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1268 - Shao, der Zombie und wir

1268 - Shao, der Zombie und wir

Titel: 1268 - Shao, der Zombie und wir
Autoren: Jason Dark
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schaute nach draußen in den Keller. Auf seinem Boden verteilte sich noch immer das trübe Licht der schmutzigen Deckenleuchten. Ich verließ den Keller, stand im Gang und überlegte nicht lange.
    Die Treppe führte nach oben, aber zur linken Hand hin führte der Weg weiter in die Tiefe dieses Labyrinths hinein, in dem sich an der Seite die Umrisse einiger Türen abmalten.
    Sie wurden für mich plötzlich unwichtig, als ich den schrillen Schrei der Frau hörte…
    ***
    Shao war so entsetzt, dass sie nichts mehr hinzufügen konnte. Ihre Kehle klemmte plötzlich zu, und auch die neben ihr stehende Li brachte kein Wort mehr heraus.
    Von der Decke her strömte die Helligkeit aus unzähligen kleinen Glühbirnen herab, die diesen künstlichen Himmel bildeten, der vor einem dunklen Hintergrund schwebte.
    Es roch noch immer nach den alten Abwässern, doch das nahm Shao nur am Rande wahr. Sie schaute als Einzige hin, denn Li hatte den Kopf gedreht und ihr Gesicht gegen Shaos Schulter gedrückt, weil sie das Schreckliche nicht sehen wollte.
    Vor ihnen stand ein Monster. Ein ekliges und auch Angst einflößendes Gebilde, das zunächst einen unförmigen Leib besaß, aber auch Glieder, die fremd waren.
    Der Leib bestand aus Lehm, das war deutlich zu erkennen. Shao dachte an die mit Lehm gefüllten Kisten, die sie gesehen hatte. Jetzt wusste sie auch, wozu dieser Lehm benötigt wurde. Wahrscheinlich wollte man noch mehrere dieser Monster aus ihm formen.
    Dem Umriss nach hatte man schon einen menschlichen Körper geschaffen und ihn auch glatt geklopft. Shao dachte sofort an die toten Mädchen, als sie die Beine der grauenhaften Gestalt sah, die zudem nur einen Arm besaß, den linken.
    Nach oben hin war der Lehm verjüngt worden. Man hatte ihn gedreht, und so war ein Hals entstanden, auf dem sogar ein Kopf zu sehen war. Wieder ein menschlicher, aber er gehörte keiner Frau, sondern einem Mann. Es war der Kopf eines uralten Chinesen, dessen Haut nur aus Falten zu bestehen schien. Augen wie Schlitze, ein Mund, der kaum zu sehen war, und ein Kinn, das spitz vorstand.
    An der Bewegung an der Seite merkte Shao, dass Li ihren Kopf wieder zurückgenommen hatte. Sie hörte die junge Frau stöhnen und sah auch, dass sie schwankte und dabei ihren Kopf immer wieder schüttelte.
    Shao hielt sie sicherheitshalber fest. Sie hatte sich wieder fangen können. Nicht dass sie so etwas wie diese hässlichen lebenden Lehmwesen jeden Tag sah, aber sie hatte schon einiges hinter sich, und jetzt dachte sie daran, dass dieses Gebilde vor ihr so etwas wie ein chinesischer Golem war. Ein künstlicher Mensch, hergestellt aus Lehm, als sollte das Werk des einzigen Schöpfers ad absurdum geführt werden.
    Die Frage, die Li stellen wollte, konnte sie nicht normal hervorbringen. Es hörte sich eher an wie ein Würgen, und Shao verstand sie nur mit Mühe.
    »Wer… ist das?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Kein Mensch - oder doch?«
    »Ja und nein.«
    »Künstlich, nicht?«
    »Ein Golem.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Ist auch nicht tragisch.«
    Der kurze Dialog hatte sie von den wahren Dingen abgelenkt. Aber Shao wusste genau, dass es nicht so bleiben konnte. Dieses Ding musste zerstört werden. Es hielt sich auf den Beinen, es fehlte nur noch der rechte Arm, und den hatten sie Li nehmen wollen, die dies jetzt ebenfalls erkannte und zu weinen begann.
    »Mein Arm… mein Arm… er war für den Golem gedacht, Shao. Sag es, dass es stimmt!«
    »Das denke ich auch.«
    »Lebt er?«
    »Ich kann es dir nicht sagen…«
    »Bitte, Shao, wir müssen etwas tun. Das können wir nicht so hinnehmen. Man muss ihn… kann man ihn überhaupt zerstören?«
    »Ich denke schon.«
    »Schaffst du das denn?«
    »Wohl kaum.« Sie überprüfte die Waffe, die sie dem Chinesen abgenommen hatte, und erschrak.
    Die Pistole war leer. Es steckte kein Magazin darin. Vielleicht hatte der Gangster es auswechseln oder füllen wollen und war nicht mehr dazu gekommen. Jedenfalls nutzte die Waffe nichts!
    Shao wollte dennoch nicht flüchten. Sie war eine Frau, die allem auf den Grund gehen wollte, und sie fühlte sich hier verantwortlich, wenn Suko und John schon nicht dabei waren.
    »Ich muss mehr von ihm wissen. Er hat einen Kopf. Vielleicht kann er sogar reden.«
    Li wich von ihr weg, als wäre sie plötzlich aussätzig. »Das meinst du doch nicht im Ernst!«
    »Doch.«
    »Er wird dich töten!«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Shao konnte einfach nicht anders handeln. So wie Suko und John war auch
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