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1268 - Shao, der Zombie und wir

1268 - Shao, der Zombie und wir

Titel: 1268 - Shao, der Zombie und wir
Autoren: Jason Dark
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waren Finger, die sich vor kurzem noch an einem Menschen befunden hatten. Sie hatten sich in die Haut hineingegraben, sie raubten Shao die Luft, und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie erstickte.
    Ich versuchte, die gekrümmten Finger aufzubiegen, um die Hand vom Hals wegzudrehen. Es klappte nicht.
    Ich zerrte am Arm - und wäre fast gefallen, denn es war etwas Furchtbares geschehen. Ich hatte den Arm aus dem Körper gelöst, ohne dass die Hand Shaos Kehle verlassen hatte.
    Sie klemmte noch immer fest.
    Neben mir brach Shao zusammen. Bevor sie zu Boden fiel, fing ich sie auf, und jetzt konnte ich zum ersten Mal einen Blick in das Gesicht werfen. Die Augen waren weit aufgerissen, ebenso der Mund, aus dem ein Teil der Zunge hervorhing. Sie lebte noch. Ich glaubte, das Flehen in ihren Augen zu sehen, und zog meine Beretta.
    Eine Silberkugel jagte ich in den Arm hinein. Ich setzte darauf, dass er verfaulen oder vom Hals abfallen würde, aber das war nicht der Fall. Meine Augen starrten auf das Kugelloch, aus dem nicht mal Blut quoll, aber die verdammten Finger lagen noch immer um Shaos Kehle.
    Dass ich durch meine geweihte Silberkugel nichts erreicht hatte, machte mich für einen Moment hilflos. Ich hörte Li leise weinen, denn plötzlich war um mich herum wieder alles so klar. Shao lag auf dem Rücken, die Hand klebte an ihrer Kehle. Ich musste mir in den folgenden Sekunden etwas einfallen lassen, sonst war sie verloren.
    »Johnnn… aaggrrr…«
    Es war ein Ruf, es war ein gurgelnder Schrei zugleich, den ich hinter meinem Rücken hörte.
    Ich drehte mich um.
    Eine Gestalt, die sich kaum auf den Beinen halten konnte, taumelte in den Raum hinein. Es war Suko. Er hatte es trotz seiner Verwundung geschafft, sich aufzuraffen. Wahrscheinlich hatte ihn die Angst um Shao diese irrsinnigen Kräfte verliehen.
    Ich erkannte mit einem Blick, dass sich Suko nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Bevor ich ihn erreichte, brach er zusammen, aber er zog mit der letzten Kraft noch seine Dämonenpeitsche hervor, als wollte er mir ein bestimmtes Zeichen geben, was ich tun sollte.
    Ich schnappte mir die Peitsche. Ich drehte den Kreis und ließ die drei Riemen nach außen rutschen.
    Ich lief auf Shao zu und holte schon während des Laufens aus.
    Dann schlug ich zu und erwischte den Arm.
    Die drei Riemen drehten sich um ihn, als wollten sie ihn nie mehr loslassen. Ich hielt den Griff der Peitsche in der Hand, zerrte ihn jetzt zurück - und sah wie die Finger vom Hals der Frau abrutschten. Was ich durch den Druck meiner Hände nicht geschafft hatte, das war für die Peitsche ein Kinderspiel.
    Der Hals lag wieder frei. Shao konnte atmen. Ob sie das auch so schnell schaffte, war fraglich, aber ich konnte mich jetzt um sie nicht kümmern.
    Mit einer schnellen Bewegung schleuderte ich den Arm herum. Er prallte auf den Boden, und ich wollte die Peitschenriemen von ihm lösen, aber das war nicht mehr nötig.
    Die Dämonenpeitsche hatte wieder mal bewiesen, was in ihr steckte. Der menschliche Arm verlor seine Farbe. Die Haut sah für mich so aus, als würde sie sich aufwickeln. Sie wurde grau, und sie dunkelte noch immer mehr ein. Dabei hörte ich auch ein Knistern. Es war ein Geräusch, wie ich es von der Holzkohle her kannte, wenn die kleinen Stücke übereinander schabten. Und zu einer dünnen Holzkohle war auch die Haut verfault. Der Vorgang beschränkte sich nicht allein auf den Arm, er erreichte auch die Finger, die ebenfalls immer schwärzer wurden und dann abfielen wie krumme Würmer.
    Dies alles war innerhalb Sekunden geschehen. Ich drehte mich wieder um, hin zu dieser verdammten Gestalt.
    Sie stand noch da.
    Aber sie war zurückgegangen. Das von der Decke fallende Licht gab ihr etwas Unwirkliches. Auf mich wirkte sie wie eine Figur, die noch nicht ganz fertig war.
    Sie lief mir nicht weg. So blieb mir Zeit, um nach Shao zu schauen, die auf dem Rücken lag und von Li betreut wurde. Sie kniete neben ihr. Sie tätschelte die Wangen der noch immer Leblosen, sie sprach mit ihr, und ich befürchtete schon das Schlimmste, weil Shao sich nicht bewegte.
    Dann hörte ich sie stöhnen.
    Es war kaum ein menschlich zu bezeichnender Laut, der sich der Kehle entrang. Sie saugte nach Luft wie ein Sterbender, der in den letzten Sekunden seines Lebens noch mal richtig einatmen will und diesen Atemzug mit einem schaurig klingenden Röcheln verband.
    Für mich war dieses Geräusch die reine Freude, denn jetzt stand fest, dass Shao lebte.
    Wie
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