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1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
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verständnisvoll. »Wer damit nichts zu tun hat, kennt ihn auch nicht. Er ist so mächtig. Man kann sich vor ihm kaum schützen. Er ist Geist und Mensch zugleich, und das ist eine wahnsinnige Macht. Ihr müsst es mir glauben.«
    »Kannst du ihn beschreiben?« fragte Bill.
    »Nein, nicht richtig. Geist und Mensch. Er kann sich teilen, und das ist das Schlimme daran. Ich bin kein kleines Licht, ich habe mich hier in London durchsetzen müssen, aber ich zittere, wenn ich an ihn denke, das müsst ihr mir glauben. Ich bin nicht zu retten, das will ich noch mal betonen. Ich möchte nur, dass ihr euch um meine Tochter kümmert. Sie ist noch jung, und sie steht dem Glauben skeptisch gegenüber. Aber das ist ein Fehler, ich schwöre es. Wenn sie einmal in den Bann des Orru gerät, ist sie verloren.«
    »Hat Naomi ihm denn etwas getan?«
    »Nein, Mr. Sinclair, ich denke nicht. Aber das wird ihn nicht stören. Er will mich vernichten und auch meine Tochter.«
    Ich reagierte wie ein Polizist und fragte: »Haben Sie Beweise für Ihre Behauptungen?«
    »Die brauche ich nicht«, flüsterte er. »Ich spüre es. Ich weiß es. Es ist mir seit meinem Fluch bekannt.«
    »Dann willst du nicht, dass wir Orru stellen?«, fragte Bill.
    Ngoma lachte ihn aus. »Wie kannst du so etwas fragen? Orru ist zu stark. Man kann ihn nicht stellen. Es gelingt nicht, ihn zu bannen. Er ist Mensch und Geist zugleich. Wenn er sich teilt, ist alles vorbei. Selbst ein Kreuz bietet keinen Schutz.«
    »Hast du dich denn darauf verlassen?«
    »Ja, das habe ich. Aber es klappte nicht. Ich habe gebetet. Ich bin sogar in die Kirche gegangen. Ich habe mir einen Altar mit Heiligenbildern und Kerzen aufgebaut. Wisst ihr, was passierte?«
    »Nein.«
    »Der Altar ging in Flammen auf, Bill. Er brannte einfach ab, und niemand war da, der ihn hätte löschen können. Niemand hat auch gesehen, dass er angesteckt worden war. Das Feuer muss aus dem Nichts gekommen sein, oder aus Orrus Händen.«
    Ngoma hatte sich beinahe in Rage geredet. Die Erinnerung an Orrus Fluch hatte ihn fertig gemacht.
    »Dann willst du deine Tochter also nicht sehen«, stellte Bill fest.
    Ngoma schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mehr möglich, versteh doch!«
    Bill zeigte beim Grinsen die Zähne. »Nein, das kann ich nicht verstehen. Das ist mir zu hoch. Wieso kannst du deine Tochter nicht mehr sehen, obwohl du das willst?«
    »Weil der Fluch schneller ist.«
    Bill winkte ab. »Ach, hör doch auf. Das glaube ich dir nicht. Wir sitzen hier und reden darüber. Es ist doch Theorie, Ngoma. Ich kann verstehen, dass du Angst hast. Aber der Mensch besitzt doch auch einen Willen zum Widerstand, und den musst du mobilisieren Ngoma. Alles andere kannst du vergessen.«
    »Nein, nein…« Er schaute uns nicht mehr an, sondern senkte den Kopf. In dieser Haltung blieb er sitzen. Wie jemand, der in völliger Demut erstarrt ist.
    Ich hörte, wie Bill ein wütendes Brummen ausstieß. Er schaute mich an. »Verdammt, John, das ist doch lächerlich. Schau ihn dir an. Ngoma ist ein erwachsener Mensch, und er hat hier in der Gegend nicht eben einen geringen Einfluss. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Mir kommt es sogar vor, als würde er Theater spielen.«
    Die Meinung vertrat ich nicht, und das sagte ich Bill auch. »Nein, das ist kein Theater. Ngoma mag alles sein, aber kein so perfekter Schauspieler. Der hat wirklich Angst.«
    »Ja, das sehe ich auch ein. Aber wovor hat er Angst? Vor diesem komischen Fluch? Wir sind nicht auf Haiti und auch nicht im finstersten Afrika, sondern in London…«
    »Bitte, Bill, muss ich dich an das Voodoo-Grauen erinnern, das du schon erlebt hast?«
    »Nein, nicht, aber…«
    »Kein aber, denke ich. Das Grauen kann dich hier ebenso treffen wie in Haiti oder in New Orleans und Umgebung.«
    »Dann glaubst du ihm?«
    »Ja. Sonst hätte er uns nicht geholt.«
    Bill runzelte die Stirn. So ganz stimmte er mir nicht zu, aber mich wunderte das Verhalten des Mannes schon, der noch immer in der gleichen Pose an seinem Schreibtisch saß. Er schaute auf die Platte, das Licht fiel von zwei Seiten über ihn, und dann flüsterte er etwas vor sich hin, das wir nicht verstanden, weil er in einer fremden Sprache geredet hatte.
    Jetzt war auch Bill langsam überzeugt. »Ich denke, wir sollten etwas tun, John.«
    »Wenn wir können.«
    Bill wollte aufstehen, aber er blieb auf dem Stuhl sitzen wie festgeklebt. Beide hatten wir gesehen, was geschehen war.
    Vom Mund her fiel ein Tropfen nach unten und
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