Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
126 - Hinter der Grenze

126 - Hinter der Grenze

Titel: 126 - Hinter der Grenze
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
halten konnte. Ein Hitzeschauer lief durch seinen ganzen Körper.
    »Er rettet unsere Kinder vor dem Verhungern!« sagte ein anderer Mann, und die Clanälteste tat es Ruuk gleich und kniete nieder. »Er ist ein Hüter!«, rief sie. »Ein Hüter!«
    Das Wort verfing sich im Gedächtnis der Barbaren. Sie wiederholten es, als sie ihrer neuen Gottheit huldigten, als sie sich niederließen und ihr Dorf bauten. Es begleitete Teggar und seine Verbündeten auf die andere Seite des Sees, als Ruuk, dessen rätselhafte Krankheit nur wenige Stunden gedauert hatte, sie aus dem Clan verbannte – und es kehrte mit ihnen zurück, als der Bruderkrieg begann. Damals, vor dreihundert Jahren…
    ***
    »Ja, aber wartet nicht auf mich«, hörte Matthew Jed über Funk sagen. »Ich finde euch schon.«
    Er und Lansdale hatten sich hinter eine Hütte zurückgezogen. Cummings stand hinter einem Baum und beobachtete die Umgebung.
    Matt nickte, obwohl Jeds Tonfall ihm Sorgen bereitete.
    »Wie du meinst. Ich melde mich, sobald –«
    Er schrie auf, als sich ein Pfeil in seinen Arm bohrte. Das Funkgerät fiel zu Boden. Lansdale fuhr herum und schoss blindlings in das Schilf hinein. Eine Pfeilsalve antwortete ihm.
    Er sprang hinter die Wand der Hütte und zog Matt mit sich.
    »Lassen Sie mich mal sehen, Sir.«
    Matt wurde für eine Sekunde schwarz vor den Augen, als er die Pfeilspitze aus seinem Arm herausragen sah. Dann biss er die Zähne zusammen, griff danach und zog sie mit einem Ruck heraus.
    »Genau so wird's gemacht, Sir.« Lansdale nickte. »Ist keine große Sache.«
    Probeweise ballte Matt die Hand zur Faust. Dann schob er sich hinter der Mauer vor, zuckte jedoch direkt wieder zurück, als zwei Pfeile den Stein neben seinem Kopf aufplatzen ließen.
    »Die haben sich irgendwo im Schilf verschanzt«, sagte er.
    »Da kommen wir nicht durch.«
    Er blickte zurück über den Dorfplatz, wo der Kampf mit verstörender Intensität tobte. Die schilfgedeckten Hütten brannten und qualmten im Regen. Rauchschwaden zogen über den Platz, verhüllten die kämpfenden Krieger halb vor seinen Blicken.
    Es war ein apokalyptischer Anblick. »Wir schaffen es nie bis zum EWAT«, sagte Matt frustriert. Selbst mit ihren modernen Waffen konnten sie gegen eine solche Übermacht nichts ausrichten. Er sah zum Seeufer, wo kleinere Boote festgebunden lagen. »Wir nehmen ein Boot.«
    »Okay.« Lansdale nickte. »Aber dann haben wir die Pfeilschützen im Rücken.«
    »Damit müssen wir leben.« Matt hob den Driller. Sein Arm pochte schmerzhaft. »Wir decken die Schützen mit Sperrfeuer ein, Cummings hält uns den Weg nach vorne frei.«
    »Ja, Sir.« Lansdales Antwort kam prompt. Die Offizierin nickte nur hinter ihrer Deckung. Die nasse Uniform klebte an ihrem Körper. »Los!«
    Sie liefen los, feuerten mit aller Macht auf die verborgenen Schützen im Schilf. Cummings schrie, als unmittelbar vor ihr Krieger auftauchten. Einer schleuderte ihr seine Axt entgegen.
    Sie duckte sich und schoss. Sein Kopf explodierte.
    Matt fluchte. Der Kampf hatte sich zum See verlagert.
    Plötzlich waren sie von kämpfenden, sterbenden und wiederauferstehenden Menschen umgeben. Es roch nach Blut und Tod. Blitze zuckten über den Himmel, Donner grollte, einem urzeitlichen Ungeheuer gleich. Der Regen fiel wie ein Vorhang, schloss ihn von der Welt ab. Irgendwie fand er zum See und sprang in ein Boot. Hinter ihm durchtrennte Lansdale das Tau mit einem Messer und begann zu rudern.
    »Wo ist Cummings?!«, schrie Matt über das Unwetter hinweg.
    Der Corporal hob die Schultern.
    ***
    Unsterblichkeit.
    Aruula dachte nicht erst darüber nach, seit sie den Felsenturm betreten hatten. Schon auf dem großen Schiff, der USS HOPE, hatte sie sich Gedanken gemacht. Dort war Maddrax eröffnet worden, dass er noch sechsundvierzig Jahre jung sein würde – bis etwas, das sie »Zeitfeld« nannten, zusammenbrach und ihn umbrachte.
    Sechsundvierzig Jahre…
    Es war ein unwirtlicher, menschenfeindlicher Ort, den sich der Hüter ausgesucht hatte. Die Krieger, die Aruula festhielten, stolperten über glatte Steine und traten in tiefe Pfützen. Sie folgten zwar einem Weg, doch von dem hatte das Unwetter kaum etwas übrig gelassen.
    »Du wirst gleich dem Hüter begegnen!«, rief Teggar in den Lärm des Regens. »Es liegt an dir, wie du ihm gegenüber trittst – zitternd wie ein Kind oder stolz wie ein Krieger. Das ist deine Entscheidung.«
    Aruula sah ihn an. »Wieso wollt ihr mich? Was habt ihr davon?«
    »Den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher