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126 - Hinter der Grenze

126 - Hinter der Grenze

Titel: 126 - Hinter der Grenze
Autoren: Stephanie Seidel
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einem Stein und holte aus.
    Das Erste, was in Sicht kam, waren wippende Fühler.
    Snappers Augen, aus denen ein heller Verstand sprach, wurden kalt. Er wartete; reglos, konzentriert und mit der Geduld erprobter Jäger.
    Diese Riesenameise musste auf einem der beiden Baumstämme herüber gekommen sein, die seit dem letzten Sturm auf dem Wasser trieben, das den Felsenturm umschloß.
    Früher war es eine vereiste Pfütze gewesen. Mittlerweile hatte sich daraus ein großer, lang gestreckter Teich entwickelt. Was die Ameise auf der Insel suchte, konnte sich Snapper nicht erklären. Es war ihm auch egal. Hauptsache, sie war da.
    Das Insekt erstarrte, als es Snapper sah. Die Ameise wollte rückwärts fliehen, doch es war zu spät. Ein Stein krachte an ihren chitingepanzerten Kopf. Snapper packte einen der Fühler mit festem Griff und hämmerte auf dieser Schale herum, unter der sich sein Futter versteckte. Bei den Wasserschnecken machte er es auch so. Nur wehrten die sich nicht mit langen scharfen Kratzbeinen.
    Snapper kreischte seinen Protest heraus, als die blindlings schlagende Riesenameise seine Flanke traf. Widerhaken zerschnitten sein Fleisch. Wut und Schmerz beflügelten ihn.
    Snapper ließ den Stein fallen, packte den verbeulten Insektenkopf an den Seiten und drehte ihn um. Knack, ging es, und die Riesenameise war tot.
    Hungrig brach und riss er den Chitinpanzer auf. Snapper stopfte abwechselnd mit beiden Händen das saftige Futter in sich hinein. Er grunzte wohlig. Die tiefen Schnitte an seiner Flanke hatte er vergessen. Das konnte er auch – denn sie heilten bereits.
    ***
    Gegenwart
    Seit sie die Schlucht verlassen hatten, wurden Hagel und Sturm immer heftiger. Matt kämpfte mit der Steuerung der List of Mistakes, Lieutenant Cummings mit dem Navigationssystem. Die Magnetfelder verwechselten die Hagelkörner immer wieder mit Bodenkontakt und meldeten falsche Höhenangaben. Es war so dunkel wie mitten in der Nacht
    »List of Mistakes an Doktor Stuart«, sagte Lansdale mit monotoner Stimme hinter Matt. Seit sie die Schlucht verlassen hatten, versuchten sie ihn vergeblich zu kontaktieren. Jetzt schwebten sie bereits über den Palisaden des Dorfes, aber er antwortete immer noch nicht.
    Matt machte sich Sorgen. Er war absichtlich nicht gelandet, um Aruula und Jed ein Orientierungssignal geben zu können.
    Doch bei dem Kampf, der unter ihnen tobte, war es fraglich, ob sie sich überhaupt bis zum EWAT durchschlagen konnten.
    »Sehen Sie etwas?«, fragte er.
    Cummings schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Das Wetter ist zu schlecht. Ich kann noch nicht einmal erkennen, wer gewinnt.«
    Matt betrachtete die Monitore. Dem feindlichen Dorf war es gelungen, die Palisaden zu erstürmen, doch die Verteidiger warfen sie immer wieder zurück. Er hoffte, dass Aruula und Jed sich irgendwo versteckt hatten und nicht zwischen die Fronten geraten waren. Die Ungewissheit stach wie eine Nadel in seine Gedanken.
    »Wir landen«, sagte er entschlossen.
    »Ja, Sir!« Lansdale salutierte mit einem Enthusiasmus, der Matt nicht behagte. Cummings nickte nur ernst.
    Die List of Mistakes geriet kurz ins Trudeln, als eine Sturmböe gegen ihre Seite schlug, dann setzte sie hart auf.
    Lansdale löste den Sicherheitsgurt, ging zum Waffenschrank und nahm direkt zwei LP-Gewehre heraus.
    Cummings nahm eines an sich, Matt verzichtete. Der Driller war handlicher.
    »Schießen Sie wenn möglich nicht auf die Köpfe«, sagte er.
    »Sie sollen uns nur aus dem Weg gehen, wir wollen niemanden töten.«
    Er öffnete die Tür. Der Regen durchnässte ihn innerhalb von Sekunden bis auf die Haut.
    Ein Krieger tauchte mit erhobenem Speer vor ihm auf.
    Lansdale schoss ihm in die Brust, bevor Matt auch nur seinen Driller heben konnte.
    »Jeder Mensch hat ein Talent, Sir«, sagte der Corporal grinsend, bevor er das Funkgerät in die Hand nahm und seine monotonen Kontakt versuche wieder aufnahm. Cummings gab ihm Deckung.
    Hoffentlich sind wir nicht zu spät, dachte Matt.
    ***
    Winter 2185
    Es schneite. Ein unablässiges Wispern erfüllte die Winterluft im schottischen Grenzgebiet, als Heerscharen neuer Flocken auf den Schnee von gestern fielen. Er war praktisch unberührt. Man sah nur selten eine Spur, denn auch jetzt noch – hundertvierundsiebzig Jahre nach dem Kometeneinschlag – war die Gegend nur spärlich belebt. Wer jagen wollte, musste weite Strecken zurücklegen.
    Auf dem Felsenturm inmitten des einzigen Sees weit und breit hockte ein großes düsteres Wesen. Es
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