Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1272 - Der Geist des Zauberers

1272 - Der Geist des Zauberers

Titel: 1272 - Der Geist des Zauberers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Dann erfuhr sie die Antwort.
    »Die Schuld bist du.«
    »Wieso ich?«
    »Dafür, dass er ein reiches Leben führte und keine Sorgen ihn drückten, hat er versprochen, mir seine Tochter zu opfern. Aber das Versprechen hat er nicht eingehalten, und so bin ich erschienen, um dich persönlich zu holen…«
    ***
    Das ist nicht wahr! schrie es in ihr. Das kann nicht wahr sein. Der Geist lügt!
    Es war Naomis erste Reaktion. Zugleich sagte ihr der Verstand, sofern er noch vorhanden war, dass trotzdem alles stimmte, und plötzlich musste sie auch wieder an ihren Vater denken.
    Er hätte es tun können. Dann wäre für ihn die Sache erledigt gewesen. Aber er hatte es nicht getan.
    Er hatte sein eigen Fleisch und Blut nicht diesem Götzen überlassen, und sie sah Ngoma plötzlich in einem anderen Licht. Jetzt wusste sie auch, warum er keinen Kontakt mit ihr aufgenommen hatte. Er hatte sie nicht in Gefahr bringen wollen, doch im Laufe der Zeit war der Wunsch, sie zu sehen, einfach zu groß geworden, und deshalb hatte er sich auch wieder gemeldet. Vielleicht hatte er auch gedacht, dass Orru sich nicht mehr an das Versprechen erinnerte, und genau das war der tödliche Irrtum gewesen.
    »Weißt du jetzt Bescheid?«
    Naomi nickte.
    »Dann wirst du nun den gleichen Weg gehen wie dein Vater und auch dessen Leibwächter…«
    Naomi wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab und die kalte Knochenklaue des Todes sie bereits berührte…
    ***
    »Dann wirst du den gleichen Weg gehen wie dein Vater und auch dessen Leibwächter…«
    Genau diesen Satz hörten Bill und ich, als wir das Ende des kurzen Stollens erreicht hatten und mit wenigen Blicken sahen, was hier passierte oder schon passiert war, denn Adam, der Schrank von einem Mann, lag tot am Boden.
    Aber Naomi lebte noch. Auch wenn sie knapp davorstand, ihr Leben zu verlieren.
    In einer derartigen Lage war ich froh, Bill Conolly an meiner Seite zu haben. Auch wenn er und ich kein so eingespieltes Team waren, als stünde Suko an meiner Seite, so wusste ich doch, dass ich mich auf Bill verlassen konnte.
    »Halte du die Truppe in Schach, Bill!« flüsterte ich ihm scharf zu.
    Er nickte. Seine Waffe hatte er bereits gezogen. Allerdings würde es verdammt schwer werden, die Diener des Götzengeistes unter Kontrolle zu halten. Es waren einfach zu viele, aber ich wollte auf den Umstand der Überraschung setzen.
    Bill nickte und fragte zugleich: »Was machst du?«
    »Ich hole mir Orru!«
    Für einen winzigen Augenblick blitzte es in seinen Augen. Sein Gesicht nahm einen kantigen Ausdruck an, der seine Entschlossenheit dokumentierte.
    Das Kreuz hing längst vor meiner Brust. Es gab mir eine gewisse Sicherheit, auch gegen den bösen Voodoo-Zauber, der zwar in unseren Breiten sehr fremd war, aber schon Elemente des Christentums übernommen hatte und auch von seinen Befürwortern als Religion angesehen wurde.
    Das kurze Zwischenspiel hatte nicht viel Zeit gekostet. Es war Orru noch nicht gelungen, die angsterfüllte Naomi zu übernehmen. Ich sah seine drei Gesichter dicht vor ihr, aber nicht an ihr, und das war meine große Chance.
    Während ich Bills Schrei hörte und gleichzeitig einen Schuss vernahm, als er die Kugel in die Decke jagte, sprang ich vor und musste nur wenige Schritte laufen.
    Es klappte prima. Der dreigeteilte Orru reagierte überhaupt nicht. Ob er das überhaupt konnte wie ein normaler Mensch war fraglich, aber ich musste die Sekunden ausnutzen, die mir blieben. Wenn sich seine Vertrauten und Helfer erst von ihrer Überraschung erholt hatten, konnte es für uns zu spät sein.
    Plötzlich stand ich zwischen Orru und Naomi, die es wohl nicht fassen konnte, denn hinter mir hörte ich ihren Aufschrei der Überraschung. Dann rief sie meinen Namen, ich spürte auch den leichten Stoß unter dem rechten Schulterblatt und hatte anschließend nur Augen für den verfluchten Voodoo-Dämon.
    Das heißt, etwas fiel mir trotzdem auf, denn rechts von mir hatte Bill eingegriffen und sich eine gute Position verschafft. Er stand hinter einem der Männer und hatte die Mündung der Beretta gegen dessen kalkige Wange gepresst.
    Orru zeigte eine Reaktion. Der Geist aus der dunklen Seite des Universums verdrehte seine Augen.
    Das breite Maul verzog sich, und ich sah alles drei Mal.
    Seine Stimme hörte ich ebenfalls, aber sie war mehr ein Gewittergrollen, denn Worte oder Sätze schleuderte sie mir nicht entgegen. Seine Nähe war zu spüren, denn mich erwischte eine Kälte, die nicht von dieser Welt war.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher