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1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
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ihr das von Orru?«
    »Er bestraft!«
    »Klar, aber darauf kannst du dich nicht verlassen.« Ich hielt ihn dicht unter dem Hals an der Kutte gepackt und schüttelte ihn durch. »Orru ist weit weg, denke ich mir. Aber wir sind in deiner Nähe, und wir können dich schneller bestrafen als dein Orru. Ich würde mich an deiner Stelle nicht quer stellen.«
    »Ich hasse dich!«
    »Das bringt doch nichts, John«, meldete sich Bill, der den Bewusstlosen zur Seite gerollt hatte. »Wir sollten wieder losfahren.«
    »Und wohin?«
    »Das Ziel kann nicht weit sein. Der Wagen ist um die Kurve nach links gebogen. Da hören die Bauten auf. Da sind wir bereits dicht am Wasser, wenn du so willst.«
    Bill hatte gesprochen. Ich hatte ihn dabei nicht anschauen können, aber ich hatte mich auf meinen Gefangenen konzentriert, und in dessen Augen bewegte sich etwas.
    Bei Bills letzten Worten war er leicht zusammengezuckt. Für mich stand jetzt fest, dass wir uns wirklich nicht mehr weit vom eigentlichen Ziel befanden.
    »Wo habt ihr die beiden Geiseln hingebracht?«
    Plötzlich öffnete er den Mund. Er gab noch keine Antwort, aber er lachte, und sein Mund sah aus wie der eines Clowns, der sein Publikum auslachen wollte.
    »Orru wartet.«
    »Dann ist er hier in der Nähe?«
    »Er holt sich alle. Er dringt in sie ein. Er vernichtet sie. Er ist ein voye lamò, einer der Stärksten, den niemand stoppen kann. Kein Mensch, kein Mensch…«
    Er drang also in sie ein!
    Das konnte kein Mensch. Das schaffte keine Gestalt mit einem stofflichen Körper, und ich gelangte allmählich zu der Überzeugung, dass wir es bei Orru mit einem Geist zu tun hatten.
    »Lass uns fahren, John!«
    In diesem Fall hatte Bill Recht. Ich trat zurück und zog meine Beretta. Der Kerl vor mir wollte seine Arme in die Höhe reißen, doch ich war schneller.
    An der Stirn wurde er vom Griff der Waffe getroffen. Für einen Moment starrte er mich noch erstaunt an, dann war es vorbei. An der Fahrerseite des Porsches rutschte er zu Boden und wurde von Bill zur Seite gezogen.
    Der Reporter hatte es sehr eilig. »Beide werden nicht sterben«, sagte er beim Einsteigen. »Wir können die Helfer etwas später alarmieren. Meine Kugel hat ihn praktisch nur gestreift.«
    »Wenn du das sagst…«
    Bill grinste nur und startete den Motor. Wir durften uns alles erlauben, nur kein schnelles Anfahren.
    Da wären wir weggerutscht wie eine Eistänzerin, die einen falschen Schritt hingelegt hatte.
    Bill ließ seinen Wagen vorsichtig anrollen. Er saß gespannt hinter dem Lenkrad und beobachtete genau die Fahrbahn. Er schaffte es, den meisten Ölflecken auszuweichen, und so erreichten wir unangefochten das Ende der Gasse.
    »Hier links«, sagte ich.
    »Weiß ich.«
    Der Reporter lenkte den Porsche vorsichtig in die Kurve hinein. Zwei Voodoo-Diener hatten versucht, uns den Weg zu versperren. Es war ihnen nicht gelungen, aber wir mussten damit rechnen, dass es noch andere Aufpasser gab.
    Diesmal stand uns das Glück zur Seite. Bill hatte nach dem Verlassen der Gasse das Fernlicht eingeschaltet, und so bekamen wir die neue Umgebung wie auf dem Präsentierteller zu sehen. Eine starre Flut aus Licht glitt über das Pflaster hinweg, das so etwas wie eine breite Rampe bildete, die an der rechten Seite von einer dunklen Wasserfläche begrenzt wurde und an der linken durch eine Böschung aus Steinen, die sich schräg in die Höhe zog.
    Aber das war für uns momentan nicht das Wichtigste, was wir zu sehen bekamen. Das Licht erfasste mit seiner kalten Schärfe auch den Geländewagen, der abgestellt worden war und zwischen Wasser und Böschung wie vergessen stand.
    Bill lachte und warf dabei den Kopf zurück. »Ich habe es gewusst, John, ich habe es gewusst.«
    Ich teilte seinen Optimismus noch nicht. »Warten wir erst einmal ab. Leider sehe ich keinen. Sie können von hier auch weitergefahren sein. In einem Boot zum Beispiel. Dann sehen wir blass aus.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Sekunden später hielt Bill seinen Porsche neben dem anderen Wagen an.
    Bevor wir ausstiegen, schauten wir uns um. Sicher war sicher, aber es gab keinen, der etwas von uns wollte. In der unmittelbaren Umgebung hatte sich die mitternächtliche Stille ausgebreitet, als wollte sie die Welt noch mal beruhigen, bevor sie wieder von der Hektik des neuen Tages durchdrungen wurde.
    Ich drückte mich noch vor Bill aus dem Porsche und ging zum Wasser hin, weil mir die Sache mit dem Boot nicht aus dem Kopf wollte. Es war nicht die Themse, auf
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