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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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zur endgültigen Verbrennung kommt, und das ist auch bei Henry so gewesen.«
    Ich stellte eine Zwischenfrage: »Wie kamen Sie denn an die Asche Ihres Mannes heran? Normalerweise ist das nicht üblich.«
    »Ja, das stimmt, aber ich wollte sie einfach haben. Da habe ich einen Mitarbeiter des Krematoriums bestochen.« Sie hob die Schultern. »Hundert Pfund musste ich ihm geben. Damit war dann die Sache erledigt, und ich bekam die Asche.«
    »In der Urne?«, fragte Suko.
    »Ja.«
    »Was hätten Sie damit gemacht?«
    »Ich hätte sie vergraben.«
    »Und warum haben Sie das nicht getan?«
    Helen Carver sagte zunächst kein Wort. Sie schaute nur nach vorn und wusste nicht, wen sie zuerst ansehen sollte. Zwischen uns beiden blickte sie schließlich hindurch. »Tja«, murmelte sie, »warum habe ich das nicht getan? Ich weiß es selbst nicht genau.« Sie deutete auf ihre Brust. »Hier in meinem Innern hat sich etwas festgesetzt, über das ich wohl reden, es aber nicht genau erklären kann.«
    »Ein Gefühl?«
    »Richtig, Mr. Sinclair. Es ist ein Gefühl gewesen. Ein verdammt komisches Gefühl.« Sie räusperte sich und strich über den glatten Stoff ihres dunkelbraunen Mantels. »Ich - ähm - wollte mir die Asche mal genauer anschauen. Wissen Sie, so etwas habe ich noch nicht gesehen, und ich wollte sie auch aus der dunklen Urne heraushaben. Das habe ich getan, und sie in dieses Einmachglas gekippt.«
    »Mit dem Sie zu uns gekommen sind.«
    »Ja, Mr. Sinclair.«
    »Wie sind Sie auf uns gekommen?«, fragte Suko.
    Helen Carver winkte ab. »Ich habe herumtelefoniert und bin einigen Leuten auf die Nerven gefallen. Schließlich bin ich bei Ihnen hier gelandet.«
    »Dann war die Asche der Grund!«
    »Genau.« Sie deutete auf den Inhalt des Einmachglases und drückte dabei ihren Oberkörper zurück.
    »Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht die Asche meines Mannes ist, die sich hier im Glas befindet. Es ist überhaupt nicht die Asche eines Menschen«, behauptete sie mit Bestimmtheit.
    Ich pfiff durch die Zähne. »Und das wissen Sie genau?«
    »Ja, Sir, das weiß ich.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    Sie holte zunächst durch die Nase Luft und blies sie durch den Mund wieder aus. »Ich bin mir deshalb so sicher, weil ich die Asche habe chemisch untersuchen lassen. Der Mann einer Freundin ist Chemiker. Er arbeitet in einem Labor und hat mir den Gefallen getan. Was sich in diesem Glas befindet, ist alles andere als die Asche eines Menschen. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Sie hatte es mit einer derartigen Bestimmtheit gesagt, dass keiner von uns zunächst eine Antwort gab.
    Suko fing sich dann als Erster. »Hat man Ihnen denn gesagt, um welche Asche es sich handelt?«
    »Ja. Alte Lumpen und Holz. Das sind die Reste davon. Auch einige Haare sind darunter.« Sie hob ihre Stimme an. »Auf keinen Fall ist es die Asche eines Menschen und demnach auch nicht die meines Mannes. So sehen die Tatsachen aus.«
    Ich nickte ihr langsam zu. »Und was, bitte, folgern Sie daraus, Mrs. Carver?«
    »Dass da eine unwahrscheinliche Schweinerei abläuft!«, behauptete sie mit Bestimmtheit. »Da werden Menschen regelrecht verarscht. Da macht man sich über ihre Trauer lustig, und ich glaube nicht daran, dass ich die einzige Person bin, die betrogen worden ist. Das ist bestimmt bei zahlreichen anderen auch passiert. Ich kann es nicht beweisen und nur vermuten, aber von der Schweinerei bis zu einem Verbrechen ist es ja nicht weit. Oder was meinen Sie?«
    »Da könnten Sie Recht haben«, gab ich zu.
    »Habe ich, Mr. Sinclair. Habe ich bestimmt.« Ihr Gesicht lief wieder rot an. »Und jetzt möchte ich wissen, was mit der Leiche meines Mannes geschehen ist.«
    »Das steht Ihnen zu.«
    Sie blickte mich fordernd an. »Aber ich schaffe es nicht allein, Mr. Sinclair. Ich brauche Hilfe. Ich bin der Überzeugung, dass ich einen Anstoß gegeben habe. Ich habe den Finger in die Grube gesteckt. Ich habe etwas aufgewühlt. Und ich bin der festen Überzeugung, dass dies nur der Anfang eines ungeheuren Skandals ist.«
    »Das könnte sein.«
    Suko räusperte sich leicht, bevor er eine Frage stellte. »Wo hätte denn Ihr Mann verbrannt werden sollen?«
    »In Wexham.«
    Suko schaute mich an, und ich wusste die Antwort auch nicht. »Können Sie erklären, wo der Ort liegt?«, fragte mein Freund.
    »Ja, westlich von hier. Wexham ist ein Ort zwischen Hillington und Slough.«
    Damit konnte ich schon etwas anfangen, und das deutete ich auch durch das Nicken an.
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