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1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales
Autoren: Jason Dark
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gratulieren. Ein prächtiger Junge.«
    »Danke.« Cathy senkte den Kopf. »Das finde ich auch.«
    »Dann bleibt nur zu hoffen, dass ihm das Leben alle Chancen gibt.«
    »Ja, ja«, sagte die Frau nur, ließ die Schultern hängen und drehte sich weg.
    Bill hatte den Eindruck, etwas Falsches gesagt zu haben. Er wollte nachfragen, aber Cathy Tucker kam ihm zuvor. »Kevin hat nur das Pech, in einem Ort wie Irfon groß zu werden, Bill. Nicht dass es ein Kaff ist, das wäre ja noch zu akzeptieren, aber Sie wissen, unter welchem Fluch die Menschen hier zu leiden haben. Unter der verdammten Spinnenpest, die noch nicht gestoppt ist, das weiß ich. Und Sie wissen das auch, Bill, denn Sie haben erlebt, was dort auf dem Friedhof passiert ist. Die Spinnen aus dem Grab des Pfarrers haben wir uns nicht eingebildet. Es hat sie tatsächlich gegeben, und sie sind freigekommen. Wissen Sie auch, was das bedeutet?«
    »Ja, es ist nicht schwer, eine Antwort zu finden. Die Spinnen werden das Dorf übernehmen, und sie werden auch die Menschen angreifen, um die Pest zu verbreiten. Diese drei Leute, die abgeholt wurden, waren nicht mehr als ein Test. Ein Versuch, das dicke Ende folgt nach, das weiß ich genau.«
    »Ja, es ist zu befürchten.«
    »Da wiederholt sich dann die Vergangenheit, hat mal jemand aus dem Ort hier gesagt.«
    »Und was passierte dort?«
    Cathy schaute Bill noch immer nicht an. Sie hob nur die Schultern, bevor sie sprach. »Vor langer Zeit haben die Menschen hier versucht, den Teufel zu überlisten, doch das ist ihnen nicht gelungen. Sie haben ihn zwar an der Nase herumgeführt, aber seine Strafe ist schlimm gewesen und hat die Zeiten überdauert.«
    »Wissen Sie denn genau, was damals passiert ist?«
    »Nein, nicht so recht. Aber es ist auch um ein Kind gegangen, um ein sehr kleines, wie Kevin eben.«
    »Und was war damit?«
    »Es hätte geopfert werden sollen.«
    Bill wartete den tiefen Atemzug der Frau ab, bevor er seine nächste Frage stellte. »Man hat es nicht geopfert, nehme ich an.«
    »Richtig. Es wurde dem Teufel vorenthalten, und deshalb ist der Fluch auch nicht gelöscht worden. Wie es heißt, hat sich die Mutter des Kindes geopfert. Clara ging hin und stürzte sich in eine Schlucht, aber ihr Kind gab sie nicht her.«
    Bill räusperte sich. »Wäre es möglich, dass es Parallelen zur Jetztzeit gibt?«
    Cathy Tucker sagte zunächst nichts. Als sie wieder sprach, klang die Stimme leicht erstickt. »Es ist nicht nur möglich, Bill. Wieder gibt es ein Kind, und wieder gibt es eine Mutter. Sie kennen beide. Die Menschen haben sich wieder an die alten Zeiten erinnert, und jetzt wollen sie es besser machen.«
    »Sie sind die Mutter, Cathy.«
    »Ja.«
    »Kevin ist Ihr Kind.«
    Sie nickte, dann drehte sie sich mit einer scharfen Bewegung um. »Ein Kind, das sich nun opfern soll, damit der Ort von diesem verdammten Wahnsinn befreit wird…«
    ***
    Zwei Hände umkrampften die Lehne des schäbigen Sessels, als wollten sie diese zerdrücken. Der Mann, der in dieser steifen und unnatürlichen Haltung dort saß, hielt nicht nur seine Augen weit offen, sondern auch seinen Mund. Er hatte die Zunge nach vorn gestreckt, das Gesicht war gerötet, doch dies interessierte Suko und mich nicht. Etwas anderes war für uns wichtiger und auch fast nicht zu glauben.
    Im Körper des Mannes, der Paul Roberts hieß und Agent war, hatten sich zahlreiche Spinnen versammelt, die nun einen Ausgang bekommen hatten und den Weg nach draußen fanden. Ein Strom aus kleinen, krabbelnden Geschöpfen bewegte sich über die Zunge hinweg, als wäre sie die Brücke zur Freiheit.
    Es war ein Bild, das man kaum glauben konnte. Ein Albtraum. Horror in einer ganz normalen Umgebung, aber das war kein Film, dies erlebten Suko und ich tatsächlich.
    Der Strom der kleinen Tiere wollte einfach nicht abreißen. Sie hatten die ausgestreckte Zunge längst verlassen und hüpften von der Spitze herab nach unten auf den Körper. Sie erreichten die Brust, wo sie auch nicht mehr lange blieben, bewegten sich wieder, krabbelten über den Bauch hinweg zu den unteren Regionen des Körpers, um dann die Beine in Beschlag zu nehmen.
    Wir waren nicht so geschockt wie es bei »normalen« Menschen der Fall gewesen wäre. Der Schrecken in den verschiedenen Formen gehörte nun mal zu unserem Beruf, und wir wurden auch nicht zum ersten Mal mit den Spinnen konfrontiert. Wir hatten sie vor knapp zwei Stunden noch in einem Krankenzimmer erlebt, in dem die drei Personen lagen, die sich im
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