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1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
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ich weiß nicht, wie ich mich dagegen schützen kann. Er hat über mich den Bannfluch gesprochen, und was das bedeutet, kann ich euch sagen. Ich werde sterben. Ich werde einen schrecklichen Tod haben, aber das will ich nicht.«
    Das Problem hatte Ngoma bedrückt. Er war froh, es losgeworden zu sein, aber besser fühlte er sich nicht. Im Gegenteil. Er begann heftiger zu atmen, schaute sich um und drehte sich auch mit dem Stuhl um die eigene Achse.
    Wir warteten ab, bis er wieder zur Ruhe gekommen war. Dann nickte er. »Ja, das muss ich leider sagen. Man hat mich verflucht. Der voye lamò hat es getan, und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Jetzt ist es vorbei.«
    »So schnell stirbt man nicht«, sagte Bill.
    »Doch, doch.«
    »Und warum hast du uns geholt, wenn doch schon feststeht, dass du sterben wirst?«
    Ngoma senkte den Kopf. Es fiel ihm schwer, eine Antwort zu geben, und er grübelte darüber nach.
    »Es gibt da ein Problem«, gab er schließlich zu. »Denn es geht nicht um mich…«
    »Ich… ich… habe noch eine uneheliche Tochter, die mich hier in London besucht hat.«
    »Ach. Lebte sie nicht hier?«
    »Nein. Ich habe sie nach Germany geschickt. Sie hat dort studiert. Zuvor war sie in Frankreich. Sie weiß zwar, wer ihr Vater ist, aber ich habe den Kontakt nie forciert. Ich habe immer nur Geld überwiesen, um ihre Ausbildung zu finanzieren. Sie hat mich früher nicht gemocht. Ebenso wenig wie ihre Mutter. Beide hielten zusammen. Erst in den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen uns gebessert. Aber wir haben uns nie persönlich gesehen, sondern nur immer E-Mails geschickt. Vieles, was falsch gelaufen ist, habe ich wieder richten können, und es wäre zu einem Treffen gekommen.«
    »Wäre?« fragte ich.
    »Ja, aber das wird nicht mehr eintreffen. Der Fluch ist stärker, und ich befürchte, dass er sich auf meine Tochter ausbreiten wird. Ich habe schreckliche Angst um Naomi, denn ich glaube nicht, dass der Fluch auf mich begrenzt sein wird. Der Zauberer wird ihn auch auf meine Tochter ausdehnen, und das will ich nicht.«
    »Wir sollen sie beschützen?«
    »Ja, Mr. Sinclair.«
    »Und warum wurden Sie verflucht?«
    »Fragen Sie nicht.«
    »Pardon, aber das gehört dazu.«
    »Ich weiß. Doch Sie haben eine andere Kultur. Wir leben damit. Flüche und Beschwörungen haben große Tradition bei uns. Es ist unsere Religion, es ist die Macht des Voodoo.« Er nickte uns zu. »Ja, es ist eine Religion, auch wenn Sie das nicht einsehen. Es steckt vieles vom Christentum darin. Aber darüber möchte ich jetzt nicht sprechen. Es ist nicht die richtige Zeit, und auch mir bleibt nicht viel Zeit. Das Leben ist für mich vorbei.«
    »Wo können wir Ihre Tochter finden?«, fragte ich, ohne auf seine letzte Bemerkung einzugehen.
    Ngoma winkte ab. »Sie lebt nicht hier. Das ist keine Umgebung für sie. Ich habe sie in einem Hotel untergebracht. Es ist das Dorchester.«
    »Oh«, sagte Bill, »ein vornehmer Schuppen.«
    Der Mann winkte ab. »Ach, das muss man nicht so eng sehen. Ich habe viel an meiner Tochter gutzumachen, das können Sie mir glauben. Sie sollte sich hier wohl fühlen.«
    »Gut«, sagte ich, »und Sie möchten, dass wir ein Auge auf Ihre Tochter haben?«
    »Ja, wenn ich tot bin.«
    »Aber Sie leben noch!«
    Er schaute mich aus seinen großen Augen an. Ich entnahm seinem Blick, dass er sich aufgegeben hatte. Er schaute ins Leere und schüttelte dabei den Kopf. »Bitte, Mr. Sinclair, ich kann Sie verstehen, dass Sie so etwas sagen, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass mich der schlimmste Fluch getroffen hat, den man sich nur vorstellen kann. Die alten Götter haben ihm die Kraft gegeben. Sie haben den Zauberer mächtig gemacht. Er ist jemand, der auf alten Friedhöfen seine Kraft holt, um die Flüche sprechen zu können.«
    »Ist er ein Zombiemacher?« wollte ich wissen.
    »Nein, das nicht. Ein Totmacher. Wen er verflucht hat, der hat keine Chance mehr.«
    »Hat er einen Namen?«
    Es war eine harmlose Frage, die ich gestellt hatte, aber Ngoma zuckte zusammen, als hätte er etwas Schlimmes aus meinem Mund gehört. Er rieb seine Hände gegeneinander. Die Augen wurden feucht. Er bemühte sich, eine Antwort zu geben, aber sie fiel ihm verdammt schwer. Erst nach einer Weile fand er den Mut, etwas zu sagen.
    »Ja, er heißt Orru!«
    Bill und ich schauten uns an. Den Namen hatte ich noch nicht gehört, und Bill auch nicht, sonst hätte er nicht sofort danach mit den Schultern gezuckt.
    Ngoma lächelte
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