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1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales
Autoren: Jason Dark
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niemand.
    Aber etwas ging hier vor. Bill hatte keinen konkreten Beweis, er musste sich da auf sein Gefühl verlassen, und das war nicht eben positiv, denn Bill kam sich in diesem Haus vor, als hätte ihn jemand in eine große Falle gesteckt.
    Er nahm das Glas vom Regal und füllte es mit kaltem Wasser, das er Cathy brachte.
    »War etwas?«, fragte sie.
    »Wieso? Was soll gewesen sein?«
    »Sie haben so komisch geschaut, Bill. Aus dem Fenster, meine ich.«
    »Ach nein, das…«
    Cathy hatte noch nicht getrunken.
    Sie protestierte. »Doch, Bill, keine Ausrede. Ich habe Sie genau beobachten können.«
    »Trinken Sie erst mal.«
    Das tat Cathy auch. Danach berichtete der Reporter, was er draußen entdeckt hatte. Er war davon ausgegangen, eine überraschte und auch ängstliche Cathy Tucker zu erleben, das trat jedoch nicht ein. Sie stellte nur das fast leere Glas zur Seite und winkte mit der freien Hand ab.
    »Das bin ich gewohnt, Bill. Irgendwie beobachten sie mich immer. Sie müssen es ja. Ich bin hier so etwas wie eine Ausgestoßene, aber zugleich auch eine Retterin. Eine Heilige und ein Monster zugleich. Daran kann ich nichts ändern. Sie wollen sich von dem Fluch befreien, und das ist nur durch Kevin und mich möglich.«
    »Indem Sie das Kind opfern?«
    »Ja!«
    Bill hatte sich wieder gesetzt. Er schaute in die Augen der Frau und wunderte sich über deren klaren Blick. Cathy Tucker war eine Person, die die Realität erkannt hatte und sich vor ihr nicht verschloss.
    Sie wusste, was auf sie zukam, und sie hatte sich zunächst damit abgefunden. Aber wie es tatsächlich in ihr aussah, das hatte Bill vorhin noch bei ihrem leichten Schwindel erlebt.
    Er schüttelte den Kopf und versuchte so etwas wie ein Lächeln. »Nein, Cathy, das werde ich auf keinen Fall zulassen, dass Sie Ihr Kind opfern, um die Menschen hier zu retten.«
    Sie senkte den Blick. »Nett von Ihnen, Bill. Toll, wie Sie das sagen, aber das ist Theorie. Die Praxis sieht ganz anders aus.«
    »Wie denn?«
    »Nun ja«, sagte sie jetzt leicht stotternd. »Das Dorf steht gegen uns. Alle Einwohner. Wir kommen nicht gegen sie an. Es wird in der kommenden Nacht passieren. Das habe ich Ihnen bisher noch nicht gesagt. Da soll ich meinen Sohn opfern.« Sie holte tief Atem. Die Handflächen fuhren über ihre Beine hinweg. »Sie sind ein netter Mensch, Bill, ich bin auch dankbar, aber wie Sie selbst sagten, haben auch Sie Familie. Das sollten Sie nicht vergessen.«
    »Keine Sorge, daran denke ich öfter.«
    »Ich meine das anders. Sie sind auch noch jung. Wollen Sie hier getötet werden?«
    »Das hatte ich nicht vor.«
    »Genau. Und weil das so ist, sollten Sie am besten Irfon verlassen. Ich bleibe hier. Ich kann meinem Schicksal vielleicht entgehen, wenn mir noch etwas einfällt…«
    »Haben Sie schon mal an Flucht gedacht?«
    »Ja, natürlich. Was denken Sie denn? Aber ich komme hier nicht weg. Die Bewohner haben ein Auge auf mich. Und ich würde meinen Sohn nie im Stich lassen, verstehen Sie. Es würde auffallen, wenn wir den Ort verlassen.«
    »Sie haben ein Auto, Cathy!«
    »Stimmt. Es parkt praktisch in Greifweite. Aber sind Sie schon mal mit zerstochenen Reifen gefahren, Bill?«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Eben. Damit kommt man nicht weit. Die Leute hier wissen genau, was sie tun müssen. Ich bin sicher, dass auch Sie bereits sich in deren Blickfeld befinden.«
    »Da haben Sie bestimmt Recht.«
    »Ich denke, dass man Sie jetzt noch fahren lassen wird, Bill. Deshalb gehen Sie sofort.«
    Der Reporter drückte die halb ausgestreckten Arme nach unten. »Warten wir mal ab.«
    »Ich habe es Ihnen geraten.«
    »Schon gut. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Sie und den Kleinen im Stich lasse. Außerdem bin ich ein recht störrischer Typ, der das, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, auch durchzieht. Das werde ich hier tun. Aber es geht weniger um mich als um Sie, Cathy. Ich kenne jetzt Ihre Situation, um die ich Sie wirklich nicht beneide. Aber ich frage mich auch, was sie auf den Friedhof und hin zum Grab des Pfarrers getrieben hat.« Er schaute sie an. »War es nur der Wunsch, Blumen in die Vase zu stellen?«
    »Nein«, gab sie leise zu.
    »Also eine Ausrede?«
    Cathy zuckte mit den Schultern. »Das kann man auch nicht so sagen, Bill. Ich weiß nur, dass der Pfarrer in der Vergangenheit eine bestimmte Rolle gespielt hat. Einzelheiten kenne ich nicht, aber er muss in den Kreislauf des Bösen hineingeraten sein. Das haben auch die Menschen damals
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