Mann trug ein graues Hemd und einen braunen Anzug. Zumindest hatte das Jackett diese Farbe. Die Hose sahen wir nicht.
    Vom Alter her war er schwer einzuschätzen. Vielleicht sah er jünger aus als er war, aber er brachte auch einige Pfunde zu viel auf die Waage.
    »Nehmt euch Stühle.«
    »Dauert es länger?« fragte Bill.
    »Kann sein.«
    »Ich habe übrigens meinen Freund John Sinclair mitgebracht. Er interessiert sich ebenfalls für bestimmte Dinge. Es macht dir doch nichts aus - oder?«
    »Nein, nein.« Ngoma grinste. »Du hast mir ja von ihm erzählt, und ich freue mich, John Sinclair hier begrüßen zu können.«
    Während Bill die beiden Stühle holte, wunderte ich mich. »Sie kennen mich, Mr. Ngoma?«
    »Klar. Wer kennt den Geisterjäger nicht?«
    »Oh, da gibt es noch jede Menge Menschen, denke ich mir.«
    »Aber ich gehöre zur anderen Seite. Man liest ja viel und hält auch die Augen offen.«
    Bill stellte die Stühle hin, und so nahmen wir Platz. Ngoma wollte wieder zu einer Zigarre greifen, ließ es nach kurzem Zögern jedoch sein und legte die Arme auf die Lehnen des Schreibtischsessels.
    Er sah entspannt aus, doch daran glaubte ich nicht, denn ich hatte ihn beobachtet, und mir war aufgefallen, dass sich seine Augen unruhig bewegten.
    Ich wäre sofort zur Sache gekommen, aber der Afrikaner hatte etwas dagegen. Er erkundigte sich bei Bill Conolly, wie es ihm ging und ob auch alles mit der Familie in Ordnung war.
    »Ich kann nicht klagen«, erklärte der Reporter. »Ich lebe noch, und meiner Familie geht es auch gut.«
    »Ja, das ist immer von Vorteil.«
    »Denke ich auch.«
    »Das freut mich.« Ngoma lächelte, und mir fiel auf, dass diese Gefühlsregung leicht verkrampft war, als müsste er sich dieses Lächeln erst abringen. Als er dann verschwand, stellte er mir eine Frage, die mich überraschte.
    »Sie sind der mit dem Kreuz?«
    »Das bin ich.«
    »Sehr gut.« Er fügte noch etwas für mich Geheimnisvolles hinzu. »Aber man kann sich nicht immer auf die Kreuze verlassen. Das ist leider so.«
    »Wissen Sie das so genau?«
    »Leider.«
    Es war ihm anzusehen, dass er unter Druck stand. Die Ruhe war nur gespielt, denn seine Augen bewegten sich unruhig. Ich sah auch, dass er schluckte, und am Hals bewegte sich die Haut. Er rieb seine Hände auf der Sessellehne hin und her, wobei ein leises Quietschen entstand. Er sah aus wie ein Mann, der nicht wusste, wie er beginnen sollte, und deshalb sprang ihm Bill zur Seite.
    »Mal raus mit der Sprache, Ngoma. Wo drückt dich der Schuh?«
    »Es gibt ein Problem.«
    »Das habe ich mir gedacht. Was ist es?«
    Ngoma gab noch keine Antwort. Er wand sich. In seine Augen trat ein unruhiger Ausdruck. Er schien sich davor zu fürchten, etwas Bestimmtes zu sagen.
    »Bitte, Ngoma, raus mit der Sprache. Deshalb hast du uns doch Bescheid gegeben.«
    »Ich bin verflucht!«
    Drei Worte, ein Satz. Den aber hatte er herausgespieen, und wir zuckten beide zusammen.
    Mein Freund Bill hob die rechte Hand. »Noch mal, Ngoma. Man hat dich verflucht?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    Bisher hatte er nur recht kurze Antworten gegeben, jetzt sagte er überhaupt nichts mehr. Aber er schwitzte und musste mit einem Taschentuch über sein Gesicht reiben.
    »Es war ein bòkò, ein Zauberer.«
    »Aha.«
    »Einer, der die Macht hat. Und einer von der schlimmen Sorte, das muss ich auch sagen.« Viel leiser sprach er weiter. »Und es war auch kein normaler Zauberer, denn auch bei ihnen gibt es Unterschiede, es war einer der Schlimmsten, die es gibt. Es war der voye lamò, der den Tod bringt. Er hat mich verflucht, er hat mich verzaubert, und
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